SCHLUSSAKKORD

Das war der Freitag...

»Wir lernen uns ja gerade erst kennen, bleibt sitzen« - so sympathisch kann man es angehen, wenn man als Ska-Band vor ein sitzendes Publikum gestellt wird. Christian Spiecker, Frontsänger der »Slapstickers«, weiß, wie man ostwestfälisches Gemüt in den Griff bekommt. Sicher braucht das Zeit, aber es lohnt sich!

Als »Schweißtreibend« beschreibt das Programmheft die Band mit Wurzeln in Brühl bei Köln. Vielleicht auch in Vorahnung, was uns an diesem letzten Tag der »Woche 2015« klimatisch erwarten sollte. Denn schon wieder waren kräftige  Unwetter für den Raum Ostwestfalen-Lippe angekündigt. Und einmal mehr zogen diese zunächst in einem langen Band von Paderborn über Bielefeld nach Nordosten vom Dreiecksplatz weg. Die Folge: kaum Abkühlung, sondern eine Menge Schweiß, schon bevor die neunköpfige Kombo die Bühne betrat.

Fast traditionell durfte es dort am Freitag-Abend durchaus noch einmal etwas lauter werden. Die Folge: Eine Ska-Party, die selbst die Sitz-Fraktion in ein bedächtiges »Hüpfen« auf den Bänken versetzte. Energisch arbeiteten die Musiker darauf hin, wirklich jeden auf dem Platz zum Klatschen, Tanzen - oder wenigstens Wippen zu bewegen. Zahlreiche Alben und hunderte Konzerte in rund zwanzig Jahren sind eine gute Grundlage, das auch zu schaffen.

Musikalisch gab es modernen Ska-Sound auf die Ohren: Mehrstimmiger Gesang, melodiöse Bläser, viel Gitarre, Percussion, Orgel und ein drückender Bass sind gepaart mit richtig viel Bewegung auf der Bühne eine abwechslungsreiche Gesamtkomposition. Und eine perfekte Wahl der Programmgruppe für den ersten Teil dieses »Finale Grande«.

Ohnehin muss man denen, die in diesem Jahr für die Programminhalte verantwortlich zeichneten, ein großes Lob aussprechen. Musikalisch durchaus sehr abwechslungsreich und jederzeit auf höchstem Niveau, war sicher für jeden Besucher etwas dabei. Denn bei allen Neben-Schauplätzen darf man nicht vergessen, dass es hier vor allem um genau dieses Programm geht, um Kultur und Erleben.

Das funktionierte auch beim zweiten Act des Abends bestens. Die Clem Clempson Band und Special Guest Chris Farlowe haben noch deutlich mehr Bühnenerfahrung aufzuweisen. »Lebende Legenden«, wenn man so möchte. Und die verstehen ihr Handwerk!

Clem Clempson an der Gitarre und dem Mikrofon, Adian Askew am Keyboard, Reggie Worthy am Bass und Eddie Philipp hinter dem Schlagzeug – Musik-Kennern gehen diese Namen mit Begeisterung über die Lippen. Für alle anderen ist diese Kombination zugleich eine blueslastige musikalische Offenbarung. »The Voice« Chris Farlowe liefert mit seinen mittlerweile 75 Jahren eine überaus gelungene gesangliche Ergänzung. Ein Top-Act zum Abschluss und zum Genießen!

Und dann war da ja noch der Regen. Fünf Tage lang hat er einen großen Bogen um den Dreiecksplatz gemacht. Fünf Tage lang war Petrus eines der wichtigsten Vereinsmitglieder von über eintausend. Zum Abschluss-Blues aber machte er schlapp. Ein paar gewaltige Tropfen prasselten auf das Publikum herunter. Mehr zum Ärgern, als zum nass werden. Und nur wenige schlugen deswegen den Weg nach Hause ein. So ist das bei der »Woche«.

Es ist ein besonderer Moment, den ich auf mich wirken lasse. Ohne Kamera in der Hand um den Platz, die gelöste Stimmung genießen. Ein bisschen Wehmut gehört am letzten Tag immer dazu. Aber auch die Freude darauf, einmal auszuschlafen. Einmal nicht die Nacht zum Tag machen, um die tollen Konzerte in Worte zu fassen.

Die letzten Töne der Veranstaltung für dieses Jahr lasse ich auf dem Weg zum Auto auf mich wirken. Ein langsames Fade Out beim Gang durch die Königstraße. Die »Woche« 2015 wird in Erinnerung bleiben. Vielleicht sieht und liest man sich dann im kommenden Jahr 2016 wieder.

Darauf dürfen wir uns schon jetzt freuen!


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