Gütersloherisch für Anfänger
Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«
Regie, Kamera, Ton: Dominique Osea
Darsteller: Matthias Borner, Sven Grochholski, Dominique Paulin
Szenerie: Museums Café, Westfalen Apotheke (Kolbeplatz)
Schnotten
Bedeutung: Nasensekret
In den Wochen nach Karneval herrscht in so manchem Büro des Kreises Gütersloh dicke Luft. Karnevalskritische Angestellte ha-ben die Nase voll, weil sie während der tollen Tage im Februar die Vertretung für die faschingsbedingt fehlenden Kollegen übernehmen mussten, und reagieren verschnupft, wenn diese sie dann auch noch als langweilige und humorresistente Schnösel bezeichnen.
Die Narren wiederum sind verschnupft, weil sie – von so manchem »Klaren« innerlich gewärmt – die winterliche Kälte unterschätzt hatten, trotz Regen als Tarzan verkleidet durch die Straßen von Harsewinkel taperten und nun schon seit Wochen an einem akuten Nasenkatarrh leiden. Auch sie haben die Nase voll – nämlich mit Schnotten.
Die so Gepeinigten schniefen und schnaufen, schneuzen und schnupfen, schnarchen und schnauben. Ans Schnuppern und Schnüffeln oder ans Schnötern (Gütersloherisch für »herumschnüffeln«) ist wegen des Schnodders zwar nicht zu denken.
Doch gehören auch diese Begriffe sprachhistorisch zu der großen Gruppe der mit »schn-« beginnenden Wörter, die mit der Nase hervorgebrachte Laute beschreiben. Selbst der oben erwähnte arrogante »Schnösel« hat in dieser Wortsippe seinen Ursprung – und auch das schönste aller ostwestfälischen Wörter, der Schnottenpatt, der die Strecke bezeichnet, den der Nasenschleim auf dem Weg zur Oberlippe bzw. noch besser: zur Schnute zurücklegt.
Ein Trost sowohl für alle Karnevalisten als auch für alle Karnevalsmuffel: Weder die Session noch ein Schnupfen dauern ewig; längst haben die Narren die Straßen von Rietberg und Wiedenbrück wieder freigeben, der Schnotten wird mit den Atemwegen früher oder später dasselbe tun. Also dann: Ein gemeinsames Maschi-Mau auf ein gesundes Restjahr!