Vokabeltrainer Ostwestfälisch mit Matthias Borner

Gütersloherisch für Anfänger

Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«

 

Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Sven Grochholski, Dominique Osea
Darsteller: Matthias Borner, Sven Grochholski, Lukas Jahns
Szenerie: Thorlümke + Schöpp, Gütersloh

prokeln + Pinöckel

 

Tja, wie soll man den Begriff »prokeln« erklären? Vielleicht, in dem man aufzählt, mit welchen Dingen sich prokeln lässt: zum Beispiel mit einem Zahnstocher in den Backenzähnen, mit einem Schürhaken in der Glut eines Kaminfeuers, mit einer Gabel nach verkohlten Brotkrümeln auf dem Boden des Toasters, mit dem Fingernagel in Wundschorf, mit einem Stück Bierdeckel in flüssigem Kerzenwachs (der »Prokel-Klassiker« an Kneipentischen).

Am besten prokeln kann man aber noch immer mit einem Pinöckel. Ohne zu wissen, was ein Pinöckel ist, können Sie gar nicht nachvollziehen, was »prokeln« bedeutet. Deshalb ist es eine zwingende Notwendigkeit, dass wir zunächst diesen Begriff erläutern. Wenn Sie erst einmal verstanden haben, was ein Pinöckel ist, dann wird ihnen hoffentlich auch klar, was mit »pro-
keln« gemeint ist.

Tja, nur wie soll man den Begriff »Pinöckel« erklären? Vielleicht so: Pinöckel (oft auch »Pinörkel« oder «Pinöppel«) sind von geringer Größe, oft eher länglich und spitz, mitunter hakenförmig. Zugegeben, dass alles klingt etwas unpräzise. So schwammig man auch ihr Aussehen umschreiben muss, so exakt, anschaulich und eindeutig lassen sich die meisten Pinöckel aber durch ihre Einsatzmöglichkeit definieren: Man erkennt sie daran, dass man mit ihnen prima prokeln kann.

Wobei ... diese Umschreibung ist zwar nicht Fall falsch, allerdings ist die begriffliche Bedeutung des Pinöckels wesentlich weiter gefasst und beinhaltet auch solche Objekte, die zum Prokeln gänzlich ungeeignet sind. So gibt es eine ganze Reihe von Gegenständen, mit denen man gemeinhin NICHT prokelt und die dennoch als Pinöckel bezeichnet werden. Als Beispiele seien hier genannt: Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielfiguren, Pinnadeln für Pinwände, IKEA-Regalböden-Stützen, Autotür-Verriegelungsknöpfe oder das übrig gebliebene Teil, das man nach der Reparatur des Fernsehgerätes in der Hand hält, obwohl man den Apparat doch eigentlich schon wieder komplett zusammengebaut hat.

Wollen wir den Begriff präziser beschreiben, lautet unsere Definition also: »Ein Pinöckel kann jeder Gegenstand sein, der klein ist und für den man spontan keine Bezeichnung parat hat.« Und wenn man dann noch damit prokeln kann, ist es auf jeden Fall einer. Womit dann ja wohl alle Fragen beantwortet sein dürften.