Vokabeltrainer Ostwestfälisch mit Matthias Borner

Gütersloherisch für Anfänger

Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«

 

Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Sven Grochholski
Darsteller: Matthias Borner, Angus Bernards, Lukas Jahns
Szenerie: WEMAS, Gütersloh

Pömpel

Bedeutung 1: Pfahl, Pfeiler, Pfosten, Pflock – alles, was Verkehrsteilnehmern phallusförmig im Weg steht

Bedeutung 2: Werkzeug zur Abflussreinigung
 
Anwendungsbeispiel 1: »In der Ssity wiasse ja ramdösich mitm Auto, niagens kannsse mehr lang fahren, überall stehn Pömpel.«

Durch seine vielseitige Verwendbarkeit ist der »Pömpel« der ungekrönte König unter den mundartlichen Begriffen Ostwestfalens. In den Duden aufgenommen, würde er fünf Dutzend andere Wörter quer durch das Alphabet überflüssig machen: von Absperrpoller und Baumstumpf über Gummikegel und Straßenbegrenzungspfosten bis Zierstein. Die Volksgruppen, die ohne diesen Begriff zurecht kommen müssen – und das sind alle außer uns –, können einem leid tun.

Doch nicht nur Verkehrsplaner, auch Klempner benutzen Pömpel täglich bei ihrer Arbeit. Da natürlich kein Installateur einen Straßenpoller im Werkzeugkasten hat, ahnt der Leser schon: Es gibt noch eine zweite Bedeutung von Pömpel. Denn mit einem Pömpel kann man nicht nur Straßen, sondern auch sanitäre Einrichtungen von einer Verstopfung befreien.
 
Anwendungsbeispiel 2: Schlimm ist es, wenn die Toilette verstopft ist. Noch schlimmer ist, wenn man zwar ein entsprechendes Gerät zur Entstopfung im Haus hat, aber – weil man es ja so selten braucht –
nicht weiß, wo genau es sich befindet. Das Schlimmste aber ist, wenn sich zwar hilfsbereite Mitbewohner zur gemeinsamen Suche anbieten, man ihnen aber nicht erklären kann, was man eigentlich sucht. Heraus kommen dann verzweifelte Umschreibungsversuche wie etwa »das Dingens mit dem Stiel und dem roten Gummiteil«.
 
Ein Problem, dass der Ostwestfale nicht kennt, beinhaltet doch sein Sprachschatz das vielseitig einsetzbare Wunderwort »Pömpel«. Zwar lautet der Fachbegriff für das auch als Klempnerlunge bekannte Entstopfungsgerät »Saugglocke«. Aber stellen wir uns den unappetitlichen Notfall vor: Welcher Hobby-Installateur ruft da im Kampf mit der Materie »Schnell, bringt mir eine Saugglocke!«?

Niemand. Denn jeder weiß: Wer nach einer Saugglocke ruft, kriegt mindestens zwölf Nachfragen und bestenfalls einen Schnuller gebracht. Wer aber schnell einen Abfluss reinigen muss, verlangt nach einem Pömpel. Wie bloß die Menschen außerhalb von Ostwestfalen ihre Toiletten entstopfen?