Gütersloherisch für Anfänger
Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«
Regie, Kamera, Ton: Sven Grochholski
Schnitt: Sven Grochholski
Darsteller: Dominique Paulin, Zaki Azrioual, Matthias Borner
Szenerie: Stadtpark Gütersloh
Pillepoppen
Es gibt wohl keine ostwestfälische Vokabel, über die sich Auswärtige derart amüsieren können, wie die in fremden Ohren offensichtlich kurios klingenden »Pillepoppen«. Für Einheimische ist es höchst vergnüglich, Zugereiste die Bedeutung des Wortes raten zu lassen. An dieser Stelle sei gleich gesagt: nein, trotz seiner der Bestandteile »Pille« und »poppen« hat der Begriff nichts mit Schwangerschaftsverhütung zu tun. Im Gegenteil, er steht eher für ungezügelte Vermehrung.
Das heisst, er STAND dafür. Denn Frösche sind ja leider rar geworden in den Gütersloher Bächen und Flussläufen. So gibt es immer weniger Pillepoppen, und im weiteren Verlauf auch immer weniger Kinder in OWL, die diese Vokabel kennen. Selbst im Myriaden von Seiten umfassenden Internet findet sich der Begriff nur wenige Male, meist als Name von Krabbel- und Kindergartengruppen.
Wer den hochdeutschen Begriff »Kaulquappen« in eine Suchmaschine eintippt, findet neben Webseiten von Naturschutzverbänden und Landschaftsbehörden auch wissenschaftliche Artikel, die sich mit Weltraumforschung befassen. In regelmäßigen Abständen werden Froschlarven ins All geschossen, um den Einfluss der Schwerelosigkeit auf die Entwicklung des Lebens zu erforschen – wofür auch immer das gut sein mag. Außerdem gibt es 420 Millionen Lichtjahre vom Schlangenbach entfernt tatsächlich eine »Kaulquappen-Galaxie«, so genannt wegen ihres langgezogenen Spiralarms, der ihr das entsprechende Aussehen verleit.
Das alles ist ein schwacher Trost für das Froschsterben, gibt aber vielleicht auch Anlass zur Hoffnung: Mögen die Tiere aus unseren Bächen auch langsam verschwinden, in den Tiefen des Alls gibt es eine Zukunft für sie – an Bord einer Weltraumkapsel im Sternbild Pillepoppen.