Gütersloherisch für Anfänger
Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«
Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Sven Grochholski, Dominique Osea
Darsteller: Matthias Borner
Szenerie: Miele Museum
Pättkenschnüwer, der
Bedeutung: Klappriges Motorrad oder Moped
Anwendungsbeispiel: »Sseit Lütkebohles Hannes den aulen Pättkenschnüwer von sein Oppa geeabt hat, is man sich selbs aufm Büagasteich seines Lebens nich mehr sicher!«
Noch Mitte der 1950er Jahre träumten nicht nur die Hausfrauen, sondern auch die Halbstarken von einer »Miele« – speziell vom Modell 730, 98 ccm Sachs-Motor mit Kickstarter, einem sehr beliebten und weit verbreiteten Motorrad, quasi der »VW Käfer« unter den Krafträdern.
Die »Miele 98« war durchaus geländegängig – was sie auch sein musste, denn nicht alles, was damals auf der Straßenkarte des Kreises als Straße eingezeichnet war, wies ein Kopfsteinpflaster auf, geschweige denn eine Asphaltdecke. Manche »Straße« entpuppte sich als einfacher »Patt« – ein schmaler Weg – oder gar als »Pättken« – ein noch schmalerer Patt. Was die Jugend natürlich nicht am Weiterfahren hinderte, im Gegenteil, »offroad« macht es schließlich doppelt Spaß.
Fußgänger waren dabei trotzdem nur bedingt gefährdet. Zum einen war das Zweirad laut Miele-Werksprospekt mit einem »elektronischen Signalhorn« ausgestattet, zum anderen erzeugte die Maschine speziell im Gelände ein undefinierbares Fahrgeräusch, das nun wirklich nicht zu überhören war. »Pättkenschnüwer« nannte man sie deshalb – »Straßenschnaufer«.
Übrigens: »Pättken« kommt vom plattdeutschen »Pattke«, was »Fuß« bedeutet und darauf hinweist, dass man die Pättkes ursprünglich mit den eigenen Pattken ausgepattket hatte. Aber auch nur, weil es damals noch keine »98er Miele« gab …