Vokabeltrainer Ostwestfälisch mit Matthias Borner

Gütersloherisch für Anfänger

Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«

 

Regie, Kamera, Ton, Schnitt: Dominique Osea, Sven Grochholski, Daniel Krestovsky
Darsteller: Matthias Borner
Szenerie: MusikGalerie, Gütersloh

Flötepiepen!

Bedeutung: Denkste! Von wegen! Pustekuchen!

Anwendungsbeispiel: »Und, wie war dein Ronndewuh gestearn ahmd? Hasse da getz’n Krösken am Start und das Mädel rumgekricht?« – »Flötepiepen! Die olle Trine is gar nich ears gekomm’!«

 Was heißt eigentlich Flötepiepen? Na, das kann sich doch jeder ganz leicht zusammen reimen! Flötepiepen heißt »Flöte pfeifen« und soll bedeuten, dass das soeben Gehörte oder Gesagte so viel wert sei, als hätte man durch eine Flöte gepustet und nichts als kalte Luft erzeugt. Logisch, oder?

Aber Flötepiepen! Denn die Wurzeln dieses Ausdrucks liegen überraschenderweise nicht zwischen Rhein und Weser, sondern zwischen Nil und Tigris. Der Bestandteil »Flöte« stammt vom hebräischen »peletä« ab, und das ist kein Instrument, sondern bedeutete sowohl »Flucht« als auch »Bankrott« – was die Vermutung zulässt, dass sich schon vor 2500 Jahren so mancher Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen entzog, indem er einfach abhaute, ohne bei der Post einen Nachsendeauftrag zu erteilen oder das inwohnermeldeamt zu benachrichtigen. Jedenfalls entwickelte sich aus dem Wort »peletä« über das Jiddische die »Pleite«. Dieser uns heute leider allseits bekannte Begriff war noch bis ins 19. Jahrhundert ein Wort der Gaunersprache und gelangte relativ spät in die allgemeine Umgangssprache. Bevor das der Fall war, existierten mehrere regionale Sprachvarianten: »Blete« zum Beispiel oder eben »Flöte«. Auch der zweite Wortbestandteil, das »Piepen«, ist übel beleumundet, entstammt er doch ebenfalls der Gaunersprache, dem Rotwelschen. In Anlehnung an das Gezwitscher kommunikationsfreudiger Singvögeln beschreibt das »Pfeifen« eine in Ganovenkreisen denkbar unbeliebte Redseligkeit. Wer »verpfiffen« wird, der wird verraten und der Polizei gemeldet. Dem kann man als Dieb nur zuvorkommen, indem man sich stellt und ein Geständnis ablegt – statt verpfiffen zu werden, pfeift man selber. Pfeifen hat hier also die Bedeutung von »aussagen, eingestehen«.

Damit heißt Flötepiepen nichts anderes, als »eine Pleite eingestehen«.Wer hätte das gedacht? dass eine ostwestfälische Vokabel aus dem Rotwelschen mit hebräischen Wurzeln gibt, sollte man nicht meinen – aber Flötepiepen ...!