Gütersloherisch für Anfänger
Ein Expresssprachkurs »Umgangsostwestfälisch«
Kamera: Dominique Osea
Darsteller: Zakaria Azrioual, Angus Bernards, Matthias Borner, Lisa Hülsmann
Szenerie: Klingenthal, Gütersloh
die Buxe
Der junge Ludwig in den »Lausbubengeschichten« von Ludwig Thoma (in mehreren 1960er-Jahre-Filmen von Hansi Kraus gespielt) wusste schon, warum er stets eine Lederhose trug. Abgesehen davon, dass dies in Bayern quasi gesetzlich vorgeschrieben war, dämpfte die Hose die Wucht der regelmäßig bezogenen Prügel, wenn die pädagogisch überforderten Lehrkörper nach seinen Streichen mal wieder mit dem Rohrstock anrückten.
Doch nicht nur in Oberbayern, auch in Ostwestfalen wussten die Schüler ihre »Buxen« schlaghemmend einzusetzen. Damals war das Kleidungsstück noch ein Geschlechtssymbol: Mädchen trugen Kleider und mussten wohl auch deshalb braver sein, weil sie den folgenden Trick nicht anwenden konnten. Hiesige Pennäler hatten eine Methode ausbaldowert, wie allzu strenge Lehrer von der Bestrafung durch den Rohrstock zumindest kurzzeitig abgehalten werden konnten. Die Schüler steckten sich eine mit Blut gefüllte Schweineblase in – genau: die Buxe. Beim ersten Schlag des Lehrers zerplatzte die Blase, und der Lehrkörper schreckte zusammen. Wie wohl auch die Mutter beim Gedanken daran, wie viel Arbeit es macht, das Schweineblut wieder aus der Buxe rauszuwaschen ...
Noch bis in die 1970er Jahre hinein war ganz Ostwestfalen-Lippe ein bedeutender Standort der Textilindustrie. Doch Bielefelder Beinkleider aus Gütersloher Garn sind längst Geschichte, allein Herforder Hosen gehen noch immer über die Ladentheken der Republik. Für alle, die sich fragen, warum die Buxe Buxe heißt: Der Begriff entstammt dem Mittelniederdeutschen und ist eigentlich die verkürzte Form von »Buck-Hose«, was nichts anderes bedeutet als »Hose aus Bocksleder«.