Wenn es um Gütersloher Geschichte(n) geht, lässt sich Carl gerne begeistern. So stand entsprechend schnell fest, dass wir dem Parkbad zum 90-jährigen Jubiläum einen Besuch abstatten und die vergangenen neun Jahrzehnte Revue passieren lassen. Schließlich haben ganze Generationen von Güterslohern hier das Schwimmen gelernt und das traditionsreiche Parkbad zu dem gemacht, was es heute ist - ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Doch nicht nur das: Als Architekt Paul Heidrich das Parkbadgebäude im Bauhausstil der 1920er Jahre plante, ahnte er kaum, dass er der Stadt und den Güterslohern damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal setzen würde. Wir schreiben das Jahr 1928. Genauer gesagt ist es der 2. Juni, als das Parkbad mitten im idyllisch gelegenen Stadtpark feierlich der Öffentlichkeit übergeben wird. Es ist das erste Freibad mitten in der Stadt. Finanziert durch Spenden erfolgreicher Gütersloher Unternehmen. Gespeist mit gefiltertem Wasser aus der Dalke. Den ganz eigenen Charme dieser Epoche finden wir bis heute auf dem denkmalgeschützten Gelände wieder. Und so wundert es kaum, dass sich am äußeren Erscheinungsbild des Parkbades nicht viel verändert hat.

Herzstück ist und bleibt natürlich das geradlinige, 50 Meter lange und 30 Meter breite Wasserbecken, das über die gesamte Länge von einem Laufsteg geteilt wird. In den Anfangsjahren diente der zwölf Meter breite Bereich auf der einen Seite als Nichtschwimmerbecken, während das gegenüberliegende, 18 Meter breite Becken den Schwimmern vorbehalten war. In so manch warmen Sommerjahren kamen bis zu 80 000 Badegäste, um neben einer Erfrischung im Freibad das wundervolle Ambiente mitten im Grünen zu genießen.

Einschneidende Veränderungen brachte der zweite Weltkrieg mit sich. Und so konnte der uneingeschränkte Badebetrieb erst 1956 wieder aufgenommen werden. Es folgten Jahre mit zunehmenden Besucherrekorden. Doch die Freude währte nicht lange. Mit dem 1960 erbauten Nordbad an der Kahlertstraße bekam das Parkbad so langsam moderne Konkurrenz. Besucherrückgänge und Investitionsstaus waren die Folgen. Schließlich lehnte die Stadt Gütersloh im Jahr 1986 den Erhalt des Parkbades ab und besiegelte damit das Ende des regulären Badebetriebes. Nach insgesamt 63 Jahren schloss das traditionsreiche Kultbad im Jahr 1991 endgültig seine Türen.

 

So entbrannte ein heftiger Streit über die Denkmalwürdigkeit des Parkbades. Da es zu keiner einvernehmlichen Lösung zwischen dem Amt für Denkmalpflege und der Stadt kam, ordnete das Land Nordrhein-Westfalen per Erlass die Eintragung des gesamten Parkbades, inklusive aller Bauten und der gesamten Grünanlage, in die Denkmalliste an. Ein Glückfall aus heutiger Sicht.

In den Folgejahren hat man das Parkbad mit viel Liebe und Leidenschaft frisch renoviert. Das einstige Schwimmbecken wurde auf 10 bis 30 Zentimeter Wasserhöhe angefüllt, was es zum größten Planschbecken in der Region und zu einem Paradies für Kinder macht. Ein historischer Ort für Jung und Alt, um das Element Wasser neu zu entdecken. Neben der großen Liegewiese zum Entspannen, stehen für die Aktiven Volleyballnetze, Tischtennisplatten und eine Torwand zur sportlichen Betätigung bereit. Ein Niedrigseilgarten und ein Spielplatz runden das kostenfreie, viel genutzte Angebot ab.

In der vierten Saison ist heute Franz-Josef Füchtenschnieder »Herr« über das Traditionsbad. Mit seinem Team hat er ein regelmäßiges Kulturprogramm etabliert. Der Name »Pool Position« ist hier Programm: Livemusik, Snacks, Cocktails & Drinks, selbstverständlich am Pool – und bei schlechtem Wetter einfach im Parkbad Saal. Zudem gibt es täglich Erfrischendes und Kulinarisches am Beckenrand. Ein Kiosk und ein Imbiss mit gemütlichen Tischen, Stühlen oder Bänken laden zum Verweilen und Genießen ein. So ist auch der »Kiosk-Klatsch« bis heute berühmt-berüchtigt geblieben. Hier erfährt man alles, was nicht in der Presse steht. Schließlich ist das Parkbad seit Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt für Vereine, Stammtische, junge Mütter, Familien, Musiker oder einfach für Berufstätige nach einem langen Arbeitstag. Sie alle genießen gerne die lockere Atmosphäre und die geschichtsträchtige Naherholung.

Zum 90-jährigen Jubiläum am 2. Juni erwartet die Gäste dann wieder ein tolles Kulturprogramm: Ab 15:00 Uhr spielen PILOT & Indoor Picnic Club sowie der bekannte Singer-Songwriter Moe aus Bielefeld. Getränke gibt‘s zu moderaten Jubiläumspreisen und natürlich ist das Familienfreizeitbad wie jeden Tag ab 10:00 Uhr geöffnet. Schluss ist dann um 22:00 Uhr. Carl wünscht schon jetzt viel Spaß beim Feiern!