Festtagsstimmung im Gütersloher Theater. Das Kulturradio WDR3 vergibt seine Jazzpreise 2018. Ein großer Abend, auch für den Bielefelder Bunker Ulmenwall, der einen Ehrenpreis abräumt für seine vierteljährlichen Sessions »Acrozz The Borders«. Das soziokulturelle Angebot des Jazzclubs wendet sich an unbegleitete und minderjährige Flüchtlinge und erfährt große Nachfrage.
Mit Moderator Götz Alsmann und WDR3-Programmchef Karl Karst steht Lena Jeckel auf der Bühne, die das Bunker-Programm als Geschäftsführerin umsetzt und gemeinsam mit ihren Vereinsvorständen Matthias Klause-Gauster und Wilfried Klei dankbar Wertschätzung und Blumen entgegen nimmt. Dass die Bielefelder Einrichtung den Ehrenpreis des WDR3 bekommt, ist absolut überfällig und zeigt, dass ihre Arbeit akzeptiert und für wichtig erachtet wird. »Ich kann mir vorstellen, dass davon jetzt auch einiges nach Gütersloh ausstrahlen kann«, erklärt Jeckel gegenüber CARL. Denn die rothaarige, umtriebige Kulturmanagerin erledigt inzwischen eine wichtige Aufgabe in der Dalkestadt: Für den erkrankten Heinrich Lakämper-Lührs hat sie die Betreuung der Jazzreihe übernommen.
Was für eine glückliche Fügung, denn sowohl der Bunker Ulmenwall als auch die heimischen Kultur Räume denken in Kooperationen. Was für eine Chance für die Kulturträger der beiden Nachbarstädte angesichts des Netzwerkprojektes »Wir gestalten das neue UrbanLand« im Rahmen der Regiopole 2022. »Im Bunker Ulmenwall fördern wir den Jazz-Nachwuchs, arbeiten dabei auch mit der Kreismusikschule Gütersloh, einem wahren Talentschuppen, zusammen«, erläutert Lena Jeckel.
Mit den guten Möglichkeiten, die wir hier in der Stadthalle, im Theater haben, ließe sich das weiter ausbauen. Davon könnte die lokale und regionale Musikszene stark profitieren.
Von der Gütersloher Jazzszene ist die Kulturfrau stark beeindruckt: »Die Leute können leidenschaftlich zuhören, das Publikum ist sehr wohlwollend. Das lässt sich mit dem Bunker besonders gut zusammenbringen, auch weil ich weiß, dass viele Bunker-Konzertgänger gern nach Gütersloh fahren. Da können wir jetzt gemeinsam schauen, wie sich die Sparte Jazz in unserer Region stärken, weiterentwickeln lässt.« Gütersloh liebt den Jazz, Bielefeld auch. Es lohnt sich, näher zusammenzurücken und gemeinsam für diese Musik zu arbeiten.
Die Tochter eines Musikers hat Pädagogik und Psychologie studiert, spielt Bass. Musik sei ihr Leben, sagt sie über sich, hat auch die Diplomarbeit dazu geschrieben: »Wie Musik die Entwicklung von Jugendlichen beeinflusst!« Seit sie vierzehn ist, spielt sie in Bands, derzeit in der Formation »Electric Ulmenwall«, einer Kooperative von insgesamt 25 Musikern. »Dort spielt der, der Zeit dazu hat. Ich bin im Bunker stark eingespannt. Wir proben zwar, so oft es geht, aber im Moment habe ich dazu einfach sehr wenig Zeit. Wenn man hier den Jazzbereich leiten und die Veranstaltungsleitung für das Jazzfest bewältigen soll, plus die Geschäftsführung im Bunker Ulmenwall, dann wird das eigene Spiel nachrangig. Meine primäre Aufgabe ist, dass das WDR-Jazzfest für alle gut wird und dass wir das im nächsten Jahr wieder machen können.« Dafür stehen die Chancen gut.
Foto: WDR
Text: Wolfgang Hein