Wie versprochen, nehmen wir euch auch in der Dezember-Ausgabe mit auf kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Diesmal dreht sich alles um einen Harsewinkeler, der im 19. Jahrhundert im fernen Amerika als erfolgreicher Kirchenbaumeister von sich hören lies: Für deutsche Einwanderer-Gemeinden errichtete er in den Staaten mehr als 100 »heimatnahe« Kirchen, von denen auch uns die eine oder andere ziemlich bekannt vorkommt.

Antonius Wewer wird am 14. April 1836 in Harsewinkel geboren und wächst im Elternhaus am Kirchplatz auf. Während sein Vater als Totengräber auf dem Harsewinkeler Friedhof unterwegs ist, lehrt ihm sein Patenonkel und Maurermeister Anton Wewer das Handwerk des Bauens. Mit 22 Jahren tritt Wewer in das Franziskaner-Kloster in Warendorf ein. Er erhält den Ordensnamen Bruder Adrian und verfolgt in dieser Zeit sicher auch den Bau unserer neuen, neugotischen St.-Lucia-Kirche. Als er von dem Mangel an katholischen Geistlichen in der »neuen Welt« erfährt, verlässt er Warendorf im Jahr 1862.

 

Mit im Gepäck: Eine Empfehlung des Warendorfer Klosters, in der Bruder Adrian nicht nur als begabter Seelsorger, sondern auch als guter Zimmermann und Schreiner gelobt wird. Kurz nach seiner Ankunft in Amerika wird Bruder Adrian tatsächlich als Kirchenbauer beschäftigt und entwickelt ein cleveres Baukasten-System aus drei Musterkirchen. Darunter auch eine dreischiffige Kirche im neugotischen Stil, so wie wir sie aus seiner Heimat kennen.

Zunächst reist er mit Wagen und Pferd. Mit der Fertigstellung der Eisenbahn, steigt er auf den Zug um und nutzt die tagelangen Zugfahrten zum Planen und Zeichnen. Man munkelt: Wer Bruder Adrian in Ruhe sprechen wolle, kaufe sich am besten ein Ticket für diesen Zug. Später verwirklicht er auch Schulen und andere Bauwerke. Ernst erkrankt, führt ihn auch sein letzter Weg in eines seiner selbst geplanten Werke. Im St.-Josephs-Hospital in St. Louis stirbt er kurz vor seinem 78. Geburtstag.

Text: Charline Belke
Fotos: Stadtarchiv Harsewinkel