Was wurde eigentlich aus der Heuwaage?
Eigentlich beschäftigen uns an dieser Stelle die großen und kleinen ungelösten Geheimnisse unserer Stadt. Ob Menschen, Orte oder Gebäude: Vieles ist scheinbar aus dem Gedächtnis der Stadt verschwunden – und das völlig unbemerkt. Unser erklärtes Ziel ist es, Monat um Monat Antworten zu finden.
Gleich die zweite Folge müsste allerdings eigentlich »Was war eigentlich…?« heißen, denn diesen Monat geht es um die »Alte Heuwaage«. Was aus der Kultkneipe geworden ist, wissen schließlich die meisten. Gerade aber, weil die Heuwaage in diesen Tagen eine ungeheure mediale Präsenz aufweist, wollten wir den historischen »Backround« des Hauses durchleuchten.
Unser Ziel war zunächst einmal mehr das Gütersloher Stadtarchiv. Dort angekommen begann die Suche in der langen Geschichte der Alten Heuwaage. Sowohl als Gebäude an sich, aber auch die Geschichte als Gasthaus ist wahrlich beeindruckend.
Wir beginnen im Jahr 1826. Genau am 25. Juli übertrug der Pastor Martin Nagel dem Wagenmacher Merrit Strothotte das Grundstück, auf dem sich heute die Alte Heuwaage befindet. Strothotte musste versprechen, das Grundstück innerhalb von zwei Jahren zu bebauen. Nach Informationen und Mutmaßungen muss das Gebäude allerdings älter sein. Auch eine andere Quelle beruft sich auf einen Stadtplan aus dem Jahre 1822, auf welchem angeblich auf dem Grundstück ein Gebäude zu sehen sein soll. Laut anderen Quellen soll Strothotte seiner Verpflichtung nachgekommen sein und errichtete eine städtische Heuwaage.
Der Name Heuwaage, der auch heute immer noch Bestand hat, hat seinen Ursprung demnach tatsächlich in einer Waage. Strothotte zog es einige Jahre später in die weite Welt hinaus. Genau genommen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Nach Amerika. Neuer Besitzer wurde der Frachtfahrer Johann Heinrich Angenete. Pünktlich zum Jahr der deutschen Revolution 1848 wurde aus der ehemals städtischen Heuwaage eine Gaststätte. Angenete starb leider früh, auch seine Frau schied früh dahin. Da die Kinder zu klein waren, um eine Gastwirtschaft führen zu können, kümmerten sich zunächst die Geschwister von Frau Angenete um den Besitz. Zwischen 1867 und 1876 hieß der Wirt August Meyer.
Erst am 1. Oktober 1877 sollte der Sohn des früh verstorbenen Angenete die Heuwaage übernehmen. Mit Fritz Angenete begann die lange erfolgreiche Geschichte der Alten Heuwaage. Noch weit über die Grenzen des Kreises soll sie bekannt gewesen sein.
Zwischenzeitlich wurden in der Heuwaage um das Jahr 1910 sogar Steuern kassiert – sie war eine Filiale des damaligen Finanzamtes.
Mit dem Tod des wohl bekanntesten Wirtes der jüngeren Geschichte (seit 1985), Eckard Fischer Fürstenau, fand die lange Geschichte der Alten Heuwaage scheinbar ein Ende. Zur Erleichterung der vielen Fans konnte jedoch kürzlich ein neuer Pächter gefunden werden, der auf dem Erbe aufbauen will. Wir können also durchaus auf eine Weiterführung der Erfolgsgeschichte hoffen.