Adler stehen für Weitblick, Mut und Kraft. Was die prächtigen Tiere mit dieser Geschichte zu tun haben? Eine ganze Menge! An einem Montagnachmittag machen wir uns auf den Weg nach Verl. Unser Ziel: Ein Wohngebiet am Rande der Stadt. Hier lebt Familie Durgun in ruhiger Wohnlage mit Garten. Eine ganz normale Familie, die eines verbindet – die Leidenschaft zum Sport. Wer jetzt an Fußball oder Tennis denkt, liegt falsch. Papa Erkan, seine Töchter Nudem und Dilan und sein Sohn Ferris haben sich als »Verler Adler« dem Taekwondo verschrieben – und das überaus erfolgreich. Die 13-jährige Dilan ist sogar Teil des deutschen Nationalkaders. Auf dem Sofa der Durguns erfahren wir einiges mehr über die koreanische Kampfkunst, die großen Erfolge und Dilans sportliche Ziele für die Zukunft.

Es liest sich schon jetzt wie eine Chronik der Familienerfolge: Die 16-jährige Nudem ist Vize-Deutschlandmeisterin, ihre kleine Schwester Dilan wurde vor Kurzem ins Nationalkader aufgenommen und Sohn Ferris, der jüngste im Bunde, darf sich Landesmeister nennen. Ganz schön sportlich und sehr ehrgeizig – genau deshalb passt das Bild des Adlers einfach perfekt. Vor zwei Jahren hat Vater Erkan den Taekwondo Verein Verler Adler gegründet. Momentan trainiert er dort 21 junge Nachwuchssportler, darunter natürlich auch Nudem, Dilan und Ferris. Dilan darf sich mit dem schwarzen Gürtel sogar Meisterin nennen. In ihrer Gewichtsklasse bis 41 Kilogramm hat sie die meisten Credits in ganz Deutschland. Damit gemeint sind Punkte, die sie bei Kämpfen gesammelt hat. Aber erst einmal ganz von Anfang: Was bedeutet denn eigentlich Taekwondo? Wir erfahren das der Sport TAE – KWON – DO wörtlich übersetzt »Fuß – Faust – Weg« bedeutet. Während »Fuß« und »Faust« für die verschiedenen Techniken stehen, beschreibt »Weg« die Entwicklung des Schülers. Beim Teakwondo geht es nämlich nicht nur um sportliche Erfolge, sondern auch Geduld, Respekt und Disziplin dem Gegner gegenüber.

Bei Kaffee, Tee und Keksen erzählt uns Dilan, dass sie schon von klein auf regelmäßig mit ihrem Vater trainiert. Momentan bereitet sie sich auf die Kroatien Open vor. Mit der ganzen Familie geht es Anfang November nach Kroatien. Dort tritt sie dann als Teil des Nationalkaders für Deutschland an. Genau wie in den zahlreichen Wettbewerben, die sie schon bestritten hat, will sie sich auch hier mit schnellen Kicks, Sprüngen und Drehungen durchsetzen. »Je nach Kick gibt es dann verschiedene Punkte. Man darf den Gegner nicht festhalten, nicht zu tief treten und auch nicht selbst hinfallen«, erklärt Dilan uns.

 

Ihr Geheimrezept: Ihr ganz eigener Kampfstil. Mit dem hat sie schon einige Kämpfe für sich entschieden. Und das nicht nur in Deutschland. Auch in Holland, Belgien und Luxemburg stand sie schon auf der Matte. Einer ihrer letzten großen Erfolge: Die German Open im April. Hier hat sie sich bis zum Finale durchgekämpft und schließlich den zweiten Platz gemacht. Eine Leistung auf die sie und natürlich auch Papa Erkan besonders stolz sind. Und auch Dilans Klassenkameraden fiebern mit, wenn es für sie wieder in einen Kampf geht. »Ich kann das schon sehr gut«, sagt die 13-Jährige selbstbewusst. »Und wenn man merkt, dass man Erfolg hat macht es einfach noch mehr Spaß!« Dilan grinst. »Außerdem sollten sich auch Mädchen verteidigen können!« Neben der Schule trainiert die Achtklässlerin fünf Mal die Woche. Bei den Verler Adlern, aber auch mit Vater Erkan und ihren Geschwistern in den eigenen vier Wänden. Im Keller haben die Durguns sogar einen Trainingsraum eingerichtet, mit allem was dazugehört. Und dort bekommen wir jetzt eine Kostprobe der Kampfkünste.

In schneeweißen Taekwondo Anzügen und ausgerüstet mit Hand und Fußschonern treffen wir Nudem, Dilan und Ferris im Keller wieder. Während die drei sich dehnen, schauen wir uns die Pokale und Medaillen an. Eine große Sammlung, zu der mit jedem Kampf weitere Preise hinzukommen. Und dann geht es los: Erkan und Dilan verbeugen sich voreinander – ein Zeichen der Begrüßung und des Respekts. Dilan springt in kurzer Abfolge hoch und kickt mit einem Kampfschrei gegen die »Pratze«, das Schlagpolster an Erkans Hand. In diesem Pratschentraining können Schläge und Tritte perfekt trainiert werden. Und auch Nudem und Ferris zeigen was sie können. Nach ein paar Runden wird die Puppe zu Dilans Gegner. Und wir bekommen langsam eine Ahnung, was Dilan mit »eigenem Kampfstil« meint. Sie dreht sich unglaublich schnell. Dilans Bewegungen kommen plötzlich wie aus dem Nichts. Sehr beeindruckend – und bei der Schnelligkeit gar nicht mal so einfach mit der Kamera festzuhalten. Auch der Sandsack darf beim Training nicht fehlen. Weil er schwingt, ist dies nochmal etwas anderes. Nach vielen Runden und erstaunlichen Drehungen und Kicks ist Schluss für heute. Bei so viel Spaß, Kampfgeist und Schnelligkeit kann das in Kroatien nur was werden! In drei Jahren, wenn Dilan 16 wird, sehen wir sie hoffentlich bei den Olympischen Spielen in Tokio. Nächsten Sommer geht es aber erst einmal ins Trainingslager nach Korea. Und beruflich? »Ich möchte später Kinderärztin werden.« So fest, wie sie ihre Ziele vor Augen hat, erfüllt sich bestimmt auch dieser Traum.