Lang erwartet – nun ist er endlich da! Der Frühling weckt nicht nur die Frühlingsgefühle, sondern auch neuen Elan in uns. Ob mit Inlinern, auf dem Fahrrad oder ganz ohne fahrbaren Untersatz: Zum Outdoor-Sport geht es raus in die Natur. Die Runde einmal um den Pudding ist gut für die Gesundheit, hält uns jung und motiviert für höhere Ziele. Noch mehr Spaß macht das sportliche Vergnügen in der Gruppe. Heute starten jährlich über 2,2 Millionen TeilnehmerInnen bei mehr als 3700 Laufveranstaltungen. Was viele nicht wissen: Fünf Jahre nach dem ersten Volkslauf in der Bundesrepublik folgte 1968 bereits die Premiere in Harsewinkel – und damit in der gesamten Region. Wer jetzt nachrechnet, stellt schnell fest: Dieses Jahr steht ein runder Geburtstag an. Der Volkslauf in Harsewinkel wird stolze 50 Jahre. Bevor am 8. April der diesjährige Startschuss fällt, blicken wir in die Vergangenheit der Laufbewegung in Harsewinkel und verraten euch auf welche Läufe man sich dieses Jahr freuen darf.
Im Oktober 1963 versammeln sich Menschen in Bobingen bei Augsburg zum ersten Volkslauf in der Bundesrepublik. Die Beteiligung ist gleich sensationell. Für 1654 Männer und Frauen geht es auf eine Strecke, die sie weg von der Wettkampfbahn eines Stadions, hinaus in die freie Natur führt.
Nur etwa fünf Jahre später wettete der damalige TSG-Vorsitzende Walter Claas, dass er es innerhalb von ein paar Tagen schaf ft, auch in Harsewinkel einen Volkslauf zu organisieren. Er lässt seine Verbindungen spielen und verspricht letztendlich nicht zuviel. Die Unternehmen »Claas« und »Simprop« sowie der Stadtjugendring und die TSG Harsewinkel stecken in Windeseile einen fünf Kilometer Rundkurs rund um die »Ikaruspiste« ab, über der an jenem Sonntag, den 2. Februar 1968 auch die ferngesteuerten Modellflugzeuge ihre schnellen Runden drehen. An dem nass-kalten und windigen Tag starten 85 Läufer aus Harsewinkel und den Nachbarkreisen Wiedenbrück, Bielefeld und Halle und kämpfen gemeinsam gegen Meter und Wind. Mit von der Partie ist auch der beste Freund des Menschen. Mit vielen zusätzlichen Schlenkern und selten gleichauf mit den Herrchen trudeln schließlich auch der Dackel »Haidjer von Widorf« und der Pudel »Asbach« ins Ziel. Als auch der letzte Läufer die Ziellinie überquert, werden die drei Besten jeder Wertungsklasse auf den Podest geschickt. Während Walter Claas, der die fünf Kilometer als Dritter außer Wertung bestritten hatte, den Siegern eine Goldmedaille überreicht, erhält jeder Läufer eine Fähnchen – zur Erinnerung an die Teilnahme und den fairen Wettkampf.
Seitdem findet jährlich – nicht im kühlen Februar, sondern im Frühjahr, Anfang April – ein Volkslauf statt. Die Teilnehmerzahlen steigen über die Jahre langsam, aber stetig. Während 1970 noch 150 Läufer an der neuen Startlinie auf dem Parkplatz zwischen Heimathaus und Realschule an den Start gehen, sind es 1973 schon über 400. Mittlerweile kann auch auf einer längeren Strecke von zehn Kilometern gejoggt und gewalkt werden.
Im Jahr 1974 gibt es Terminschwierigkeiten und der Lauf wird in den Herbst verlegt. Das schlechte Wetter und die allgemeine Herbstmüdigkeit sorgten wohl dafür, dass nur wenige Läufer an den Start gehen und einige Läufe sogar ganz ausfallen. Mit dieser Entwicklung nicht zufrieden, suchen die Veranstalter ein Jahr später nach attraktiveren Wegen: 1975 wird der Volkslauf erstmals nach den Richtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) international ausgeschrieben, eine hübsche Medaille mit dem Abbild des Heimathauses geprägt, eine 20-Kilometer-Strecke vermessen und last, but not least ein Startgeld erhoben. Mit dieser Großveranstaltung machten die Leichtathleten der TSG zum 50. Jubiläum ein unerwartetes Geschenk: Bei herrlichem Wetter starten nahezu 800 Sportfreunde. In dem darauf folgenden Jahren steigen die Teilnehmerzahlen nochmal. Eine Vielzahl von Wandergruppen treten an, um mit viel Humor den Pokal für die zahlenmäßig stärkste Gruppe zu gewinnen. Der 8. Volkslauf 1976 entwickelt sich zur größten Sportveranstaltung im Kreis Gütersloh. Mit 1098 Teilnehmern erstmals die magische 1000er-Grenze geknackt. Aber auch was die Organisation angeht, werden Rekorde gebrochen. Die freundlichen Helferinnen vom DRK vergeben 1000 Liter Tee und auch die Helfer MSC haben mit der Einweisung der Autokarawanen allerhand zu tun.
Zum zehnten Geburtstag erreicht der Volkslauf dann seine absolute Rekordbeteiligung. Von einer kleinen Gruppe TSG-Sportler mit ihren Frauen organisiert, bei tatkräftiger Unterstützung durch MSC, Feuerwehr und DRK und begleitet von herrlichem Sonnenschein geht der Tag in die Geschichte ein. Hunderte von Pkw verschiedenster Kennzeichen aus ganz Westfalen und Niedersachsen füllen immer noch Reihe für Reihe, als die schon am Start versammelten Läufer um Startverzögerung gebeten werden. Eine Viertelstunde verspätet fällt dann endlich der Startschuss für 1850 Läufer. In diesem Jahr nehmen die Jugendlichen vom Jonasbau den Pokal als stärkste Wandergruppe mit nach Hause. In den folgenden Jahrzehnten nimmt die Zahl der Läufer wieder ab, pendelt sich aber zwischen 400 und 800 ein.
Nichtsdestotrotz: Der Volkslauf in Harsewinkel ist und bleibt richtig beliebt. Jeden Frühling gehen hunderte von Läufern aus unserem Kreis und darüber hinaus an den Start und genießen die schönen, ebenen Strecken rund um Harsewinkel. Traditionell wird der Volkslauf auch von vielen Hermannsläufern zur Vorbereitung genutzt. Neben den Standardstrecken (5 Kilometer, 10 Kilometer und dem Halbmarathon über 21,1 Kilometern) gibt es auch dieses Jahr einen 2 Kilometer Schülerlauf und einen 600 Meter Bambini-Lauf. Für Erfrischungen auf den längeren Strecken ist natürlich gesorgt. Nach erfolgreichem Eintreff f fen im Ziel dürfen sich alle Finisher auf eine Urkunde und auch auf süße Stärkungen freuen. Die mehr als sechzig Helfer sorgen nicht nur bei den Anmeldungen, auf den Parkplätzen und auf der Strecke für einen erfolgreichen, fairen und reibungslosen Lauftag, sondern organisieren auch ein riesiges Kuchenbuffet in der Cafeteria der Mehrzweckhalle. Carl wünscht allen Läufern bestes Frühlingswetter, einen fairen und erfolgreichen Lauf und natürlich jede Menge Spaß!
Text: Charline Belke
Bilder: Stadtarchiv Harsewinkel