Städte sind wie Puzzle aus vielen tausend Geschichten. Aus alten und neuen. Man kann sie in Büchern und Zeitschriften nachlesen oder man kann sie sich erzählen lassen: von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, andere auf kleine Reisen mitzunehmen. Es sind Kenner lokaler Vergangenheit und Gegenwart oder Chronisten für jedermann. Einer von ihnen ist Bernhard Klotz. Er kennt die vielen Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der jungen Stadt Verl wie die berühmte Westentasche. Der ehemalige Geographielehrer ist nicht nur ein wichtiger Botschafter für die Stadt, sondern zudem der erste Stadtführer vor Ort. Ein Pionier in Sachen »Verl erleben...«.

In Verl und der Region gibt es so viele Sehenswürdigkeiten. Solche, zu denen Gäste von weit her anreisen und solche, die nicht einmal Alteingesessene kennen. Die interessantesten Stationen und ihre geschichtlichen Hintergründe kennt Bernhard Klotz sehr genau. Denn seit nunmehr 50 Jahren beschäftigt er sich - zunächst beruflich und später aus Überzeugung - mit der städtebaulichen Entwicklung, der geographischen Lage und den historischen Besonderheiten des früheren Dorfes bis zur heutigen Stadt. Aber so theoretisch geht es bei seinen Stadtführungen natürlich nicht zu. Der ehemalige Pädagoge versteht es, die Zuhörer durch sein umfangreiches Wissen zu begeistern. Langeweile? Fehlanzeige!

Zugegeben, ein bisschen »Anschauungsunterricht« gibt es vor fast jeder Führung. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus, meistens trifft man sich erst mal im historischen Heimathaus in der Sender Straße 8. Hier im Vortragssaal hängt seit kurzem ein neues Satellitenbild des gesamten Stadtgebietes im Maßstab 1:10 000 an der Wand – zehn Zentimeter zeigen also einen Kilometer der Realität. Und das ist wirklich gestochen scharf. Egal, ob für Ortskundige oder Gäste, für Neubürger oder Schulklassen. Je nach Interesse, Zeit und Kondition geht’s nach der kurzen Einführung los.

 

Zu Fuß zu der kleinen Stadtführung »Rund um die St. Anna Pfarrkirche« bis zum zweieinhalbstündigen »Historisch-geografischen Stadtrundgang« mit insgesamt 21 Stationen. Im wahrsten Sinne des Wortes kann man Verl auch mit dem Rad »er-fahren«: von der Innenstadt bis nach Kaunitz oder Sürenheide und mit dem Bus durch die ehemaligen Bauerschaften im Verler Land oder in umliegende Nachbargemeinden.

Die Leidenschaft für sein »liebstes Hobby« merkt man Bernhard Klotz deutlich an. Als ehemaliger Lehrer und Schulleiter der Hauptschule Verl war er mit seinen Schülern oft in der Stadt und der Natur unterwegs. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2006 hat er die Stadtführungen in Verl systematisch aufgebaut und gibt sein Wissen bis heute in Lehrgängen an interessierte Verler Stadtführer weiter. Ehrenamtlich übrigens, so wie auch die rund 25 Stadtführungen, die Bernhard Klotz jedes Jahr persönlich leitet - vom kulinarischen Rundgang über Lichtbildvorträge bis hin zu Busrundfahrten und Führungen durch das Heimatlabor. Apropos: auch das Heimatlabor ist Ziel zahlreicher Führungen. Denn im Dachgeschoss des Heimathauses kann die Verler Geschichte heute modern, zukunftsorientiert und in digitaler Form erlebt werden.

Ganz aktuell bereitet der »Stadtführer« im Heimatverein eine eigene Ausstellung mit dem Titel »Verl vor 50 Jahren« vor. Gezeigt werden 28 großformatige Bilder mit 80 Aufnahmen, die größtenteils den Verler Ortskern im Sommer 1969 dokumentieren. Beeindruckende Fotos, die nicht zuletzt die rasante Entwicklung vom Dorf zur Stadt widerspiegeln. Am 21. März um 19:30 Uhr findet die Ausstellungseröffnung statt. Die Bilder werden dann bis in den Mai hinein zu den Öffnungszeiten des Heimatvereins gezeigt. Wir sind schon sehr gespannt, denn von Fotos lässt sich Carl besonders gerne begeistern!

Text: Petra Heitmann
Bilder: Marco Polanski