Schon lange vor dem 11. November wird in den Kindergärten fleißig gebastelt. Denn jedes Kind möchte die schönste Laterne haben, die dann voller Stolz beim Martinsumzug durch die Straßen getragen wird. Die beliebten Martinslieder »Ich geh mit meiner Laterne«, »Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind« und »Laterne, Laterne« lernen die meisten Kinder im Kindergarten oder sogar schon früher. Wie in Marienfeld, gibt es in vielen Städten und Dörfern einen großen Umzug: »St. Martin« reitet hoch zu Ross in einem Bischofsgewand voraus und weist der Gemeinde den Weg. Am Ende des Umzuges wird vielerorts noch die Geschichte von St. Martin und dem Bettler erzählt oder aufgeführt. Sie soll uns an das Leid und die Not Anderer erinnern. Die Darstellung auf dem Pferd entspringt übrigens einer Vorstellung aus dem frühen Mittelalter. Ehrenwerte Personen waren damals nämlich meist Ritter. Und die hatten auch ein Pferd.

Neben dem großen Umzug, ziehen die Kinder in Gruppen mit ihren Laternen durch die Nachbarschaft, tragen vor den Haustüren Martinslieder vor und erhalten zur Belohnung Süßigkeiten, Äpfel und Nüsse. Oftmals werden diese Belohnungen auch als Gaben für den Heiligen St. Martin angesehen, die zeigen, wie großzügig die Bewohner der Gemeinde sind.

Nach einem bunten Umzug durch die Straßen trifft sich die ganze Gemeinde, um sich am Martinsfeuer die kalten Finger zu wärmen. Das Feuer ist als ein Freudenfeuer anzusehen, welches Licht in das Dunkle bringt – so wie einst die guten Taten des Martin. Um jedes Jahr an die Botschaft des Heiligen St. Martin zu erinnern, werden in Europa – und speziell in Deutschland – viele Traditionen und Bräuche zelebriert.

 

Jedes Jahr um den 11. November ist es wieder soweit: Zahlreiche Kinder ziehen gemeinsam mit ihren Eltern und Freunden durch die abendliche Dämmerung. In der Hand jedes Kindes: Eine farbenfrohe, selbstgebastelte Laterne, die das Dunkel mit wunderbarem Leuchten erhellt. Und ein Stoffbeutel, der natürlich gefüllt werden soll. Der Deal: Für ein schönes St. Martins-Lied gibt’s eine Handvoll Süßig-keiten. In der Hoffnung auf viele Gaben, geht es mit einem Liedreper-toire von Haustür zu Haustür.

Aber wer war eigentlich der Mann, dem wir diese Tradition zu verdanken haben? Martin war eigentlich ein Soldat, der durch seine Güte und Hilfsbereitschaft berühmt wurde. Er teilte seinen warmen Mantel mit einem frierenden Bettler. Das beeindruckte das Volk. So sehr, dass eine französische Gemeinde sich Martin als Bischof wünschte. Martin versteckte sich aus Bescheidenheit in einem Stall, während ihn das Volk mit Laternen und Gesängen suchte. Doch das Versteckspiel wehrte nicht lange, weil die schnatternden Gänse sein Versteck verrieten.

Bei vielen Familien wird am 11. November ganz traditionell eine Martinsgans aufgetischt. Dieser Brauch geht anscheinend auf die schnatternden Gänse zurück, die das Versteck von Martin verraten haben und deswegen geschlachtet wurden. Die Martinsgans könnte aber auch für ein letztes Festessen stehen. Denn im November geht die Erntezeit zu Ende und gleichzeitig beginnt die vorweihnachtliche Fastenzeit.

Fotos: Daniel Brockpähler
Text: Charline Belke