Was machen wir bloß an einem verregneten Samstagvormittag im April? Wir haben einen richtig guten Plan in der Tasche. Und der zieht uns in den Rheda-Wiedenbrücker Ortsteil St. Vit. In einer Hinterhofwerkstatt an der Stromberger Straße 154 sind wir mit echten Fans eines allseitsbekannten Kultobjektes verabredet, das leider nicht nur auf den Straßen des Kreises sehr rar geworden ist. Die Rede ist von Piaggos legendärer Vespa.

Als wir in dem gemütlichen »Wohnzimmer« der überzeugten Vespaliebhaber und -besitzer Terry Terhechte, Rafael Hänsdieke, Olli Blank, Meike Feldmeier, Colin Teeke und Matz Schildt sitzen und uns über ihre kultigen Fortbewegungsmittel und die anstehenden Projekte unterhalten wird schnell klar: Das muss wahre Liebe sein! Die Rollerverrückten haben sich vor ein paar Jahren durch ihre gemeinsame Leidenschaft kennengelernt und kurzerhand die »RFG – Roller Fahr Gemeinschaft Rheda-Wiedenbrück« ins Leben gerufen.

Kein eingetragener Verein, aber eine Gruppe, die zusammen mit Werkstatthund Lotte leidenschaftlich gerne Zeit in der angemieteten »Wohnzimmerwerkstatt« verbringt – um an den heißgeliebten Schmuckstücken zu basteln, sich auszutauschen oder bei Wurst und Bier die nächsten gemeinsamen Ausfahrten zu planen.

Ein besonderes jährliches Highlight ist das traditionelle »Anrollern«, auf das sich die Rollerfreunde den langen Winter über vorbereiten und natürlich wie Bolle freuen. An diesem Termin präsentieren rund 140 stolze Blechrollerbesitzer aus der Region ihre Schmuckstücke und cruisen in Kolonne über die Landstraßen rund um Rheda-Wiedenbrück.

 

In der Szene besonders beliebt sind natürlich die alten Modelle. Und umso älter und kultiger die Schätzchen, desto schwieriger ist es heute an Ersatzteile zu kommen. Ehrensache, dass die Vereine und Gruppen in der Region sich bei der Suche gegenseitig unterstützen, Händleradressen und wertvolles Insiderwissen austauschen. Und dieses Wissen wird von den Freunden in St. Vit gerne auch an andere Blechrollerfahrer und Interessierte weitergegeben. Willkommen sind beim RFG Rheda-Wiedenbrück nicht nur »Vespistis«, wie die Vespafahrer im Volksmund genannt werden. Auch Fahrer von anderen Blechrollern, die Gleichgesinnte für gemeinsame Ausfahrten, Unterstützung beim Basteln am eigenen Gefährt oder sogar Beratung beim Kauf suchen, werden hier mit offenen Armen empfangen.

Bei Klängen von lockerem »Northern Soul« erfahren wir, dass dieses Jahr noch so einige kleine und große Projekte geplant sind. Damit Lotte auch bei den Ausfahrten dabei sein kann, bekommt die Vespa von Frauchen Meike erstmal ein schickes Körbchen. Im Sommer steht dann die Vergrößerung der Werkstatt an. Dann gibt es noch mehr Platz zum Schrauben, Stellen und natürlich für den besonderen Vespa-Lifestyle. Geplant sind neben neuen Arbeitsplätzen auch eine gemütliche Lounge sowie eine Theke. Hier sollen in Zukunft feste Theorie-Werkstattabende mit Wurst und Bierchen stattfinden.

Und was wäre der absolute Zukunftstraum? Alte »Vespen« anzukaufen und für Firmen als Werberoller aufzubereiten. Und auch für nächstes Jahr stehen schon Pläne an. Dann soll es auf der Vespa nach Norwegen gehen! In den drei Stunden haben die äußerst sympathischen Rollerverrückten uns auf jeden Fall angesteckt. Wir sind uns einig: Der Carl macht sich sicher gut auf einer Vespa!

Fotos: RFG Club
Text: Charline Belke