Immer wieder entdeckt Carl in Verl und der Umgebung spannende Geschichten, besondere Ereignisse oder Menschen, die etwas zu erzählen haben. In diesem Fall war es umgekehrt. Nach einem Tipp von Martin Grothus, einem echten Motorrad-Liebhaber, sind wir neugierig geworden und finden uns wenige Tage später vor einer abgelegenen Scheune in Verl-Bornholte wieder...

Als wir durch das offene Seitentor gehen, stehen wir mitten im Moped-Museum von Sascha Dickhut. Der Privatsammler hat sich auf seinem eigenen Grundstück einen ganz besonderen Traum erfüllt. Seit seiner Jugend ist der gebürtige Verler ein absoluter Moped- und Motoradfan. Später kam nach und nach die Sammelleidenschaft dazu. Das Ergebnis sind heute rund 100 motorisierte Zweiräder, die hier vollständig restauriert nebeneinander aufgereiht stehen. Das älteste Modell ist eine Thomann aus dem Jahr 1928 und sogar mit Beiwagen ausgestellt. Die jüngsten Maschinen wurden etwa Anfang der 1990er Jahre gebaut. Selbst wenn man es ihnen nicht ansieht, so gehören auch sie schon bald zu den historischen Oldtimer-Raritäten hier im Museum. Ein Status, den man sich übrigens nach 30 Jahren und in gut erhaltenem Originalzustand verdient. Der ganze Stolz von Sascha Dickhut aber ist eine »Standard Kobold« aus dem Jahr 1934. Wir erfahren, dass weltweit nur noch 207 dieser Modelle existieren, deutschlandweit dürfte diese »Standard« in einem so beeindruckend guten Zustand sogar einzigartig sein. Schließlich hat der Sammler etwa eineinhalb Jahre Zeit in die Restaurierung gesteckt. Jetzt ist der rote Old-timer mit der seltenen Tankschaltung und offen liegendem Motor wieder straßentauglich und zieht nicht nur die Blicke vieler Motorradfans auf sich. Aber wie kommt man nun an all diese Oltimer und Youngtimer? Die meisten Zweiräder sind Scheunenfunde von Höfen aus der Umgebung, reine Zufallsfunde oder Tipps von Moped-Freunden. Nicht selten fährt Sascha Dickhut auch am Wochenende und in der Freizeit mit seinem Hänger auf Oldtimermärkte sogar bis nach Österreich. Immer in der Hoffnung, den ein oder anderen außergewöhnlichen »Schatz« zu entdecken.

 

Gerne dabei ist Sohn Laurenz. Der 11-Jährige kennt sich bemerkenswert gut mit den alten Maschinen aus. Kein Wunder, schließlich ist er mit der Leidenschaft seines Vaters aufge-wachsen. Übrigens wurde die 500 Quadratmeter große Scheune, in der sich heute das Bornholter Moped Museum befindet, 2014 aufwändig renoviert, um den historischen Motorrädern den passenden Ausstellungsrahmen zu geben. Inmitten des Raumes steht ein heruntergekommener Schuppen mit alten Zweirädern, einem verstaubten Auto und Strohballen. Sozusagen beispielhaft für die vielen Scheunenfunde, die der Oldtimer-Sammler bei den umliegenden Höfen entdeckt hat. Auf der gegenüberliegenden Seite ist unübersehbar eine ganze Aral-Tankstelle mit eigener Zapfsäule im Stil der 1970er Jahre nachgebaut. Sascha Dickhut hat wirklich an alles gedacht, um hier dem Begriff »Museum« gerecht zu werden.

Für das passende Ambiente sorgt eine komplette Glasfront an der an-deren Seite des Raumes, die die Mopeds und Motor-räder bei Sonnenschein in ein noch besseres Licht rückt. Das Herzstück der Halle aber ist zweifellos eine großzügige Bar, das sogenannte »Männerwohnzimmer«. Hier trifft sich der Inhaber einmal pro Woche mit Motorradfreunden aus Verl und der näheren Umgebung. Denn die Scheune ist längst kein Geheimtipp mehr, das Moped-Museum ist der perfekte Ort zum Fach-simpeln unter Freunden. Einmal im Jahr verwandelt sich die »Scheune« im Tulpenweg 26 dann zum Treff-punkt für Zwei- und Vierradfans aus der ganzen Region. Es hat sich herumgesprochen, dass seit ein paar Jahren hier am Pfingstsonntag ein großes Oldtimer und »Youngtimer«-Treffen stattfindet und jeder zum Staunen und Klönen willkommen ist. Am 4. Juni sorgen die Moped-Freunde um Sascha Dickhut dann wieder für Getränke, Snacks und allerlei Leckereien. Übrigens lohnt sich ein Blick ins Bornholter Moped Museum auch wenn man kein Fan motorisierter Zweiräder ist - allein die Atmosphäre ist es wert, hierherzukommen.

Fotos: Jessica Bochinski
Text: Petra Heitmann