Kirche kann ganz schön cool sein. Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir in der St. Anna Gemeinde mitten in Verl eine starke, aktive Messdienergemeinschaft kennengelernt, die seit jeher viele Kinder und Jugendliche begeistert. Unser erster Gedanke war natürlich »Warum wird man eigentlich Messdiener?« Ist das nicht ziemlich uncool – besonders auf dem Weg zum Erwachsenwerden? Also haben wir uns mit einigen Gruppenleitern verabredet, um genau das herauszufinden. Die katholische Pfarrkirche St. Anna ist das älteste Gotteshaus der Stadt. Als wir in der Kirche ankommen, ist hier schon richtig was los.

Von wegen uncool. Messdiener sein heißt schließlich nicht nur, am Altar zu dienen, sondern in einer Gemeinschaft viel zu erleben. Aktuell gehören mehr als 120 junge Menschen zwischen neun und 25 Jahren der Messdienergemeinschaft St. Anna an. Für die meisten gab es nach der Kommunion gar keinen Zweifel, ob sie das wollen. Viele haben schon ihre Geschwister oder Freunde in der Messe erlebt, wie sie am Altar vor der Gemeinde ihren Dienst geleistet haben.

Andere kamen erst mal zu den Kennenlernstunden und da war ihnen schnell klar »Ja, das will ich auch!«. Aber warum eigentlich? Weil die Gruppenleiter ihnen dort wirklich authentisch berichten, was es heißt, Mitglied in einer Messdienergruppe zu sein. Und genau diese Gemeinschaft spüren wir auch an diesem Nachmittag. Gerade üben die Jüngeren für die bevorstehenden Messen in der Adventszeit. Sie lernen, welche Aufgaben sie am Altar haben oder wie wichtig sie für den Priester sind. Geduldig erklären ihnen die Gruppenleiter zudem, wie eine Messe aufgebaut ist.

 

Denn wer nicht weiß, wie der Messeablauf ist, kann auch nicht erkennen, wann der eigene Einsatz kommt. Aber das lernt man ziemlich schnell und während der Messe stehen immer erfahrene Messdiener an ihrer Seite. Bei den wöchentlichen Treffen aber geht es vor allem um die gelebte Gemeinschaft. Dann werden sportliche und lustige Aktionen gestartet, Spiele gespielt, Plätzchen gebacken oder einfach Erfahrungen ausgetauscht. Durch den gemeinsamen Dienst in der Kirche und die vielfältigen Aktivitäten entstehen zudem langjährige neue Freundschaften, die auch außerhalb der Gruppen gepflegt werden. Als wir uns später noch mit den Gruppenleitern im nahegelegenen Pfarrzentrum treffen, wird uns schnell klar, dass sich die meisten sogar schon seit dem Kindergarten oder der Grundschule kennen und heute immer noch fast beste Freunde sind.

Für die jungen Messdiener ist es von Anfang an ein besonderer Anreiz, einmal Gruppenleiter zu werden. Das haben wir quer durch alle Altersgruppen gehört. Dann werden die Jugendlichen ab 17 Jahren zum Vorbild, übernehmen Verantwortung, planen die Gruppenstunden, sind erste Ansprechpartner für den Jüngeren und geben ihnen das Gefühl, in der Gemeinschaft willkommen zu sein. Sie treffen sich alle 14 Tage, um neue Ideen zu entwickeln, sich auszutauschen und natürlich, um ihre Freundschaften zu pflegen. Zurzeit stehen die Adventszeit und die Weihnachtsmessen im Fokus. Alljährliches Highlight aber ist die gemeinsame Messdienerfahrt, die vom Leitungsteam organisiert und begleitet wird. Dann sind alle Messdiener eine Woche lang eine ganz große Gemeinschaft. Und das ist auf gar keinen Fall uncool.

Text und Fotos: Petra Heitmann