Langzeitprojekt Inklusion
Möglichkeiten erproben, Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Backgrounds zusammen zu führen – so lautete das umfangreiche Ziel, das sich sechs Kommunen mit der Teilnahme am NRW-Modellprojekt »Inklusion in der Kinder- und Jugendförderung« gesetzt haben. Eine der teilnehmenden Städte war Gütersloh, wo Inklusion zwei Jahre lang in elf Projekten auf die Probe gestellt wurde. Neben etlichen Kindern und Jugendlichen war in dieser Zeit auch GüterslohTV mit der Kamera dabei. Entstanden ist so neben vielen anderen Ergebnissen auch eine 45-minütige Film-Dokumentation.
Inklusion bedeutet die Teilhabe aller Menschen, gleich welcher Hautfarbe und Religion, unabhängig von finanziellen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Mit inklusiven Angeboten in bestehenden Einrichtungen, wollte der Fachbereich Kinder- und Jugendförderung der Stadt Gütersloh neue Erkenntnisse sammeln. Die Steuerungsgruppe um Andreas Reinhold, Jörg Teckemeier und Jürgen Zöllner hielt ihre schützenden Hände über das Langzeitprojekt, Projektleiter begleiteten und verwalteten die Praxis. Neben der eigentlichen Umsetzung, war die theoretische Vermittlung und das Zusammenführen beider Schnittstellen eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
Vor allem aber sollten auch die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen etwas davon haben. Das Langzeitprojekt ermöglichte den jungen Teilnehmern, eigene Stärken und Schwächen auszuloten, Grenzerfahrungen zu sammeln und persönliche Erfolge zu erfahren. So zum Beispiel in der Jugendeinrichtung Bauteil5, die unter anderem für ihr Hip-Hop-Angebot bekannt ist. Hier bot sich Förderschülern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen in deutscher Sprache auf musikalischem Wege auseinanderzusetzen. Inklusive Angebote in der Parkour- und Street Soccer-Szene sowie ein aufwendiges Tanzprojekt, sorgten für einen sportlichen Anteil. Ein Malprojekt an der Hauptschule Nord ermöglichte Flüchtlingskindern, sich auch ohne Kennt-nisse der deutschen Sprache auszudrücken und sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen.
Zwischenzeitlich besuchten sich die zuständigen Fachkräfte und Projektleiter aus den beteiligten Kommunen auch gegenseitig. In Landestreffen tauschten sie sich über die Hürden und Erfolge der Projekte aus – »Was hat bei Euch funktioniert, und wo wurde es schwierig?«. Der Blick über den Tellerrand sorgte für einen regen Diskurs. Der letzte bedeutende Aspekt des Projektes lautete Nachhaltigkeit: Möglichst viele Kinder und Jugendliche sollten an die jeweilige Einrichtung gebunden werden und wiederkommen. Ein Alltag sollte entstehen, an dem sie gerne teilnehmen. Denn Inklusion ist auch ein Gefühl, dass man mit nach Hause nimmt und im Idealfall schlägt es positive Wellen, die wiederum andere Menschen berühren können.
Die Kinder- und Jugendförderung der Stadt Gütersloh hat mit dem Modellprjekt die ersten Schritte getan und eine Vielzahl an Erfahrungen sammeln und auswerten können. Das Ende der Geschichte ist aber noch lange nicht erzählt. Welche Bedeutung Inklusion erreichen vermag, muss schlussendlich von uns selbst beantwortet werden. Denn früher oder später wird man uns als Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken und uns fragen, mit welchen Wertevorstellungen wir in Zukunft leben wollen – und mit welchen nicht.
Text und Fotos: Sven Grochholski