LANDKRAFT PUR

Es braucht eine tonnenschwere Erntemachine made in Harsewinkel, ein starkes Tau und ein paar motivierte Gruppen  die gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Rede ist natürlich vom Mähdrescherziehen – einem Wettbewerb, der unserem Örtchen wirklich alle Ehre macht. In Vorfreude auf das große Mähdrescherziehen beim Spökenkieker-Stadtfest im September haben wir uns auf den Weg zum Stadtarchiv gemacht, um mehr über diese Tradition herauszufinden. Bei unserer Reise in die Vergangenheit stoßen wir auf zahlreiche Zeitungsartikel sowie auf ein Heft mit einem Hasen und einer Seifenblase auf dem Cover. Ein Logo, der dem einen oder anderen Harsewinkeler sicher noch was sagen dürfte. Und wenn nicht? Dann verraten wir es euch.

Vor genau 30 Jahren, am 3. September 1988, wird in unserer Stadt gleich doppelt Geschichte geschrieben: Der Verkehrsverein und der KuBi präsentieren gemeinsam ein Stadtfest. Und nicht nur irgendeines. »Bummel '88« ist das allererste Volksfest für Harsewinkel. Ein Fest, das das Kulturangebot bereichern, die Wirtschaft stärken und neue Akzente setzen soll. Mit dem Maskottchen – einem kleinen Hasen, der eine Seifenblase pustet – soll für das Stadtfest geworben werden. Eigens dazu wird sogar ein gleichnamiges Programmheft herausgegeben. Das Vorwort verrät: Programmpunkte sind die Übergabe des neugeschaffenen Bereichs der Gütersloher Straße, das Jubiläum der Volkshochschule und das Kulturfest »Harsewinkel international«.
Auf zahlreichen Aktionsflächen wird jede Menge Unterhaltung geboten – mit Live-Musik der Frankfurt City Blues Band, Halfpipe-Künsten und einem Trödelmarkt. Als großes Highlight
steht der erste Mähdrescher-Ziehwettbewerb auf dem Programm.

Das damalige Regelwerk besagt:»Fünf Tonnen grüne Wertarbeit müssen binnen kürzester Zeit über eine Distanz von 30 Metern gezogen werden. Verschnaufpausen können zwischenzeitlich an Ort und Stelle in der Landkneipe Petermann gemacht werden, belasten jedoch das Zeitkonto. (...) Da es auch noch stilecht bei dieser ”Riesen-Gaudi“ zugehen soll, sollte jede Mannschaft in landwirtschaftlicher Tracht an den Start gehen. Darunter könnte man beispielsweise eine grünliche Arbeitshose, ein bißchen Stroh und Hut auf dem Kopf verstehen (…) .«

Wie wir aus verschiedenen Zeitungsquellen erfahren, treten über den Samstagnachmittag verteilt über 200 »Harsewinkeler Muskelmänner« in 27 Teams gegeneinander an. Mit dabei sind unter anderem die Land-jugend, die Volkstanzgruppen Marienfeld und Greffen, das 2. Lehrjahr der Firma Claas, die Schützenvereine, der Bauhof, die Nachbarschaft Dirkorte sowie ein Team der Harsewinkeler Stadtverwaltung. Über das Preisgeld von 400 Mark freuten sich letztendlich die Gewinner der St. Hubertus Schützenbruderschaft.

Der »Bummel« blieb in Harsewinkel eine zweimalige Sache, das Mähdrescherziehen erfreute sich aber auch in den 90er Jahren großer Beliebtheit. In den letzten Jahren ist die Gütersloher Straße zum Aus-tragungsort des Wettbewerbes geworden, das »Fest der Kulturen« und das Mähdrescherziehen fester Bestandteil des Spökenkieker Stadtfestes. Nach dem Sieg der Claas-Azubis im Jahr 2013, freuten sich in den folgenden Jahren Teams aus unseren Nachbargemeinden Versmold und Beelen über den begehrten Wanderpokal.

Unter dem Motto »Landkraft pur« treten am 16. September wieder mutige Vereine, Firmen und bunt gemischte Truppen gegeneinander an, um mit einer grünen Erntemaschine Meter zu machen und attraktive Teampreise abzuräumen. Die Zugstrecke beträgt in diesem Jahr 70 Meter. Das Besondere: Gewicht und Kraft sind nicht mehr alles. Ein ausgeklügeltes Punktesystem und Geschicklichkeits- und Schätzspiele sorgen dafür, dass jede Gruppe – auch Frauen- und Mixed Teams – als Gewinner aus dem Wettbewerb gehen können. Wie gewohnt darf man sich auch an diesem Spökenkieker-Sonntag wieder auf jede Menge Action in den Straßenzügen rund um den Alten Markt freuen.  · cha