»Musik ist Musik«, hat Peter Bernard Smith einmal gesagt – und in diesen drei kurzen Worten beschrieben, dass er sich weder in eine Schublade stecken ließ, noch irgendwelche künstlerischen Grenzen in seiner Arbeit zog. Als Dirigent und Lehrer, Komponist, Verleger und Brite mit charmant-unverwechselbarem Humor hat er das musikalische Leben im Kreis Gütersloh geprägt wie kaum ein anderer. Mit seiner Musik hat er an vielen Stationen Menschen jeden Alters in ihrer Seele berührt und mit seinem Werk riesige Fußspuren hinterlassen. Als Bandmaster der »Queen’s Royal Irish Hussars« erlangte er im Dienste von Königin Elisabeth II. den Orden »Member of the British Empire« (M.B.E.). Im Februar ist er im Alter von 84 Jahren verstorben. Carl erinnert an einen Menschen, der voller Energie und unbändigem Einsatz für die besondere Magie der Musik wirkte und lebte.
Wer P. B. Smith als Menschen, Lehrer oder Konzertleiter erlebt hat, wird jede einzelne Begegnung in bester Erinnerung tragen. Mit seiner Ausstrahlung vermochte er auf sympathische Art, Respekt für sein Wirken zu erzeugen und immer wieder die Musik in den Mittelpunkt zu stellen. Sein Ziel war es dabei immer, das Besondere, oft Versteckte aus den Klängen zu zaubern und selbst einfachste Stücke auf eine neue Gefühlsebene zu heben. Das gelang in vielen hundert Auftritten als Flötist und Rundfunkmusiker, Kapellmeister und von 1980 bis 1998 als Leiter des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Gütersloh, dem späteren »Symphonischen Blasorchester Gütersloh«. Dem hauchte er kurz vor der Auflösung neues Leben ein, öffnete es für Frauen und feierte in den Jahren zahlreiche Bühnenerfolge, die auch den Bürgern der Stadt in guter Erinnerung sein dürften.
Begonnen hat die unglaubliche Karriere des am 1. September 1933 im Londoner Ortsteil Ealing geborenen P. B. im zarten Alter von fünf Jahren, als er die ersten Töne aus einer Geige lockte. Zehn Jahre später sollte sie als Eintrittskarte für die Laufbahn als Profimusiker beim Stabsorchester des »Royal Army Ornance Corps« dienen, wo er eine Blitzkarriere auf der Querflöte machte und nach nur wenigen Monaten zum Soloflötisten avancierte. Das brachte ihn zur berühmten »Coldstream Guards Band«, zur Arbeit als Studiomusiker, beim Londoner Ballet Orchestra und als Kammermusiker. Nach seiner Qualifikation als Kapellmeister an der Royal Military School Kneller Hall übernahm er als Bandmaster schließlich die »Queen’s Royal Irish Hussars« und wurde 1974 von Königin Elisabeth II. in Anerkennung seiner musikalischen Verdienste sowie der Pflege der deutsch-britischen Kontakte mit dem Orden »Member of the British Empire« (M.B.E.) ausgezeichnet.
Der endgültige Sprung nach Deutschland folgte dann im Jahr 1976, zunächst in die Region Paderborn und Detmold, wo er neben vielen weiteren Projekten die Instrumente Flöte, Klarinette und Saxofon unterrichtete und das von ihm gegründete »Festivalorchester Bad Sassendorf« leitete. 1980 folgte dann der Wechsel an die Kreismusikschule und zum Feuerwehrorchester nach Gütersloh, das er mit viel Ehrgeiz und Engagement komplett auf links drehte und zu einem erfolgreichen Klangkörper mit einem sehr breiten Repertoire von Unterhaltungsmusik bis hin zu ernster Blasmusik entwickelte. Hier dürften unzählige Gütersloherinnen und Gütersloher nicht nur den Kontakt zu ihm, sondern auch zur besonderen Form der symphonischen Musik gefunden haben. Wohl auch, weil sich dieses Orchester durch ein sehr hohes Niveau auszeichnete und Blasmusik neu erlebbar machte – sehr weit entfernt von der bis dato bekannten Bierzeltmusik der heimischen Kapellen.
Mit dem Schritt in den verdienten, wenngleich von vielen bedauerten Ruhestand wurde es für P. B. Smith ruhiger auf der geliebten Bühne in der Öffentlichkeit. Arbeit gab es dennoch reichlich: Rund 600 Titel aller musikalischen Gattungen umfasst das Werkverzeichnis des Komponisten Smith, der ganze Arrangements teils im Rahmen eines einzigen Spazierganges im Kopf erstellte und anschließend notierte. Viele von ihnen wurden seit dem Jahr 2000 im hauseigenen Verlag, der Edition Con Fuoco, zugänglich gemacht. Sie sind auf Konzertprogrammen in ganz Europa, aber auch in den USA und Australien zu finden. Auf alle Werke trifft das allerdings nicht zu: Der Großteil seines kompositorischen Schaffens, vor allem seine Kirchenmusik, wartet noch auf Entdeckung.
Mit dem ersten Satz aus der »Funtasia« kann eines davon am 9. September im Rahmen eines Benefiz-Gedenkkonzertes für den Musiker und Menschen P. B. Smith in der Aula des Städtischen Gymnasiums in Gütersloh erlebt werden. Das Konzert zum 85. Geburtstag führt eine Tradition fort, die im Rahmen eines Bühnen-Comebacks zum 80. Geburtstag des Dirigenten begonnen wurde. Gemeinsam mit einem eigens zusammengestellten Projektorchester werden dem Urgedanken der Konzertreihe folgend Stücke auf die Bühne gebracht, die aus der Feder von Smith stammen oder eine besondere Rolle im Leben des Musikers gespielt haben. Wie auch bei den vergangenen Konzerten ist der Abend einem karitativen Zweck gewidmet. Federführend ist hier die Familie, allen voran Ehefrau Sabine Gerlinde Smith. Sie werden gemeinsam mit Musikern aus ganz Deutschland an einen Menschen erinnern, der das Publikum mit dem Taktstock berührt hat. Carl verneigt sich vor dieser besonderen Persönlichkeit.