Das Thema Inklusion ist kein einfaches – mit den richtigen Ideen aber ein sehr lohnendes. In Gütersloh gibt es dafür mit dem inklusiven Klettergarten »grenzenlos« ein besonders gutes Beispiel. Als erster seiner Art wurde er vor über einem Jahr eröffnet und seitdem ist einiges passiert: Menschen von jung bis alt, mit und ohne Beeinträchtigung und über 100 Rollstuhlfahrer aus ganz Deutschland sind nach Gütersloh gereist, um hier Besonderes zu erleben. In dieser Zeit konnte das »Team grenzenlos« viele intensive Erfahrungen sammeln – und hat weitere Ideen gesammelt, die nun in einem Ausbau des Angebotes münden.
Fünfzehn Monate offener Freizeitbetrieb für jeden bedeutet auch, seit fünfzehn Monaten jeden Tag im persönlichen Gespräch mit den Besuchern zu sein. Neben strahlenden Augen und sehr positiven Rückmeldungen gab es natürlich auch viele Ideen und Anregungen, was grenzenlos noch besser machen könnte. Viele dieser Wünsche fließen nun in die Erweiterung der rollstuhlgeeigneten Anlage ein.
Nach dem Motto »Höhe vertiefen« wird eine weitere Ebene in den Kletterpark eingebaut, die unterhalb der bisherigen, fünf Meter hohen Anlage verläuft. Mit dem Bau der Erweiterung in drei Metern Höhe soll den Gästen – ob mit oder ohne Beeinträchtigung – die Möglichkeit gegeben werden, sich Schritt für Schritt an die Höhe zu gewöhnen. Durch die verschiedenen Ebenen werden Hemmungen und Höhenängste abgebaut und intensive Kletter-Erlebnisse ermöglicht. Alle neuen Stationen sind nach dem Motto »Gemeinsamkeit erleben« konzipiert. Das bedeutet, jedes Element ist im offenen Freizeitbetrieb als Teamstation zu bewältigen. Rollstuhlfahrer und Läufer helfen sich hierbei gegenseitig, Elemente zu überwinden – zum Beispiel, indem sie so eingerichtet werden, dass Läufer die Bereiche nur durchqueren können, wenn ihnen ein Rollstuhlfahrer von außen Hilfestellung gibt, und umgekehrt. So begegnen sich alle Gäste in einem intensiven Rollentausch – das ist gelebte Inklusion.
Die Erfahrungen im Alltag haben dem Team gezeigt, dass jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten mitbringt. Jeder Gast – ob mit Beeinträchtigungen der unterschiedlichsten Art oder ganz ohne Handicap – hat im Klettergarten stets die Möglichkeit, seine individuellen Möglichkeiten erproben zu dürfen. Die Mitarbeiter stellen sich bei jedem Besuch auf die verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche des Individuums ein und realisieren so Inklusion.
Dass dem Team das Konzept, der inklusive Gedanke und die intensiven Begegnungen mit Menschen sehr wichtig sind, es in der Entscheidung, 50 Prozent aller Arbeitszeit, die in die Planung und Umsetzung der Erweiterung einfließt, ehrenamtlich zu erbringen. Mit diesem Einsatz zeigen die Mitarbeiter – ob Festangestellte, Honorarkräfte oder Minijobber – welche große Bedeutung Inklusion auch für sie persönlich hat.
Für die Arbeit und die Umsetzung der UN Behindertenrechts-konvention hat NRW-Minister Rainer Schmeltzer den Gütersloher Kletterpark »grenzenlos« übrigens jüngst mit dem 3. Hauptpreis des Inklusionspreises des Landes NRW ausgezeichnet. Eine wirklich verdienter Preis!
Auch für die Finanzierung des Umbaus wird mit viel Engagement aus Gütersloh gesorgt. Für den größten Kostenanteil des Umbaus, der bei der Materialbeschaffung entsteht, kommt der Verein »ToyRun4Kids e.V.« auf, der vom Konzept ebenso begeistert ist, wie vom persönlichen Engagement aller Beteiligten.
Inklusion ist ein lohnendes Thema – und wenn alle dabei sind eben doch kein so schweres.
Fotos: Benedikt Hensdiek
Text: Kletterpark grenzenlos