Fast jeder kennt diesen Slogan, der untrennbar mit dem weltweit meistverkauften Automodell verbunden ist. Immerhin wurden zwischen 1938 bis 2003 mehr als 21,5 Millionen Fahrzeuge dieses Typs produziert. Wir sprechen natürlich über den VW Käfer, der seine lange, unangefochtene Spitzenstellung auf der internationalen Beliebtheitsskala erst im Juni 2002 an seinen »kleinen« Bruder, den VW Golf, abgeben musste. Endgültig im Ruhestand, zieht er als Oldtimer bis heute bewundernde Blicke auf sich – man muss nur wissen, wo man ihn findet. Und so hat sich Carl nach einem Insider-Tipp auf den Weg nach Verl in den schönen Stadtteil Kaunitz gemacht, um Hermann Walter in seinem privaten Käfer-Museum zu besuchen.

Etwas ungläubig stehen wir an diesem sonnigen Maivormittag vor dem hohen, schmiedeeisernen Tor eines Privathauses. Soll sich hier eine der weltweit eindrucksvollsten Käfersammlungen befinden? Als sich dann aber nach unserem Klingeln das Tor automatisch öffnet, werden wir sehr freundlich von Hermann Walter und seiner Lebensgefährtin Brigitte Bunte erwartet. Wir sind also richtig. Doch bevor uns der Volkswagen-Spezialist in seine »heiligen Hallen« entführt, erfahren wir ganz privat, wie es zu der Sammelleidenschaft des ehemaligen Fleischermeisters kam.

Angefangen hat alles mit einem Faltdach-Käfer, Baujahr 1956, den seine Ehefrau Barbara in den 1970er Jahren fuhr. Da sie sich trotz seines bedenklichen Zustandes nicht von ihrem Oldie trennen wollte, fing Hermann Walter an, den Käfer erfolgreich zu restaurieren. Dabei entdeckte der gebürtige Verler nicht nur seine Liebe zu dem kultigen Kleinwagen, sondern legte gleichzeitig den Grundstein für eine weit mehr als 100 Käfer umfassende Sammlung. Und die dürfen wir uns nun endlich anschauen. Neugierig gehen wir also durch eine weitläufige Gartenanlage und betreten schließlich eine graue unscheinbare Halle.

Hinter der Tür bleiben wir erst einmal sprachlos stehen. Denn hier sind sie alle nebeneinander aufgereiht und in einem augenscheinlich hervorragenden Zustand. Das älteste Exemplar ist ein Käfer Typ 60 vom August des Jahres 1941. Die beiden jüngsten »Krabbeltiere« sind 2003 in Mexiko vom Band gelaufen und gehören zur allerletzten Baureihe, der bekannten »Ultima Edición«. Beim Gang durch die 1 000 Quadratmeter große Ausstellung, die sich sogar über zwei Etagen erstreckt, entdecken wir alle Modelle vom Brezel zum Ovali, vom Export bis zum Standard. Luxusausführungen, 1200er, 1300er, 1302er, 1303er, 1500er, Cabriolets, Sondermodelle... Die Baujahre der deutschen Produktion sind komplett, ebenso wie die Mexiko-Modelle.

 

Hermann Walter kennt sie alle – die technischen Daten seiner Sammlerstücke und die vielen Geschichten, die sich hinter jedem einzelnen verbergen. Egal, ob es um einen türkis-metallic-farbenen 1302 geht, der einmal der schwedischen Pop-Gruppe ABBA gehörte, um ein viertüriges Polizeicabrio, Modell »Papler« aus dem Jahr 1951, um den letzten Käfer aus Wolfsburg, der am 1. Juli 1974 um 11:19 Uhr vom Band lief oder um das schwarz-gelbe Sondermodell 1302S mit 50 PS, von dem heute nur noch rund 100 Originale übrig sind. Besonders stolz ist der Oldtimerfan auf sein 1962er-Export-Modell, das als Leinwand-Held einst Kino-Geschichte schrieb. Die Rede ist vom berühmten Herby, der es im gleichnamigen Kinostreifen nicht nur mit einem PS-gewaltigen Amischlitten aufnahm, sondern dessen technische Finessen Millionen Zuschauer ver-zauberten.

Nicht jedes seiner museumsreifen Sammlerschätze ist in solch gutem Zustand hier in Kaunitz angekommen. Wie viel Arbeit in manch einem Käfer steckt, zeigt ein sehr frühes Nachkriegsmodell aus dem Jahr 1945 mit 24,5 PS und zusammengestückeltem Dach. Da die Dachpresse nach dem Krieg zerstört war, wurde das Dach kurzerhand aus drei Teilen zusammengesetzt. Um all diese seltenen Modelle der Nachwelt zu erhalten, hat Hermann Walter die wertvollsten seiner Krabbler in den vergangenen 40 Jahren liebevoll und leidenschaftlich restauriert. Den Rest musste er schweren Herzens als »Ersatzteillager« ausschlachten. Viele der hier ausgestellten Käfer-Raritäten werden heute als Leihgaben für Museen in der ganzen Welt angefragt. Einige befinden sich zurzeit in Frankreich, Belgien, in Japan oder auch im Haus der deutschen Geschichte in Bonn.

Übrigens geht der Name Käfer vermutlich auf einen Korrespondenten der »New York Times« zurück, der in seiner Berichterstattung 1938 die Volkswagens Limousine als »Little shiny Bug«, also kleiner glänzender Käfer, bezeichnete. Aber erst 1968 wurde der VW dann offiziell zum »Käfer« gekürt. Und es gibt noch so viele Geschichten, die sich rund um den kleinen Kultwagen ranken. Wir haben jedenfalls verstanden, warum der Mythos bis heute ungebrochen ist und bedanken uns für die faszinierende Führung durch mehr als 80 Jahre Käfer-Geschichte.

Fotos: Jessica Bochinski
Text: Petra Heitmann