Nach seinem Studium am Artez Konservatorium Enschede siedelte Markus Strothmann als hoffnungsvoller Newcomer der heimischen Musikszene 2014 an die Elbe. Mancher hier war der Meinung, er wolle einen Cut machen, aber das war nicht seine Intention. Wie es ihm heute dort ergeht, warum es ihn auch immer noch an die Dalke zieht und ob – endlich – eine erste CD unter eigenem Namen erscheint, erzählte er unserem Gastautor Wolfgang Hein. »Schon mal den Jan Delay oder Udo Lindenberg getroffen?« – »Nein, das nicht«, entgegnet Strothmann ohne lange nachzudenken, »aber ich war neulich Gast einer Party, auf der der Trommler von dessen Band Disko Nr. 1 auflief. So etwas erlebt man in Hamburg schneller mal als hierzulande.«
Wie schwierig ist es, an die Hamburger Musikszene Anschluss zu finden? Dazu hat Markus Strothmann eine eigene Meinung: Es gebe viele solcher Klischees, in diese etablierten Szenen sei schwer reinzukommen. Er erlebe das so nicht, aber Geduld brauche man schon. Ihm erscheine die Hamburger Musikszene vielmehr als sehr offen und man könne auf Anhieb alles Mögliche an Musik machen. Natürlich müsse man spielen, singen – eben: musizieren – können. Musiker müsse man »sein«. Er merke heute, dass er schon in seiner ersten Zeit in Hamburg wichtige Kontakte zu guten Musikern knüpfen konnte. »Die Hamburger Szene ist in dieser Hinsicht recht einfach und zugänglich. Die Musiker sind freundlich zu einander.«
Aber: »Das schwierigste in den Großstädten sind die Spielstätten,« erkennt Strothmann heute. »Es gibt viele Auftrittsmöglichkeiten, aber oft auf Low-Budget-Niveau. Da war ich in Gütersloh sehr verwöhnt worden.« Ihn erdet heute diese sinnvolle Erfahrung, wegen der er zu schätzen weiß, was er »in der Heimat« alles aufgebaut hatte. Inzwischen ist Gütersloh wieder ein wichtiger Stützpunkt seiner künstlerischen Arbeit geworden. Als Drummer der Sazerac Swingers kann er die gesamte dynamische Bandbreite seiner Kessel und Becken von Superleise bis ganz laut ausschöpfen. »New Orleans Style passt wirklich gut zu mir«, erklärt er ausführlich. Als einer der wenigen jungen Trommler, die sich der »Alten Garde« von Gene Krupa über Buddy Rich bis Charly Antolini verschrieben haben, zeigt er in der Band, was ein Schlagzeug ist und kann.
Und während Sie heute die neue Ausgabe ihres »Carl« in den Händen halten, arbeitet Markus Strothmann intensiv an der ersten CD, die allein unter seinem Namen veröffentlicht werden soll. »Ich will darauf Musik haben, die selbst für Leute, die diese nicht jeden Tag hören, schön klingt und dabei vermittelt, dass ich jedes Jahr auf diese Weise genieße – wenn ich bei meiner irischen Familie zu Hause an der Westküste bin. Und dort diese wahnsinnigen Strände mit ihren Steilküsten und Meer und Bergen erlebe.«
Text und Fotos: Wolfgang Hein