In diesem Monat durfte Carl während einer Probe der »Stimmbande« Mäuschen spielen – und das auf eine ganz besondere Art und Weise. Denn als wir im großen Musikraum des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums ankommen, werden wir eingeladen, unsere Fragen in ungewöhnlich großer Runde zu stellen. Im Stuhlkreis sitzend bekommen wir eine gute halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit der versammelten Chorgemeinschaft und gewinnen so einen einmaligen Einblick in die Arbeit der Gruppe.

Die »Stimmbande« versteht sich durch und durch als Gemeinschaft, in der ein harmonisches soziales Klima Voraussetzung ist, um Spaß beim Musizieren zu haben. Ein besonderes Merkmal dieses Chores ist es, dass er kein organisierter Verein mit einem Vorstand ist und das alle Entscheide gemeinschaftlich getroffen werden. Auch, wenn Chorleiter Jochen Westerbarkey Vorschläge initiiert, wird der letztliche Entschluss dennoch in der Gruppe getroffen. So ist es selbstverständlich, dass alle Chormitglieder ihre wertvolle Probe unterbrechen, um an unserem Interview teilzunehmen und persönlich von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im Chor zu berichten. Wir fühlen uns schon ein bisschen geehrt, als extra ein Sitzkreis gebildet wird. Aber so ist das bei der »Stimmbande«. In der lockeren Atmosphäre der kleinen Chor-Familie muss man sich einfach wohlfühlen!

Aber nicht nur das Zwischenmenschliche überzeugt. Wir erleben einen überaus professionellen Chor mit 25 erfahrenen Chormitgliedern, die sich besonders auf anspruchsvolle Stücke spezialisiert haben. Ein guter Stilmix wird dabei ganz groß geschrieben. Von den klassischen Stücken aus der Renaissance, dem Barock oder der Romantik, bis hin zur heutigen Popmusik, wird das Repertoire bunt gemischt. Doch es sind besonders die modernen Poplieder, die es den Sängerinnen und Sängern angetan haben. Viele Mitglieder singen parallel im Gütersloher Musikverein.

 

Während dort hauptsächlich die üblichen klassischen Stücke geprobt werden, bietet die Popmusik hier einen schönen Kontrast. Aber nicht nur das: Für Chorleiter Jochen Westerbarkey ist es immer wieder erstaunlich, wie anspruchsvoll Popmusik doch komponiert sein kann.

Und genau das ist es, wonach die »Stimmbande« sucht: Schwierige, fordernde Lieder, welche die Sänger vor besondere Anforderungen in Sachen Rhythmik stellt. Jochen Westerbarkey versteht sich darin, den Chor immer wieder vor neue Herausforderungen zu stellen. Chöre sind ein lebenslanges Hobby des pensionierten Hochschullehrers für Kommunikation und Medien. Aber es ist nicht nur die Chorerfahrung, die ihn zu einem einmaligen Chorleiter macht. Er selbst komponiert Chorsätze und Stücke eigens für die »Stimmbande«. Weil moderne Popsongs meistens von Solisten gesungen werden, müssen die Lieder zwangsläufig bearbeitet werden, um von einem Chor gesungen zu werden. Damit hebt sich die Gemeinschaft von anderen in dieser Region ab, denn üblicher-weise werden kommerzielle Cover gesungen.

Auf den regelmäßig stattfindenden Auftritten erleben wir die »Stimmbande« immer mit Verstärkung. Sie beweisen Mut zur Experimentierfreude, wenn mit Instrumentalgruppen zusammen gearbeitet wird. Besonderes Highlight war auch das Zusammenspiel von Gesang und Gesprochenem. Neben der Musik des Chores war hier auch ein Schauspieler zu hören, der Texte vortrug. Momentan bereitet sich die »Stimmbande« auf ihr zehnjähriges Jubiläum vor. Dieses soll natürlich mit einem Geburtstagskonzert gebührend gefeiert werden. Wir dürfen gespannt bleiben, was sich Jochen Westerbarkey und der Chor hierfür für kreative Kompositionen einfallen lassen werden.

Fotos: Sven Grochholski
Text: Madeline Kolletzki