Sie lachen und spielen mit der Kamera, zeigen pure Lebensfreude und sind einfach zum Verlieben: Die Motive von Fotografin Jenny Klestil, die zurzeit in den Räumlichkeiten des Wertkreises Gütersloh ausgestellt werden, strotzen nur so vor Glück. Kinder und Erwachsene, Geschwisterpaare oder ganze Familien sind zu sehen und mindestens eine Person auf den Bildern hat dieses kleine, aber nicht unwesentliche »Extra« mit auf den Lebensweg bekommen. Die Rede ist vom Down Syndrom – und beim Blick auf die Bilder wird klar, dass genau dieses ganz viel öffentliche Aufmerksamkeit und ein gesellschaftliches Umdenken verdient hat.

Mit dem Projekt »Glück kennt keine Behinderung« setzt die Frankfurter Fotografin einen optischen Kontrapunkt zum vorgeburtlichen Untersuchungswahn, den rund 90 Prozent der Ungeborenen mit der Diagnose Trisomie 21 nicht überleben. Gründe sind durchaus dramatisierte Beratungen durch die Pränatal-Ärzte, vielen schwebt das Wort »Behinderung« in seiner schlimmsten Ausprägung im Kopf, oft fehlt eine unvoreingenommene und angemessene Begleitung. Ein Schwangerschaftsabbruch wird dann ganz schnell als »normal« betrachtet und nahegelegt. Dabei gibt es so viele Gründe, die Natur so zu nehmen, wie sie es uns vorschlägt.

Fast 1000 Menschen mit dem Down Syndrom hat Jenny Klestil seit März 2015 ehrenamtlich abgelichtet und die Bilder auf ihrer Webseite, in sozialen Netzwerken und auch in einem Buch veröf fentlicht. Die Reaktionen darauf sind bundesweit überaus positiv, zumal die Kernbotschaft buchstäblich im Glück versteckt liegt.

 

»Ein Kind mit Down Syndrom verändert auf eine ganz eigene Art das Leben« berichtet die Fotografin aus den zahlreichen Gesprächen rund um ihre Fotos und Ausstellungen. »Eine solche Diagnose ist für keinen leicht und man muss sich sicher von einigen Lebensentwürfen verabschieden, das Ende eines glücklichen Lebens bedeutet das aber nicht.« Der Blick auf die sehr vielfältigen, immer lebensbejahenden Bilder unterstreicht das.

Entwickelt hat sich das großgewordene Projekt aus einem deutlich kleiner angelegten Shooting zum Tag des Down Syndroms am 21. März 2015. Die ersten Rückmeldungen und Reaktionen, aber auch die Fototermine selbst haben Jenny Klestil ermutigt, einfach weiterzumachen. Seitdem setzt sie Menschen mit Down Syndrom professionell in Szene, gibt ihnen Raum zur Entfaltung vor der Kamera und fängt am Ende meist pure Freude ein. Samthandschuhe oder gar Mitleid gibt es dabei nicht – weil es gar keinen Anlass dafür gibt. Entsprechend ernst genommen fühlen sich ihre Models, die sich auch bei der Ausstellungseröffnung in Gütersloh zu kleinen Shootings am Rande versammelt haben und die Bandbreite der Motive einmal mehr erweitern. Rund 80 Ausstellungen sind so bereits entstanden, die immer wieder Anlässe bieten, Aufmerksamkeit zu erregen und bewusst zu machen, welch liebenswerte Laune uns die Natur mit der Trisomie 21 gegeben hat. Klar wird dann auch: Es ist natürlich nicht immer leicht – wie bei jedem anderen Kind auch. Menschen mit Down Syndrom gehören in unsere Gesellschaft wie jeder andere Mensch auch. Jenny Klestil macht mit ihren Fotos genau das klar!

Text: Ben Hensdiek
Bilder: Jenny Klestil