Futsal ist in Deutschland eine noch recht junge Sportart, in anderen Ländern hat es den klassischen Hallenfußball längst ersetzt. Die Grund dafür liegt auf der Hand: Das Spielfeld beim Futsal ist kleiner als beim Hallenfußball. Dadurch müssen die Spieler schneller eine Lösung finden, um den Ball mittels exakter Pässe und möglichst ohne Verlust über das Feld zu bringen. Das fördert die Handlungsschnelligkeit des Spiels und vermittelt damit eine grundlegende Technik, die auch für den normalen Fußballsport draußen auf dem Platz fundamental wichtig ist. Das hat auch Jürgen Wittwer erkannt, der zusammen mit Sven Exner 2015 Güterslohs ersten Futsal-Verein gegründet hat. Carl hat das Team der »Futsal Freakz« besucht und den noch jungen Verein einer sportlichen Analyse unterzogen.

Als ehemaliger Trainer für die Fußballjugend in Gütersloh war Jürgen Wittwer stetig auf der Suche nach Verbesserungsmodellen, um die Kinder optimal zu fördern. Dabei fand er sein Vorbild in südamerikanischen und südeuropäischen Ländern, die bekanntlich die weltbesten Fußballspieler hervorbringen. Doch woran liegt das? Kinder fangen dort schon früh an, Futsal zu spielen. Auf der Straße passen sie sich den Ball zu, aber auch in den Vereinen wird für eine exzellente Jugendarbeit gesorgt. Die »Futsal Freakz« übernahmen 2014 dieses Modell und stellten erstmals eine Mannschaft auf. Nach einem erfolgreichen Turnier starteten sie sofort in der Liga durch und verpassten nur knapp den Aufstieg. Was als Experiment begann, entwickelte sich schnell zu einem wahren Erfolg. Denn mit der Vereinsgründung setzte man sich hohe Ziele. Die »Futsal Freakz« wollten kein reiner Freizeitsportverein bleiben, sondern mit der professionellen Elite Deutschlands mithalten können.

Dazu suchten die Gründer in den Fußballkreisen nach geeigneten Mitspielern und stellten ein multikulturelles Team zusammen. Aktuell besteht die Mannschaft aus brasilianischen, spanischen, afrikanischen und deutschen Spielern.

 

Der kroatische Trainer, Robert Ljubic, war in seiner Heimat sogar Junioren-Nationalspieler. Von den besten lernen ist hier also der Grundgedanke. Die heimischen Futsaler sollen hoch ausgebildet werden, indem sie die Technik von ihren erfahrenen Mitspielern erlernen. Das hat bisher sehr gut geklappt, wie vergangene Spiele zeigten. Nicht umsonst kämpfen die »Futsal Freakz« momentan um den Westdeutschen Futsalpokal. 2018 wollen sie unbedingt in die Regionalliga West aufsteigen.

Aber es ist nicht nur der sportliche Erfolg, um den es hierbei geht. Den »Futsal Freakz« ist besonders der Zusammenhalt wichtig. Es ist ihnen gelungen, einen Kader aus guten Freunden zusammen zu stellen. Der Verein hilft den immigrierten Spielern in erster Linie, sich zu integrieren. In der Mannschaft finden sie Anschluss und können sich mit Gleichgesinnten austauschen. Aber das wahrscheinlich Wichtigste: Sie kommen in ihrem neuen Zuhause an und werden nicht alleine gelassen. Mamadou Barry beispielsweise ist ein Mann der ersten Stunde. Aufgrund politischer Probleme in seiner Heimat Guinea kam er nach Deutschland und fand in den »Futsal Freakz« seine Familie, wie er sagt. Der Verein ermöglichte ihm Sprachkurse und organisierte ihm einen Ausbildungsplatz. Aber vor allem fand er eine Freizeitmöglichkeit, die ihn davon abhielt, alleine Zuhause rumsitzen zu müssen.

Carl war begeistert zu sehen, wie die »Futsal Freakz« Sport und soziale Integrationsarbeit miteinander vereinen. Futsal bietet also weit mehr als nur eine Möglichkeit zur Optimierung des deutschen Fußballsports. Wir sprechen den Verantwortlichen des Vereins ein hohes Lob aus und freuen uns zu sehen, wie weit es Güterslohs erster Futsal-Verein bringen wird!

Fotos: Henrik Martinschledde
Text: Madeline Kolletzki