Freiwillig im Einsatz

Es ist Montagabend - 19:30 Uhr. Nach und nach tref fen die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Verl und Sürenheide in der zentralen Feuer- und Rettungswache in Verl ein. Heute stehen gleich drei Übungen auf dem Plan. Um was es im Einzelnen geht, wissen die Feuerwehrleute noch nicht. Genau wie im realen Einsatz. Carl hat die rund 40 Freiwilligen an diesem Abend begleitet. Zum Glück handelt es sich »nur« um eine Übung, denn es wird gleich bei der ersten Rettung ziemlich brenzlig.

Viele kennen die Feuerwehr nur von Einsätzen: Fahrzeuge, die mit Blaulicht und Martinhorn zum Ort des Geschehens rasen, Feuerwehrleute, die Brände löschen und bei Verkehrsunfällen, Unwettern oder Naturkatastrophen Hilfe leisten. Schon die Tatsache, dass die Mehrheit ihren Dienst freiwillig versieht, ist den meisten gar nicht bewusst. Tagsüber arbeiten sie in ihrem ganz normalen Job und im Notfall sind sie »ganz nebenbei« als Retter unterwegs. So wie die freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen vom Löschzug Verl und dem Löschzug Sürenheide, die zudem noch alle 14 Tage in ihrer Freizeit gemeinsam den Ernstfall proben.

 

Wir treffen schon etwas früher in der Rettungswache am Florianweg ein. In den Umkleiden hängen die Ausrüstungen in jedem Spind fein säuberlich nebeneinander. Von leichter Arbeitskleidung bis hin zum Schutzanzug mit Helm für die Einsatzkräfte. Vier Rettungsfahrzeuge warten in der Fahrzeughalle auf ihren Einsatz, daneben ein historischer Feuerwehrwagen aus den 1930er Jahren. Mit seiner Metz-Technologie und einem integrierten Fahrrad ist er in seiner Art wohl einzigartig. Mittlerweile sind alle eingetroffen. Die Stimmung ist super, obwohl die meisten gerade erst nach einem langen Tag von der Arbeit kommen. Es ist vor allem die Kameradschaft, die sie antreibt und die ehrliche Überzeugung, anderen in Notlagen zu helfen. Aber auch der Spaß in der Gemeinschaft kommt hier nicht zu kurz.

Beim Umziehen geht es heute Abend gemütlich zu. Im Ernstfall dürfen gerade einmal zehn Minuten von der Alarmierung bis zu dem Zeitpunkt vergehen, an dem die ersten Kräfte am Einsatzort eintreffen. So ein Notruf kann natürlich zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen. Und dann zählt jede Minute. Jetzt aber gibt es erst einmal eine kurze Einweisung in den Übungsablauf und einige allgemeine Informationen, bevor es endlich losgeht. Wir fahren schon mal mit dem Gruppenführer im Rettungswagen vor. Unser Ziel ist ein leerstehender Schlachthofbetrieb, die perfekte Kulisse für das bevorstehende Training.

 

Nur wenige Minuten später treffen drei Löschzüge mit Blaulicht und Martinshorn ein. Alles muss ziemlich schnell gehen, denn es geht um Menschenrettung in einem brennenden Haus. Dichter Rauch schlägt uns im Treppenhaus entgegen, aber die Einsatzkräfte sind mit speziellen Atemschutzgeräten, Sauerstoffflaschen und entsprechender Schutzkleidung ausgerüstet. Da kommen schnell schon mal 25 Kilogramm und mehr zusammen. Während sich die Feuerwehrleute auf Knien zu einer verletzten Person vortasten, konzentrieren sich die Kollegen darauf, die Rauchentwicklung möglichst gering zu halten. Mit ihren Einsatzleitern sind sie dabei über Funk in ständigem Kontakt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die in Wirklichkeit nur wenige Minuten dauert, gibt es endlich Entwarnung. Die Person wurde gefunden. Gut, dass es sich hierbei nur um eine Attrappe gehandelt hat.

Während einer kurzen Einsatzanalyse trifft schon der nächste Funkspruch ein: Notfalltüröffnung Person mit suizidaler Absicht hinter schwerer Stahltür eingeschlossen. Wieder hat schnelles Handeln oberste Priorität. Ausgestattet mit Kreissäge und Brecheisen wird die Tür aus den Angeln geflext. Atemschutz ist auch hier Vorschrift, falls sich hinter der Tür Kohlenmonoxyd oder andere gesundheitsgefährdende Stoffe ausgebreitet haben. Noch während die Aktion reibungslos zu Ende gebracht wird, hören wir aus dem Innern der Industriebrache einen lauten Knall. Das Gebäude ist unübersichtlich groß und verwinkelt. Die freiwilligen Helfer gehen daher mit äußerster Vorsicht bei der Erkundung vor. Dann entdecken sie in einem der hintersten Räume einen kleinen Brand, den es schnell zu löschen gilt. Auch hier wissen die Einsatzkräfte genau, was zu tun ist und nach wenigen Minuten ist auch dieser

 

Spuk vorbei. Inzwischen ist es fast 22:00 Uhr. Nach einem gewöhnlichen Arbeitstag noch eine Übung zu machen, ist schon ziemlich anstrengend. Die Feuerwehrleute müssen zudem noch damit rechnen, dass irgend-wann in der Nacht eine Alarmierung kommt. Und das alles machen sie freiwillig. Sie bekommen keine Bezahlung für ihren Einsatz und riskieren jedes Mal die eigene Gesundheit. Insgesamt kommen in Verl rund 180 Einsätze jährlich zusammen. Natürlich ist nicht jeder Freiwillige bei jedem Einsatz dabei. Schließlich stehen in Verl rund 80 Floriansjünger und in Sürenheide etwa 45 Helfer für das Einzugsgebiet Verl, Sürenheide, Kaunitz, Sende und Bornholte zur Verfügung. Wer sich selbst einmal ein Bild von der Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr machen möchte, ist jeden Montag um 19:30 Uhr im Florianweg 4 herzlich willkommen. Uns haben die Kameraden auf jeden Fall beeindruckt. Was sie hier leisten, ist ein gewaltiger Dienst an der Gemeinschaft.