Auch wenn wir im September Carl schon den letzten Teil unserer Flugplatz-Reihe angekündigt haben: Wir tun es noch einmal! Es drehen sich einfach zu viele spannende Mythen und Geschichten um das Offizierskasino. Nüchtern betrachtet wurde sicher vieles von der britischen Luftwaffe und den Heeresoffizieren, in ganz eigener Färbung weitergetragen. Vorenthalten möchten wir sie euch trotzdem nicht. Marc Tecklenburg vom »Hangar6« erzählt euch mehr über das sagenumwobene Offizierskasino.

Erbaut aus Teilen des Bauernhofes Wixpförtchen (1150-1937) galt das Offizierskasino damals als repräsentativer Empfangs- und Verpflegungsbau. Schon kurz nach dem Richtfest wurde das Kasino am 24. April 1937 feierlich eröffnet. 23 Jahre später zerstörte ein Brand den historischen Teil der »Offiziersmesse«. Nur im Kaminzimmer im Erdgeschoß erinnert noch ein Torbogen an den Hof und den Brand. Das immer noch beeindruckende Kasino besteht heute im Wesentlichen aus einem großen Speisesaal, einem Gesellschaftsraum mit einer Bühnenöffnung im 1. Stock, Großküche, Lagerräumen und verschiedenen kleineren Räumlichkeiten. Die alten Kronleuchter, die dicken, roten und blauen Teppiche sorgen für einzigartiges britisches Flair, das man auch heute noch sehr gut erkennen kann. Große Feste und einzigartige Empfänge wurden hier ausgerichtet, bei denen das ein- oder andere Mal auch das britische Königshaus, oder die Bewohner der Downing Street 10 zu gegen waren.

Im Uhrenturm befindet sich wohl der berüchtigtste Teil des Kasinos.

 

Über eine steile Wendeltreppe mit geschmiedetem Geländer erreicht man ein kleines Turmzimmer. Mit dicken Eichenbohlen auf dem Fußboden und einer Balkendecke umfasst es kaum mehr als 20 Quadratmeter. Die jungen Fliegeroffiziere der damaligen Wehrmacht Luftwaffe haben sich hier kurz vor dem 2. Weltkrieg einen besonderen Scherz erlaubt, denn nicht nur Seeleute sind für ihre reich ausgeschmückten Geschichten bekannt, sondern auch die Luftwaffe. Nach Forschungen des Stadtarchivars Stephan Grimm wurde der Haller Tischler Siemens beauftragt eine Mechanik einzubauen, die den mittleren Balken im Zimmer durchbiegen lässt. Zieht man an einer versteckten Schlaufe im Boden senkt sich der Balken um circa 15 Zentimeter nach unten. So konnte man dem deutschen Sprichwort »Der lügt das sich die Balken biegen« auch Taten folgen lassen. Und man glaubt es kaum, die Mechanik funktioniert bis zum heutigen Tage einwandfrei.

Hier wurde nach dem 2. Weltkrieg durch die Royal Air Force das sogenannte »Göring-Zimmer« eingerichtet – mit dem Portrait des Oberbefehlshabers und Kriegsverbrechers Hermann Göring an der Wand sowie Bordwaffen und Flugzeugteilen, die man bei der Sanierung der Start- und Landebahn gefunden hatte. Gerne wurde die Geschichte erzählt, dass Hermann Göring persönlich in Gütersloh war und der Raum aufgrund seiner vielen leeren Versprechungen geschaffen wurde. Die Nachforschungen des Stadtarchivars Stefan Grimm ergaben jedoch, dass ein Besuch Hermann Göhrings recht unwahrscheinlich war. Leider wurden nach der Schließung des Flugplatzes und Abzug der britischen Armee die Artefakte durch die Briten mitgenommen. Ein Besuch des Kasinos ist aus sicherheitstechnischen Gründen leider nicht mehr möglich.