Sie tref fen sich regelmäßig zu den Spielen des SC Verl, genießen hier in der Sportclub Arena einen festen Platz auf der Osttribüne und feuern seit mehr als 25 Jahren gemeinsam »ihren« Fußballclub an der Poststraße an. Heute berichtet Carl nicht wie gewohnt über die Mannschaften, Spieler oder Trainer des SC Verl, sondern über den vielleicht ältesten, aber bestimmt engagiertesten Fanclub vor Ort. Die Rede ist vom »Heiermann-Club-Verl«, deren Mitglieder weit mehr als nur einem gemeinsamen Hobby nachgehen.

Es war die Freude am heimischen Fußball, die drei Gründerväter am 17. Juli 1990 auf die Idee brachte, aus einem »lockeren Chaos« einen Club zu gründen. Und so schrieben Erwin Pietz, Bruno Schroeder und Heinrich Mattenklotz kurz und knapp drei »Clubregeln« auf ein gelbes Post-it: 1. Fußball, 2. SC Verl, 3. Legislatur-Periode/Regierungszeit = 1 Jahr. Damit war eigentlich alles gesagt. Was aber aus der »Magna Carta«, dieser Ursatzung, nicht hervorgeht, ist der Name »Heiermann-Club-Verl«.

Um das herauszufinden, haben wir uns auf Einladung von Heinrich Mattenklotz auf den Weg zur Sportclub Arena gemacht, um dort die »Heiermänner« während eines Heimspiels an ihren eigenen Stehtischen unterhalb der neuen VIP-Lounge zu treffen. Auch wenn das Spiel gegen den RW Ahlen gerade nicht so läuft wie erwartet, so ist doch die Vorfreude auf ein ganz besonderes Clubtreffen nach dem Spiel größer: Unter dem aktuellen Präsidenten, Richard Kampwirth, sind alle Mitglieder des Heiermann-Club gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern zu einer exklusiven Führung durch die neue Sportclub Arena eingeladen. Schließlich gehören die Heiermänner nicht nur zu den treuesten Fans des SC Verl, sondern sind darüber hinaus überzeugte Förderer des Vereins und insbesondere der Jugendarbeit.

Doch bevor Hans-Josef Katzwinkel, 2. Vorsitzender des SC Verl, mit dem Rundgang beginnt, möchten wir endlich die Frage aller Fragen klären: Woher kommt eigentlich der Name »Heiermann-Club«? Und wer könnte das besser beantworten als die Gründungsmitglieder selbst. So erfahren wir von Bruno Schroeder und Heinrich Mattenklotz, dass der Clubname auf eine Art Brauch zurückgeht: Vor dem Spiel sammelte Erwin Pietz, 1. Präsident der Spielzeit 1991/92, von jedem Clubkameraden einen »Heiermann« – ein umgangssprachlicher Begriff für ein Fünf-Mark-Stück – als Wetteinsatz ein.

 

Nach dem Motto »The Winner takes it all« ging der gesamte Einsatz an denjenigen, der das richtige Spielergebnis getippt hatte, um anschließend – natürlich gemeinsam – beim ersten »Heiermannwirt«, Hugo Schroeder, in der Altdeutschen Gaststätte in Verl verzehrt zu werden. Mit Norbert Klumpe, Kurt Bock und Wolfgang Feuerborn, Wolfgang Hasheider, Heinz Hollenhorst, Bernhard Hillen, Josef Schröder, Bernhard und Christian Klotz, Arno Beckhoff, Manfred Niehaus und vielen anderen, traten nach und nach immer mehr Heiermänner dem Club bei.

Übrigens ist der Heiermann-Club nicht - wie der Name vermuten ließe – nur Männern vorbehalten. Neben anderen weiblichen Mitgliedern haben Karin Wystron, Rosel Voßhenrich und Simone Grohe die Heiermänner als engagierte Präsidentinnen durch ihre erfolgreiche Amtszeit begleitet. Im 25-jährigen Jubiläumsjahr 2016 gehörten insgesamt 34 Mitglieder dem Heiermann-Club-Verl an. Sie alle folgen bis heute denselben Regeln und gehören damit wahrscheinlich dem einzigen Fußballfanclub an, der über drei Halbzeiten verfügt. Vor dem Spiel beginnt die »1. Halbzeit« bei Bruno Schröder, sozusagen zum »Aufwärmen«. Dort sammelt der Präsident auch den Heiermann, heute 5 Euro, ein. Und weil so viel Geld nicht verzehrt werden kann, wird ein Großteil des »Wetteinsatzes« am Ende des Jahres für die Jugendarbeit des SC Verl gespendet. In der »2. Halbzeit« schaut man gemeinsam das Spiel an und die »3. Halbzeit« verbringt man dann zum Ausklang in der »Heiermannwirtschaft« – seit einigen Jahren nun schon bei Kampwirth. Zudem gehören zwei feste Termine zum Jahresprogramm: die Präsidentenwahl und eine gemeinsame Winterfeier. Aber auch sonst findet sich immer ein Grund zum Feiern...

Inzwischen sind wir einmal rund um das »schönste 5000er Stadion« gegangen, haben die Bilder und Namen an der Wall of Fame gesehen und viele Anekdoten der Heiermänner gehört. Es gäbe noch weitere Geschichten über den »Ordenverbummler«, den »Taktikfuchs«, den »Herbergsvater« oder den Zusammenhalt der Fußballfreunde zu berichten. Nur eine Sache wollen wir nicht unerwähnt lassen: Zum Neubau der Sportclub Arena haben die Heiermänner zwei »Sponsoren-Steine« gestiftet und dadurch den Bau mit 10 000 Euro unterstützt. Aus diesem Grund feiert der Fanclub auch heute das sogenannte »Steinfest« in der neuen VIP Lounge des Stadions. Ein ausgezeichneter Anlass. Wir wünschen dem Heiermann-Club noch viele gemeinsame Fußballspiele und dem SC Verl eine erfolgreiche Saison.

Fotos: Jessica Bochinski
Text: Petra Heitmann