Aus dem Boot heraus eröf fnen sich völlig neue Perspektiven für den Paddler – egal wie groß der Fluss auch ist. Die Faszination für den Kanusport hat entsprechend auch in Gütersloh viele Fans. Neue Perspektiven, Naturerlebnisse und die richtige Technik haben viele von ihnen bei der Gütersloher Faltbootgilde kennengelernt und erlernt. Auf Carls Sommertour haben wir auch einen Stopp am neu errichteten Bootshaus gemacht und nicht nur aufgrund fehlender großer Gewässer in der Stadt etwas Emsluft geschnuppert.

Dass uns der Vorsitzende der Faltbootgilde, Rolf Theiß, am vereinseigenen Bootshaus empfangen kann, freut ihn heute besonders. Im Jahr 1931 gegründet, wurde bereits 1935/36 ein Bootshaus an der Ems errichtet. Gut 77Jahre leistete es treue Dienste, bis es am 19.02.2013 samt 127 Booten und entspre-chender Ausrüstung einer Brandstiftungs-Serie im Rhedaer Forst zum Opfer fiel. Was folgte war eine beispiellose Vereinsaktion, die über Monate hinweg für Aufmerksamkeit im Kreis Gütersloh und weit darüber hinaus sorgte. Das Ziel: Die Errichtung eines neuen Boothauses am alten Standort, der Emser Landstraße 75 in Gütersloh.

Die feierliche Einweihung am 09.05.2015 wird mit der Überschrift »Bootshaus-Wunder« in die Vereinsgeschichte eingehen. Das Unglück hat im Nachgang eine durchweg positive Initiative der 251 Vereinsmitglieder sowie unzähliger Sponsoren, Helfer und der Medien ausgelöst. Das Ergebnis, ein umgesetzter Entwurf des Architekturbüros Hauer, ist ein sehr würdiges neues Domizil für den Verein. Die Gesamtkosten der Behebung des Schadens belaufen sich, trotz rund 2500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit durch Vereinsmitglieder, auf rund 391 000 Euro.

Das Wichtigste aber: Nun kann sich die Gütersloher Faltbootgilde endlich wieder komplett dem Sport widmen. Der Einspartenverein ist Ausbildungsverein des deutschen Kanuverbandes und veranstaltet vielfältige Kanu- und Kajak-Fahrten auf heimische Gewässer wie Ems, Lippe, Werre, Fulda, Weser oder auf die Leine, aber auch zu entfernten Zielen in ganz Deutschland und Europa. Mit besonderem Elan werden Kinder und Jugendliche an den Sport herangeführt. Das wöchentliche Training an jedem Dienstag von 17:00 bis 19:00 Uhr besuchen regelmäßig bis zu 35 Kinder von acht bis vierzehn Jahren. Sie sind schon jetzt nahezu fest planbarer Nachwuchs für das Training der Jugendlichen und Erwachsenen, das immer Donnerstags von 18:00 bis 20:00 Uhr stattfindet. Denn wer die Faszination einmal für sich entdeckt hat, der bleibt in der Regel auch für viele Jahre dabei.

Umso wichtiger ist es, dass die erworbenen Kenntnisse auch im Ausland anerkannt werden. Denn nicht jeder nimmt das eigene Boot mit in den Urlaub. Viele erfahrene Paddler setzen auf gut aufgestellte Touristik-Verbände, die den Weg zu Booten und spannenden Routen weisen. In Gütersloh ausgebildete Kanuten können dann im besten Falle auf den Europäischen Paddel-Pass (EPP) zurückgreifen und vor Ort den Ausbildungsstand in verschiedenen Stufen nachweisen. Gerade erst haben elf Kinder und Jugendliche das intensive Trainingsprogramm der Faltbootgilde erfolgreich abgeschlossen. Fest im Jahreslauf verankert ist auch das Sommerfest der Gütersloher Faltbootgilde, das seit 1991 im Rahmen des Gütersloher Sommers stattfindet. Dann gibt es zahlreiche Angebote, um ganz unverbindlich in den Sport hinein zu schnuppern: Kleine Kanufahrten führen die Ems herunter, Aktivitäten an Land und auf dem Wasser laden zum Mitmachen ein, zudem kann frei gepaddelt, gehüpft, geschminkt und genossen werden. In diesem Jahr findet das Sommerfest am 27.08. statt – und dann sind alle Interessierten eingeladen, frische Emsluft zu schnuppern. Uns hat es sehr gut gefallen!

Fotos und Video: Sven Grochholski · Text: Ben Hensdiek