»Guten Morgen an alle Gütersloher, hallo an alle Hundeliebhaber und Fellnasenfans und an alle, die es werden wollen, ich grüße Euch am frühen, noch dunklen Morgen. Der Herbst ist überall präsent und der Winter klopft schon an. Mit Blick auf Weihnachten ist genau jetzt der richtige Moment, um mich vorzustellen. Was das miteinander zu tun hat? Es ist die Zeit der Wünsche – und im Idealfall auch ihrer Erfüllung.

Und ICH hatte mir mit fast 30 einen Hund gewünscht… Ich kann nicht sagen, wir hätten uns GAR-nicht darauf vorbereitet. Ich habe eine (!) Hundestunde bei Martin Rütter mitgemacht, Bücher gelesen und mehrere Züchter angeschaut. Schwarz sollte unser Hund sein – und mit Fell. Also was zum Kuscheln (und kämmen, das war mir aber damals noch nicht klar). Am Ende hatten wir zwei Züchter zur Auswahl. Eine sehr nette Dame mit flat coated Retrievern und eine Familie mit Hovawarten. DAS sind Welten. Na gut, beide können schwarz sein. Aber der Charakter, das Zuchtziel, die Persönlichkeit …. Heute weiß ich das und schreie auf, wenn mir Menschen erzählen, sie möchten eine bestimmte Rasse wegen ihres Aussehens haben. Aber damals, da haben wir uns dann für den Hovawart entschieden.

Und damit nahm das Schicksal seinen Lauf.

Ich habe wirklich ganz viele Welpenbücher gelesen. In den Büchern waren all die Welpen bereits nach wenigen Tagen stubenrein und mit Keks konnte man sie zurückrufen, wenn sie nicht sowieso ihrer Ersatz-Mama folgten und gelehrig, wie Welpen nun mal sind, sollten sie auch ganz schnell brav an der Leine gehen, Sitz und Platz nebenbei lernen und im Restaurant friedlich schlafend neben ihren Menschen liegen. Das Dumme daran war nur, mein Hovawart hat all diese Bücher nie gelesen...

Wir haben alles gegeben. Prägen, Sozialisieren, Trainieren. Aber irgendwie lief da was aus dem Ruder. Sie durfte viel frei laufen, denn so ein Welpe braucht doch Auslauf. Sehr viel. Viel zu viel. Wenn man gut erzogen ist, darf man viele Freiheiten genießen. Wenn man aber nur Schabernack treibt, dann gehört man an die Schleppleine.

Das alles in Köln, direkt am Adenauerweiher, da haben wir nun mal gewohnt. Wer dort schon einmal war, weiß, dass allein an diesem Weiher schon so viele Menschen mit ihren Hunden und Kindern herumlaufen, wie bei uns in Gütersloh am verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt. Die vielen Menschen picknicken dort im Sommer und dösen in der Sonne. Haben sie damals auch gemacht – bis ich kam! Mein Hovawart im Jagdgalopp über die Decken, schreiende Kinder, tobende Eltern und ich meinem Hund hinterher. Ja doch, mein Hovawart hatte eine glückliche Kindheit.

Ich war in kürzester Zeit verzweifelt – und das war mein Glück. Denn nur dadurch bin ich Hundetrainerin geworden. Ich habe mit meinem Hovawart viele Stunden und Tage bei verschiedensten Trainern und Wissenschaftlern verbracht, habe tagelang, wochenlang, monatelang mit Martin Rütter trainiert, diskutiert und ausprobiert. Zum ersten Mal etwas von Ressourcen und Territorium gehört, von Lerntheorien und unendlich viel über die Körpersprache des Hundes und dessen Bedeutung. Und am Ende meinen Traumberuf entdeckt: Hundetrainerin! Im Team mit Martin haben wir unseren Traum von einer großen Hundeschule verwirklicht. Mit Hundepension, vielen verschiedenen Trainingswiesen und einem Büro. Kurz und gut! Mein Hovawart und ich, wir sind nochmal glimpflich davon gekommen...

Nun steht wieder Weihnachten vor der Tür und mit diesem Event die Wünsche. Auf vielen Wunschlisten steht ein Hund, in vielen Kinderaugen leuchtet die Hoffnung auf eine Fellnase. Was steht auf IHRER Wunschliste? Oder auf der Wunschliste Ihrer Frau, Ihres Mannes, Ihrer Kinder? Tante, Onkel, Oma, Opa? Neffe, Nichte...?

 

 

Stöbern Sie noch oder haben Sie vielleicht schon Ihre Traumrasse gefunden? Oder gar schon Züchter besucht? Überlegen Sie Sich das gut, ob Sie einen Welpen nicht besser als Ostergeschenk nehmen. Denn der kleine Wurm ist ja noch nicht stubenrein. Also ständig raus, bei Regen, Schnee, eben Sauwetter… Spaß beiseite: Hunde sind wunderbar und ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Entscheidung, eine Fellnase ins Haus zu holen. Innerhalb von Minuten, ach was rede ich denn da, innerhalb von Sekunden wird er das Herz aller erobern.

Und dann? Hier meine Tipps: Ich gehe davon aus, alle sind einverstanden, organisiert und freuen sich auf das Würmchen. Eine Liegestelle können Sie vorher festlegen. Die darf kuschelig bequem sein, sollte aber nicht an der Haustür und auch nicht an einer strategisch wichtigen Stelle sein. Also schön nach hinten neben das Sofa zum Beispiel und nicht »auf« und auch nicht im Bett und auch nicht in der Küche. Wenn Welpi nicht in die Küche darf, ist das ganz hervorragend. Denn die Küche ist ein höchst wichtiger Ort und da gehören »Die Grossen« rein und die Kleinen raus. Zum Futter hat der Züchter Ihnen bestimmt längst super Tipps gegeben, da misch ich mich garnicht ein.

Der Name des Welpen steht. Halsband und Leine sind vorhanden. Dann kann es losgehen. Und zwar möglichst bald mit dem Besuch eines guten Hundetrainers oder einer -trainerin. Das ist am Anfang zwar noch ein tausendster Griff ins Portemonnaie, aber es lohnt sich. Sie lernen von Anfang an, wie es geht! Und nicht wie ich, die erstmal alles falsch gemacht hat, um dann Hundetrainerin zu werden.

Gehören Sie noch zur Kategorie »Wir wollen, wissen aber noch nicht was und wen« haben Sie noch die Qual der Wahl – und das ist gut so. Dann können Sie ganz genau überlegen, was Sie mit Ihrer Fellnase so tun wollen. Viel raus? Viel rennen? Viel Kontakt zu anderen Hunden? Kindern? Mit zur Arbeit? Viel Platz im Auto? Hat jemand Angst vor Hunden? Viel Lust auf Training oder kämmen? Soll Ihre Fellnase die Hühnerdiebe verjagen oder lieber freundlich den Tresor zeigen?

Also, ein Hovawart zum Beispiel sieht toll aus, aber ist gezüchtet, um Haus und Hof zu bewachen. Er darf nicht freundlich sein zum Hühnerdieb, sondern muss misstrauisch sein gegen Fremde, ist oft sehr territorial und meint, ihm gehöre das Haus, die Jacht, der Porsche…

Ein Münsterländer sieht auch toll aus, jagt aber auch toll. Kein Wunder, ist er doch ein Jagdhund. Er steht vor und zeigt das Wild an, er stöbert es auch auf und bringt es seinem Menschen. Geht Mensch nur mit ihm spazieren, ist ein Münsterländer eindeutig völlig unterfordert. Man muss keinen Jagdschein machen, nur, weil man sich einen Münsterländer ins Haus holt. Aber ja, man sollte Antijagdtraining mit ihm machen und zwar, indem man mit ihm jagen geht. Wie das gehen soll? Der Mensch entscheidet, was und wie gejagt wird. Gemeinsam wird gestöbert, gesucht, entdeckt und mit einer Beute ganz anderer Art geht‘s dann ab nach Hause.

Chihuahuas sind klein und handlich. Aber sie sind auch oft sehr nervös, regen sich schnell auf und brauchen Grenzen und Struktur, um runterzukommen und zu entspannen. Ist Mensch ein sehr nervöser Typ, ist ein Chihuahua eine Herausforderung – oder die falsche Rasse.

So könnte ich nun immer weiter erzählen... Was ich sagen möchte: Sich vorher mit Bedacht die für einen passende Rasse aussuchen ist die halbe Miete! Lassen Sie sich gerne beraten. VOR dem Hundekauf! Das erfreut die Hundetrainer, Ihren Geldbeutel und Ihre Nerven…

In dem Sinne viel Spaß beim Wunschzettel schreiben!

Fotos: Cedric Blomberg
Text: Simone und Mable