Zum Ausklang unseres Themas dreht sich alles um erstaunlich geschickte und faszinierende Tierchen, die sowohl zu Lande als auch zu Luft beeindruckende Teamarbeit leisten. Wir haben uns auf den Weg zu jemandem gemacht, der gewissermaßen schon sein ganzes Leben von Bienen begleitet wird und genau weiß, was im Bienenstock gerade so abgeht. Der Gütersloher Diedrich Steen ist Programmleiter, Vorsitzender des Kreisimkervereins und Imker mit Herz und Seele. Vor wenigen Wochen brachte er gemeinsam mit dem Bienenexperten Jürgen Tautz das Buch »Die Honigfabrik« heraus. Bei einem Besuch bei ihm zu Hause hat er uns nicht nur erzählt, warum ihn die Bienen schon sein ganzes Leben lang verfolgen. In seinem Garten durften wir auch bei der Durchsicht seiner Völker hautnah mit dabei sein.

In Steens Familie sind schon seit 100 Jahren die Bienen los. Die Geschichte beginnt mit seinem Großvater, der als Jugendlicher während des 1. Weltkriegs mit der Bienenzucht begann, denn zur damaligen Zeit stellte der Honig eigener Bienen einen lohnenden Nebenerwerb dar. Aufgewachsen mit und angesteckt von den Bienen wollte Steens Vater später imkern, was aber überhaupt nicht im Sinne seiner Mutter war. Wir erfahren, dass die Bienenarten damals um einiges aggressiver waren und man nicht selten einen Sonntag damit zubrachte seine davongeflogenen Schwärme einzufangen und zu versorgen.

Nach dem Tod des Großvaters gingen die Völker im Frühjahr 1989 dann doch in den Besitz von Diedrich Steens Vater über. Er selber hat sich damals schon für die Imkerei interessiert, allerdings blieb ihm während des Studiums höchstens während der kurzen Heimatbesuche Zeit für die Bienen. Danach allerdings bekam er von seiner Frau ein Schnupperwochenende beim Imker geschenkt – und zum krönenden Abschluss durfte er einen »Kunstschwarm«, ein künstlich geschaffenes Bienenvolk, sein Eigen nennen.

 

Aus diesem Schwarm wurden schließlich drei Völker, die Steen auf der Ladefläche seines Golf Variant 1997 von Freiburg in seine neue Heimat Gütersloh überführte. »Wenn da jemand hinten drauf gefahren wäre...«, erzählt er grinsend.

1998 folgte ein Imkerkurs und Steen tauchte vollends in die Wunderwelt der Bienen ab. Seitdem hat er viele Erfahrungen gemacht und auch so einige überraschungen erlebt. Und genau diese hat er in seinem Sachbuch »Die Honigfabrik« auf wirklich humorvolle Weise niedergeschrieben. Die Leser erfahren in sechs Kapiteln, wie es in einem Bienenvolk überhaupt so zugeht und lernen in einer großen »Betriebsbesichtigung« durch den Bienenstock die Fabrikhalle, die Produktionsmittel, das Personal, die Chefetage und natürlich die Produkte kennen. Dabei sind Steens humorvolle Geschichten immer wieder gespickt mit wissenschaftlichen Hintergründen aus der Feder des Würzburger Biologen und Bienenexperten Jürgen Tautz.

Aber genug der Theorie. Für uns geht es mit zuckersirupschweren Waben raus zu den Bienenkästen. Wir erfahren, dass bei den kalten Apriltemperaturen nur wenig Nektar reinkommt, die Königin zu dieser Zeit aber bis zu 1200 Eier täglich legt. Deswegen müssen ein paar Futterwaben, die Steen schon entnommen hatte, zurückgegeben werden, bis das Wetter besser wird. Die Bienen sollen ja nicht verhungern. Wir schauen genau hin und entdecken jede Menge geschlossene Zellen , in denen junge Bienen heranwachsen, und sehen auch einige, die die Wachsdeckel schon aufgebissen haben und sich nun mühevoll ins Freie kämpfen. Und dann begegnen wir sogar der prachtvollen Königin – ein wirklich faszinierendes Naturschauspiel, das sich jeder einmal aus der Nähe ansehen sollte. Denn bei einer »Betriebsbesichtigung« der Honigfabrik erfährt man noch einiges mehr über diesen einzigartigen Mikrokosmos.

Fotos: Jessica Bochinski
Text: Charline Belke