Die Suche nach qualifizierten Fachkräften ist nicht immer einfach. Was liegt also näher, als den Nachwuchs selbst auszubilden? Spätestens bei der Frage, wie Azubis, Ausbilder und Fachbetriebe am besten zusammenarbeiten, kommt man auf das »Berufliche AusbildungsNetzwerk im Gewerbebereich« - kurz BANG genannt. Das Konzept ist denkbar einfach: Neben den bekannten Säulen Betrieb und Berufsschule wird die Ausbildung durch ein BANG Trainingszentrum ergänzt. Denn in vielen kleinen und mittelständischen Betrieben fehlen oft Ausbildungskapazitäten oder die notwendigen Maschinen - und dennoch ist der Bedarf an eigenen, gut ausgebildeten Fachkräften groß.

Wir haben uns im BANG Trainingszentrum in Verl umgeschaut und interessante Einblicke in das »triale« Ausbildungssystem und eine hochmoderne Lehrfabrik erhalten. Während die Azubis hier professionelle Ausbildungspartner an ihrer Seite haben, profitieren die Unternehmen von der ausgezeichneten Qualität ihrer Nachwuchskräfte. BANG widmet sich von Anfang an dem gesamten Bereich - von der Berufsorientierung und der Bewerberauswahl über speziell entwickelte schulische und handwerkliche Trainingsprogramme bis hin zur Förderung fertig ausgebildeter Fachkräfte.

In Ostwestfalen stehen mit Verl, Halle und Rheda-Wiedenbrück gleich drei von insgesamt 15 Lernorten bundesweit zur Verfügung. Ausgebildet werden hier die Berufe Mechatroniker sowie Elektroniker mit Fachrichtung Betriebstechnik und Automatisierungstechnik. Während der Dauer der Ausbildung werden die Azubis von einem professionell geschulten BANG Ausbilder-Team begleitet. Erster Ansprechpartner aber bleibt immer der Ausbilder im Unternehmen selbst. Übrigens: Auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz können sich junge Menschen auch direkt im BANG bewerben und das Netzwerk für eine erfolgreiche Ausbildung im industriellen Metallbereich nutzen.

 

Aktuell wurde die Verler Lehrfabrik im Papandiek 1-5 durch eine neu geschaffene, 200 Quadratmeter große Industriefläche 4.0 erweitert. Herzstück ist ein Roboter mit Greifarm, der einzelne Bauteile scannt und sie nach Anweisung einer Software weiterverarbeitet. Durch die vierte industrielle Revolution wird die Produktion immer mehr mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung – vor allem im Handwerk. Viele Arbeiten bei der Fertigung werden schon heute von computergesteuerten Robotern übernommen.

Um zu verstehen, wie sich Roboter und Computer synchronisieren, wurden insgesamt 1,3 Millionen Euro in diesen zukunftsorientieren Trainingsbereich investiert. Hier kann die gesamte Prozesskette vom Bestelleingang über die Konstruktion, einen Prototypenbau bis hin zum fertigen Produkt ganz nah an der Realität dargestellt werden. Neben Fördermitteln der Europäischen Union sind es vor allem regionale Unternehmen wie Hüttenhölscher Maschinenbau, Modus Consult, Weeke, Fastec, Beckhoff Automation oder Leuze, die den Aufbau einer Industrie 4.0 Ausbildungsfläche am Standort Verl unterstützt haben.

Genau wie rund 320 Betriebe mit insgesamt etwa 780 Auszubildenden bundesweit nutzten sie bereits die Vorteile des BANG Ausbildungsnetzwerks zur Qualifizierung ihrer Nachwuchskräfte. Mit dem »MINT Industrie 4.0 Hybridzentrum« in Verl gehen die »Netzwerker« jetzt einen großen Schritt in die digitale Zukunft. Denn nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Informatisierung hat das Internet der Dinge und Dienste längst Einzug in den Berufsalltag gehalten – und der ist künftig nur mit gut ausgebildeten Fachkräften zu bewältigen.

Fotos & Text: Petra Heitmann