Wer »Stadtmuseum Gütersloh« sagt, muss unweigerlich auch an den langjährigen Museumsleiter Dr. Rolf Westheider denken, der das Haus über viele Jahre hinweg mit seiner unverwechselbaren Art geprägt hat. Eine Art, die immer wieder auch unkonventionell gewesen sein mag, vor allem aber war sie of fen – für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft, für Aussteller mit nicht immer einfachen Themen, letztlich für jeden, der sich auf das »Abenteuer Museum« einlassen wollte. Wir haben ihn besucht, weil er nun für viele sehr unerwartet Platz für Neues macht. Auch das ist seine Art.
Experimentieren gehörte für den Pädagogen, Historiker und Archivar, der selbst nie damit gerechnet hatte, einmal ein Museum zu leiten, immer dazu. Hier und da mit einer Idee scheitern zu können, war also durchaus kalkuliert. Heute ist er aus dem Stadtleben – eigentlich – gar nicht mehr wegzudenken. Gütersloh und der Westheider, das passte einfach zu gut. Und doch zieht es ihn nach vierzehn Jahren zurück in seine Heimatstadt Versmold und dort an seinen früheren Arbeitsplatz als Stadtarchivar. Für Gütersloh ist das durchaus ein großer Verlust, auch wenn viele diesen gar nicht so recht einordnen können, weil sie dem rührigen Museumsleiter vielleicht nie begegnet sind.
Wenn es für das Museum nicht rund lief, nahm Rolf Westheider die Herausforderung jederzeit an. Etwa die immer wieder auftretenden finanziellen Unzulänglichkeiten aufgrund von Kürzungen der Fördermittel oder Desinteresse der heimischen Sponsoren in einer immer digitaler werdenden Welt. Ein »Kampf«, den er gerne aufgenommen hat. Um der Sache willen und um Augen zu öffnen. Denn Berücksichtigt man das unternehmerische Potenzial der Stadt, die Strebsamkeit der Menschen heute und jener, die in Gütersloh Geschichte schrieben, erscheint der Stellenwert des Museums erstaunlich überschaubar. Wie ein hübsches Kleinod, das im Regal zu verstauben droht. Doch wer an dieser Stelle Kritik oder gar eine gewisse Verbissenheit von Westheider erwartet, wird enttäuscht. Der Versmolder brilliert darauf angesprochen mit Bescheidenheit und Toleranz. Bestimmte Vorrausetzungen und Rahmen müsse man akzeptieren, sagt er uns.
Als kleine Kultureinrichtung sei das Stadtmuseum nur eine von mehreren. Und so hat er sich in schwierigen Zeiten lieber mit anderen Akteuren wie dem Kreiskunstverein und der Weberei verbündet, anstatt in selbstmitleidiger Art seine eigene zweifelsohne sehr bedeutende Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen.
Umso mehr hat er die Gestaltungsfreiheit innerhalb der »eigenen« Mauern genossen, die ihm der Heimatverein als Träger der Stadtmuseums vertrauensvoll mit auf den Weg gegeben hat. So konnte er einen Museumsbetrieb gestalten, wie er nicht unbedingt sein muss, aber eben sein kann. In vielen Sonderausstellungen hat er so privaten Sammlern ermöglicht, ihre Schätze öffentlichen zu zeigen. Und hin und wieder gelangen mit intensiver Vorarbeit auch jene Kooperationen mit großen Unternehmen, die ein Museumsleiter sie sich häufiger gewünscht hätte, um über Ecken und Kanten dann doch mal etwas Größeres zu ermöglichen.
Am Ende seiner Zeit in Gütersloh zeigt sich Rolf Westheider aber auch selbstkritisch. So sei es ihm nach den letzten Schulreformen nicht mehr gelungen, die einstmals große Zahl der Schülerbesuche im Museum zu halten. Der gestraffte Lehrplan der Schulen hat hier oft für Ernüchterung gesorgt – gerade wenn durchaus sehenswerte Sonderausstellungen in den Vormittagsstunden an der fehlenden Selbstinitiative der Schulen und mangelndem Kontakt seitens des Museumsleiters scheiterten. Das wieder zu verändern überlässt Westheider mit guten Gedanken seinem Nachfolger Dr. Franz Jungbluth, der sein Amt bereits angetreten und sich intensiv auf die neue Aufgabe vorbereitet hat.
Uns bleibt, Rolf Westheider nicht gehen zu lassen, ohne ihm ein deutliches Kompliment für sein Engagement in Gütersloh auszusprechen. Das tun wir in diesem Monat mit Carls Cultur Compliment für besondere Leistungen im kulturellen Leben der Stadt und wünschen ihm im selben Atemzug alles Gute für die Zukunft in Versmold. Wir sind gespannt, wie sich das Stadtmuseum ohne sein bisheriges, dann mit einem neuen Gesicht anfühlen wird – als direkte Nachbarn werden wir es hautnah erleben.
Foto: Sven Grochholski
Text: Sven Grochholski, Ben Hensdiek