In diesem Monat möchten wir Carls Cultur Compliment eine Veranstaltungsreihe aussprechen, die uns sehr ans Herz gewachsen ist. Seit es Carl gibt, unterstützen wir sie – allerdings ist sie mehr als drei Mal so alt wie wir. Die »Acoustic Session«, heute beheimatet im Gütersloher Brauhaus, wird im Dezember 81 Monate alt. Das macht 81 Veranstaltungen in über sechseinhalb Jahren, seit Beginn an (fast) ohne Ausnahmen am ersten Donnerstag im Monat. Für viele gilt dieser Termin als Fixstern im Kalender – für andere sollte er es werden!
Angefangen hat alles nebenan im Wintergarten der Weberei. Die sehr kleine Bühne, das schummrige Licht und die Möglichkeit, bei Essen und Getränken der akustischen Musik zu lauschen, waren eine eigentlich sehr gut gedachte Kombination. Echten Musikliebhabern allerdings war hier und da anzumerken, dass die permanente akustische Untermalung zahlreicher »Teller-, Besteck- und Gläserschlagzeuge« etwas missfiel. Und doch: Die Beliebtheit der Reihe wuchs bei Publikum und Musikern rasant.
Mehr durch einen Zufall kam dann der erste räumliche Wechsel in das gemütliche Kesselhaus der Weberei. Als eine der ersten regelmäßigen Livemusikreihen wurden hier viele Grundsteine für eine verstärkte Bespielung des bis dato etwas unterschätzen Raumes gelegt, die bis heute nachwirken. Die Musik auf der Bühne wurde hier noch vielfältiger: Mal international mit Gästen aus ganz Europa und Amerika, dann wieder ganz lokal mit Gütersloher Künstlern, die zum Teil ihre ersten öffentlichen Auftritte bei der Acoustic Session absolvierten. Ein Mix, der sich bis weit über die Grenzen Ostwestfalens herumsprach und wie ein Magnet wirkte. Das Konzept »Konzert, offene Bühne und Musikertreff« ging absolut auf.
Konzert, weil immer zu Beginn ein gebuchter Künstler oder eine Band für rund 45 Minuten den Einstieg in den Abend bereitet. Offene Bühne, weil danach im 15 Minuten-Takt Künstler aus der ganzen Region auftreten und auf sich aufmerksam machen oder Bühnenerfahrung vor einem immer sehr wunderbaren Publikum sammeln.
Und Musikertreff, weil hier alle aufeinandertreffen – vom absoluten Bühnen-Neuling bis zum Profimusiker. Und das in der Regel auf Augenhöhe, denn wertgeschätzt wird hier von Beginn an jede musikalische Leistung.
Anfang 2013 folgte dann nach kurzen Provisorien, der Abschied aus der Weberei. Die in dieser Zeit teils prekäre Lage der Einrichtung hatte zur Folge, dass keinerlei Planungssicherheit für die Zukunft bestand. Zudem wurde das Kesselhaus regelmäßig zu klein für den Besucherandrang. Die Lösung lag da nur wenige Meter entfernt im Brauhaus-Saal des Gütersloher Brauhauses. Verfeinert mit etwas Lichttechnik und einem immer guten Sound, für den die Session im Vergleich zu vielen anderen Angeboten bekannt ist, entwickelte sich hier ein ganz anderes, aber ebenso angenehmes Flair. So gelang der Sprung von der kleinen auf die etwas größere Bühne mit mehr Publikumskapazitäten mit Unterstützung des Brauhaus-Teams sehr gut, so dass die Session auch heute ein wichtiger Anlaufpunkt der lokalen, regionalen und überregionalen Szene ist.
Jay Minor, einer der Initiatoren der Acoustic Session, hat zum Jahresabschluss einige beeindruckende Zahlen zusammengestellt: Bei den Sessions in Gütersloh und zwischenzeitlich parallel in Bielefeld sind bisher bereits 96 verschiedene Opener aufgetreten. Simon Kempston aus England wird bei der Geburtstags-Session im April 2017 also der 100. Opener sein. Insgesamt waren es seit Beginn 298 verschiedene Künstler oder Formationen auf der Bühne gehabt, »Wiederholungstäter« nicht mitgezählt. »Phätte Zeiten«, die auf der Dezember Session spielen werden, sind die 300. Anmeldung. Zusammengerechnet wurden seit April 2010 mehr als 320 Stunden Musik auf die Bühne gebracht.
Und genau dafür gibt es von uns ein dickes Compliment!
Fotos & Video: GüterslohTV
Text: Ben Hensdiek