Kennt ihr das auch? Man beginnt einen Roman zu lesen, taucht immer tiefer in die Geschichte ein. Seite um Seite lernt man die Umgebung und die Charaktere besser kennen. Man kämpft mit den Guten um Gerechtigkeit und erhält Einblicke in die Köpfe und Seelen der Bösen. Weil unser Leben kein Krimi ist, faszinieren uns diese fiktiven Geschichten über Gut und Böse. So sehr, dass man kaum erwarten kann das nächste Kapitel zu beginnen. So geht es uns jedenfalls. Umso größer war unsere Freude, für diese Ausgabe eine freie Autorin zu besuchen. Die Marienfelderin Gisela Garnschröder schreibt spannende Kriminalromane, die uns hautnah sind. Denn sie spielen allesamt in Ostwestfalen und nicht selten in unserer Heimat im Kreis Gütersloh. In ihrem Wohnzimmer erfahren wir mehr über ihre Lokalromane, woher sie die Inspiration für ihre schaurig-schönen Geschichten holt und was wir von ihrem neuen Werk »Mord in Werther« erwarten dürfen.

»Das Schreiben war schon immer meine Lieblingsbeschäftigung«, erzählt uns Gisela Garnschröder, als wir an diesem Spätsommervormittag um ihren Wohnzimmertisch sitzen. Sie wohnt mit ihrem Mann Heinz in einem ruhigen Wohngebiet in Marienfeld. Aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Herzebrock. Sie kennt also nicht nur die Region, sondern auch die Menschen, die hier leben. Zwei wichtige Gründe die Heimat in den Mittelpunkt ihrer Krimis zu stellen. Den Anstoß zum Kriminalroman brachte letztendlich ihr beruflicher Weg. Nach ihrem Vordiplom in BWL arbeitete sie mehr als 20 Jahre als Angestellte in einer Justizvollzugsanstalt. Na klar, in dieser Zeit entstand natürlich auch ihr erster Kriminalroman. Das war Ende der 90er Jahre. »Weiß wie Schnee, schwarz wie Ebenholz« handelt von Christiane, einer jungen Frau, die glaubt die Liebe des Lebens gefunden zu haben. Dann wird im Wald im Münsterland eine aufgebahrte Frauenleiche entdeckt, die Christiane erschreckend ähnlichsieht und sie ahnt, dass etwas nicht stimmt. In unseren Ohren klingt das sehr spannend! Und doch brauchte es etliche verschickte Manuskripte, bis ein Verlag Gisela Garnschröders Geschichten unter seine Fittiche nahm.

Mittlerweile hat Gisela Garnschröder schon eine ganze Reihe von Büchern – Krimis, Kurzstorys und Kinderbücher – in verschiedenen Verlagen veröffentlicht und ist Mitglied in Autorengruppen wie dem »Syndikat« und den »Mörderischen Schwestern«. 2002 erschuf sie Hauptkommissar Tann, einen interessanten Charakter, der in dem Krimi »Der hölzerne Engel« vor der Aufgabe stand, gleich mehrere Mordfälle zu lösen. Das Buch kam so gut an, dass sie Kommissar Tann auch in den folgenden fünf Lokalromanen zu einem Hauptcharakter machte und ihn im gesamten Kreis Gütersloh ermitteln ließ. Tann jagt einen motorisierten Bankräuber, ermittelt nach dem Fund einer Leiche im Marienfelder Hühnermoor, am Steinhagener Pulverbach und begibt sich nach Halle, Borgholzhausen und Versmold, um einen Leichenfund im Tatenhausener Wald aufzuklären.

Dann war erst mal Schluss mit den Tann-Romanen. »Immer dasselbe ist ja auch langweilig«. Es entstanden »Tod am Hermannsweg« und »Albtraum im Atlantik«, zwei eigenständige Kriminalromane. Und auch die Schwestern mit den prägnanten Namen treten das erste Mal auf die die Bildfläche – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn vorerst erscheinen die Romane um Isabella Steif und Charlotte Kantig nur als E-Book. Frisch im Ruhestand und durch nichts zu erschüttern, ermitteln die beiden in Oberherzholz, einer wunderbar kreativen Mischung aus Herzebrock und Clarholz.

 

Schon seit mittlerweile fünf Romanen stürzen sich die Schwestern hier in die Ermittlungen. Der sechste Fall des liebenswerten Duos nimmt momentan im Büro der Garnschröders Formen an. So viele Krimis hintereinander, da ist sicher jede Menge Kreativität und Ideenreichtum nötig! Die Inspiration für ihre Geschichten sammelt Gisela Garnschröder auf Wanderungen und Radtouren mit ihrem Mann Heinz. »Wenn es gemeinsam in die Boomberge, zur Ravensburg oder in andere schöne Ecken Ostwestfalens geht, kommen mir immer wieder neue Ideen«. In ihrem Bücherregal entdecken wir historische Romane von Diana Gabaldon, aber auch Liebesromane mit Irrungen und Wirrungen, wie »Die Morgengabe« von Eva Ibbotson. Sie verrät uns, dass sie selbst auch schon an dem ein oder anderen Liebesroman versucht hat. Auf ihrem Schreibtisch hat sie vieles liegen, Angefangenes und Fertiges. Wir fragen sie, wie lange sie denn an einem Roman schreibt: »Unterschiedlich lang«, bekommen wir zur Antwort, »aber nie länger als ein halbes Jahr«. Los geht es mit einem Gerüst, das die geplante Handlung im Roman darstellt. »Manchmal merke ich dann, dass Dinge nicht so gut passen und dann muss ich das Konzept ändern«. Steht der Verlauf der Geschichte, erhalten die Verlage erstmal ein Exposé ihres Werks, eine vorrausschauende Inhaltsangabe mit Auflösung sowie die ersten 30 bis 40 Seiten als Manuskript. Einen Verlag zu finden ist wohl ein müßiger Prozess, für den es viel Durchhaltevermögen braucht. »Aber es wird leichter, wenn man schon ein paar Bücher herausgebracht hat«, erzählt sie uns und lacht.

Der jüngste Krimi mit den Steif-und-Kantig-Schwestern »Felder, Feuer, Frühlingsdurft« erschien im Mai diesen Jahres als E-Book im Midnight Verlag. Bis der sechste Steif-und-Kantig fertig ist, dürfen sich all die Hobby-Ermittler auf den 10. September freuen. Denn dann erscheint ihr neuster Lokalkrimi »Mord in Werther«, in dem es gleich zwei Tatorte gibt. Mörderische Kulisse ist nicht nur Werther im Kreis Gütersloh, sondern auch die Gemeinde Werther in Thüringen. Die nahe Kleinstadt und das Dorf im Landkreis Nordhausen im fernen Thüringen sind tatsächlich durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Im Roman ist das allerdings nicht die einzige Verbindung der beiden idyllischen Orte:

Für einen Mord im thüringischen Werther wird die Bielefelderin Simone Stern verantwortlich gemacht. Als die pensionierte Kriminalhauptkommissarin Mira Wiedemann ihrer Freundin zur Hilfe eilt und in Thüringen Erkundigungen einholt, wird im Ostwestfälischen Werther ebenfalls ein Mann erschossen aufgefunden. Oberkommissar Träller ermittelt in Bielefeld und ist gleich verärgert, dass sich Mira Wiedemann in seine Arbeit einmischt.

»Die Leute haben schon gefragt, wann endlich mal wieder ein richtiges Taschenbuch herauskommt«, erzählt Gisela Garnschröder uns. Freunde gebundener Bücher dürfen sich doppelt freuen, denn im Herbst findet man neben ihrem neuen Lokalroman auch die gesamte Serie der Steif-und-Kantig-Schwestern bei den Buchhändlern. Wir haben uns den 10. September schonmal in unserem Terminkalender vermerkt. Wer noch nie etwas aus Gisela Garnschröders Feder gelesen hat, sollte sich unbedingt Zeit für Geschichten und Gedichte nehmen. Gedichte? Genau, denn bevor ihr euch den spannenden Fällen hingibt, findet ihr in fast jedem ihrer Bücher ein schaurig-schönes Gedicht zu der Geschichte.

Fotos: Jessica Bochinski
Text: Charline Belke