Wer kennt ihn nicht? Ansgar Brinkmann, den ehemaligen Kultkicker, Enfant terrible der Fußballszene, Dschungelstar und mit seinem autobiografischen Buch »Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich« aktuell auf Lesereise. Für die November-Ausgabe hat Carl ihn nach Gütersloh eingeladen und dabei festgestellt, dass er nichts von seinem leichtfüßigen Charme und seiner Popularität eingebüßt hat

Kaum ein anderer Spieler hat die Fußballwelt seit Mitte der 1980 Jahre bis zum Ende seiner aktiven Profikarriere im Jahr 2007 derart auf den Kopf gestellt. Gespielt hat Ansgar Brinkmann für mehr als 15 Vereine und unter knapp 40 Trainern. Der ein oder andere konnte ihn nach freiwilligen Transfers sogar mehrfach zurückerobern. »Ich bin einfach nicht disziplinierbar«, erzählt er über sich selbst. »Aber dafür bin ich immer ein Teamplayer und nie egoistisch.« Vielleicht sind genau das einige Gründe, warum so manch ein Club Ansgar Brinkmann wiederholt verpflichten wollte. Und natürlich war er vor allem ein begnadeter Kicker. Als »weißer Brasilianer« ging er in die Fußballgeschichte ein. Nicht zuletzt, weil er mit seinen legendären Übersteigern jahrzehntelang für Begeisterung in deutschen Fußballstadien und für große Bewunderung bei seinen Gegenspielern sorgte.

Neben seiner typischen Spielweise liefert »Der weiße Brasilianer« bis heute reichlich Gesprächsstoff in den Medien. Mit der gleichnamigen Radio-Kolumne steht er seit fünf Jahren als professioneller Kommentator für »1Live« hinter dem Mikro. Hier gibt er nicht nur unzählige Anekdoten aus seiner aktiven Profikarriere zum Besten, sondern kommentiert auf ganz individuelle Art aktuelle Themen rund um den Fußball – immer authentisch, wirklich humorvoll und mit dem nötigen Fachwissen eines Fußballprofis. Den Erfolg der Sendung hat Journalist Peter Schultz in einem viel beachteten Buch verarbeitet. Es trägt genau auf den Punkt gebracht das wohl beliebteste Zitat des Fußballers »Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich«. Überhaupt sind es die lockeren, teils provokanten Sprüche des früheren Kultspielers, die diese Lektüre zum erfolgreichsten Sportbuch des Jahres 2017 machten.

Unvergessen ist die Ansage auf seinem Anrufbeantworter aus der Zeit als Spieler bei Preußen Münster. »Momentan bin ich nicht zu Hause. Wer aber Taste drei drückt, bekommt von mir einen Planetenkasper. Bei Taste vier einen Lkw voll Waschpulver.

 

Und wer mit mir persönlich sprechen will, erreicht mich täglich zwischen 17 Uhr abends und fünf Uhr morgens in meiner Stammkneipe ‚Pane et Vino‘.« Alkohol war übrigens nur sehr selten im Spiel, versichert uns Ansgar Brinkmann. »Ich habe nur zwei oder dreimal im Jahr gefeiert – dann aber richtig. Und das hat auch jeder mitbekommen.«

Als wir nach diesem sympathischen Gespräch gemeinsam zum Fotoshooting durch die Gütersloher Innenstadt schlendern, wird der Ex-Fußballer schon nach wenigen Metern erkannt. Einige zücken verstohlen ihr Handy, um von weitem ein Fanfoto zu machen, andere sprechen ihn ganz offensiv an und bitten um ein Selfie. Der Kultkicker nimmt’s gewohnt gelassen. Tatsächlich scheint er keine Allüren zu kennen. »Man muss sich selbst treu bleiben«, so sein Kredo. Aber ein bisschen scheint er den Rummel um seine Person auch zu genießen. »Man bekommt einfach so viel zurück, das ist echt unfassbar.« Vermutlich ist genau das seiner Authentizität und seiner Glaubwürdigkeit geschuldet, die wir an diesem Nachmittag persönlich erleben dürfen. Denn seine Bodenständigkeit hat der 49-Jährige nie aus den Augen verloren. Und schließlich treffen wir am Dreiecksplatz auf den ehemaligen Teamkollegen Dirk van der Veen - ein echter Zufall. Mit ihm hat Ansgar Brinkmann erfolgreich für den FC Gütersloh und bei Arminia Bielefeld gekickt. Nach einer herzlichen Begrüßung und ein paar gekonnten Pässen auf der Wiese, stellen sich beide spontan vor die Kamera. Wir nutzen die Gelegenheit für ein Erinnerungsfoto und setzen dann unsere Tour bis zum Theater fort.

Immer dabei ist das legendäre Longboard des vielseitigen Sportlers. Also kommen wir unweigerlich auf das Dschungelcamp 2018 zu sprechen, bei dem Ansgar Brinkmann von den Zuschauern unter die Top 10 gewählt wurde. »Es war ein interessantes, schönes und wirklich cooles Erlebnis, das ich nicht missen möchte«, schwärmt er. Sein Ausstieg kam zwar freiwillig, aber nicht von ungefähr. Denn zuvor hatte er angekündigt zu gehen, falls er nochmal aufgrund eines Regelverstoßes bestraft würde. Das passierte dann ziemlich prompt, als er sein Mikro vergaß und einen Luxusgegenstand abgeben sollte – sein Longboard.

Also fühlte er sich zum Ausstieg verpflichtet, einfach um sich selbst nicht zu verleugnen. Denn eins ist sicher: Auch unter Druck lässt sich der weiße Brasilianer niemals verbiegen.