AUF LINIE MIT REGINA WILDMANN

Auf Kinder übt der Stadtbus eine ungebrochene Magie aus: Die Türen schließen, langsames Anrollen und anschließend die Fahrt bis zur nächsten Haltestelle anhalten, Bus senken und die Tür öffnen, Menschen begrüßen und Fahrscheine verkaufen. Was aber, wenn der Kindertraum zum Alltag wird? Bleiben Magie und Spaß erhalten, wenn man tatsächlich Busfahrer respektive Busfahrerin wird und täglich »auf Linie« fährt? Die Antwort darauf weiß Regina Wildmann, die seit gut eineinhalb Jahren bei den Verkehrs-betrieben der Stadtwerke Gütersloh beschäftigt und auf den Straßen der Stadt unterwegs ist. Für sie  so viel sei vorweggenommen  einer der besten Jobs überhaupt! 

Um eine Idee davon zu bekommen, was den Reiz des Berufsbildes von Busfahrerinnen und Busfahrern fernab der kindlichen Träume ausmacht, lohnt ein Blick auf den Alltag bei den Verkehrsbetrieben. Hier an der Robert-Bosch-Straße dreht sich seit 1988 alles rund um den lokalen Personennahverkehr  und hier beginnt in der Regel auch der Arbeitstag von Quereinsteigerin Regina Wildmann, mit der wir über ihren Werdegang, aber auch die tagtäglichen Aufgaben sprechen. 

Im Jahr 2009 fiel die Entscheidung der gutgelaunten Gütersloherin auf eine Umschulung  weg vom festen Job als Taxifahrerin, hin zum Personenkraftverkehr. »Die Umschulung ist ein klassischer Weg für den Einstieg in den Beruf des Busfahrers«, weiß Michael Rüttermann als Fahrdienstleiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Gütersloh. Den klassischen und inhaltlich deutlich breiter aufgestellten Ausbildungsberuf als »Fachkraft im Fahrbetrieb« (FiF) hingegen erlernen nur wenige. Wohl auch,weil die Entscheidung bei vielen erst später im Berufsleben fällt  so wie bei Regina Wildmann, die in ihren Pausenzeiten am Taxi-Warteplatz am Bahnhof in Gütersloh oft die Stadtbusse beobachtet hat. »Das könnte ich auch«, hat sie sich oft gedacht. Und den Gedanken in die Tat Umgesetzt. 

Als wir sie am Betriebshof treffen, ist sie gerade mit ihrer Frühschicht durch. Seit 5 Uhr ist sie unterwegs, hat sich beim Eintreffen im System angemeldet und den Dienstplan für den Tag abgeholt. Welche Tour ansteht, erfahren die Fahrerinnen und Fahrer erst am Morgen selbst. Denn um einen reibungslosen Ablauf aller Fahrten sicherzustellen, muss jeden Tag aufs Neue geplant werden. Mögliche Krankheitsfälle werden durch zwei Kollegen in Bereitschaft abgedeckt, auch kurzfristige Änderungen im Fahrtverlauf wer-den eingeplant. »Für mich ist das jeden Tag ein Griff in die Wundertüte«, schmunzelt Regina Wildmann. Am Ton erkennt man allerdings schnell, dass sie dies durchaus positiv meint.

Ohnehin ist jeder Tag eine große Überraschung: »Wir arbeiten mit Menschen, da passieren täglich unzählige komische, skurrile oder einfach schöne Momente«, erzählt die engagierte Busfahrerin. Das größte Abenteuer ist dabei aber nicht der Mensch, der den öffentlichen Personennahverkehr in Gütersloh nutzt, sondern allem voran der Verkehr. Besonders zu den Stoßzeiten, wenn viele Fahrgäste mit dem Bus fahren und zugleich die Straßen stellenweise überfüllt sind, kann es im Zeitplan richtig eng werden. »Auf Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer kann man sich dann nur bedingt verlassen, vielmehr gilt es, einfach ruhig zu bleiben und sich nicht aufzuregen«. Regina Wildmann gelingt das vor allem über den Spaß an ihrer Arbeit. Sie liebt es jeden Tag in der gesamten Stadt unterwegs zu sein  und darüber freuen sich auch die Fahrgäste.

Kommt es zu größeren Problemen, wird die »Einzelkämpferin« auf den Straßen zum Teamplayer: »Wir stehen immer in Kontakt zur Fahrdienstleitung und geben Bescheid, wenn es auf den einzelnen Linien zu Komplikationen kommt«. Das ist wichtig, denn je nach Dienstplan fährt sie pro Tag unterschiedlichste Linienverläufe ab. Langweilig wird es also nie – aber das Wort kennt die Busfahrerin im Beruf gar nicht. Ganz »nebenbei« lebt Regina Wildmann den Dienstleistungs-Gedanken gegenüber den Kunden. Freundlich und gut gelaunt sein fällt ihr auch in stressigen Situationen nicht schwer. Das muss man zum Teil in die Wiege gelegt bekommen, an manchen Tagen ist es dann doch eher ein professioneller Umgang mit den Aufgaben. »Wer freundlich einsteigt, dem wird das genauso entgegengebracht«, versichert sie uns. Wer mit sichtbar mies gelaunter Miene den Bus betritt, darf hingegen auch seine Ruhe genießen. »Manche wollen gar nicht angesprochen werden, das muss man einfach akzeptieren.« 

Zum Schichtwechsel kurz nach Mittag schließlich verabschieden wir uns am Betriebshof der Verkehrsbetriebe von Busfahrerin Regina Wildmann mit einem Lächeln. Und nur wenig später schickt sie uns als Erinnerung eine Mail hinterher: »Ich habe den Schritt zur Umschulung keine Minute bereut!«. Das glauben wir ihr.


AHA! – DER WEG ZUM BUSFAHRER
Wer früh den Beruf des Busfahrers ins Auge fasst, hat die Wahl zwischen zwei jeweils dreijährigen Ausbildungswegen. Neben der Ausbildung zur Fachkaft im Fahrbetrieb besteht die Möglichkeit zur Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Quereinsteiger wie Regina Wildmann nutzen oft den Weg der beschleunigten Grundqualifikation für Berufskraftfahrer, die in sechs Monaten und täglichen Theorie- und Praxisstunden zum Omnibus-Führerschein führt. 

Vielfach wird die Umschulung von der Agentur für Arbeit unterstützt, die so den Einstieg in einen zukunftsfähigen Beruf ermöglicht. Denn Busfahrer sind viel gesuchtes Personal – auch bei den Stadtwerken Gütersloh.