Es passiert jeden Tag ungezählte Male: Wir drücken auf den Schalter – und der Strom fließt ohne spürbare Verzögerung durch die Leitung. Das Licht geht an und vom Radio bis zur Waschmaschine übernimmt jedes Elektrogerät seine Aufgabe. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Strom da ist, »aus der Steckdose kommt« und uns fast nie im Stich lässt. Das ist gut so – aber wie genau kommt der Strom eigentlich dorthin? Wir haben uns auf die Suche gemacht und die Antworten bei der Netzgesellschaft Gütersloh gefunden, die für die Zuverlässigkeit der Strom-, Gas- und Wassernetze in Gütersloh zuständig sind.

Zentrale Knotenpunkte sind die drei Gütersloher Umspannwerke im Stadtgebiet. Hier trifft der Strom für alle Abnehmer im Stadtkern sowie in den Ortsteilen ein. Lediglich Isselhorst hat – historisch gewachsen – eine eigenständige Versorgungsstruktur, die aber ebenfalls in die Zuständigkeit der Netzgesellschaft fällt. Im Umspannwerk Blankenhagen treffen wir uns mit Sebastian Brandherm zum Ortstermin. Hier ist die Ausfahrt für gleich mehrere »Stromautobahnen«, die den Strom von den großen Erzeugern in die Stadt bringen. Kraftwerke wie das Gersteinwerk in Werne nutzen das bundesweite Hochspannungsnetz, um den produzierten Strom ins Netz zu geben. Mit bis zu 380 Kilovolt wird die Leistung so transportiert, denn je höher die Spannung, umso geringer ist der Verlust auf dem Weg in die Steckdose. Für den Hausgebrauch ist das natürlich zu viel – und hier kommen die Umspannwerke ins Spiel. Von den Höchstspannungsleitungen, die vom Stromnetzbetreiber »Amprion« unterhalten werden, wird der Strom hier vom Betreiber »Westnetz« übernommen und auf 110 Kilovolt heruntertransformiert. Erst danach übernimmt die Netzgesellschaft Gütersloh den Strom von ihrem Vertragspartner Westnetz und bringt ihn auf die Mittelspannung von 10 Kilovolt.

Über 500 Kilometer unterirdisch verlegte Kabelleitungen unterhält die Netzgesellschaft Gütersloh allein im Bereich der Mittelspannung. Angeschlossen sind hier auch die großen Wirtschaftsunternehmen in der Stadt sowie sensible Abnehmer wie die Gütersloher Krankenhäuser.

 

Entsprechend groß ist die Verantwortung, die vom Netzbetreiber getragen wird – in Summe für insgesamt 56 316 Entnahmestellen. Die werden von einem feinen Netz von 1288 Kilometern Niederspannungsleitungen sowie 66 Kilometern Freileitung versorgt. Hat der Strom es bis hierhergeschafft, führt der Weg über die einzelnen Hausverteilungen in hunderttausende Steckdosen, in unsere Radios, Lampen und Waschmaschinen.

Dass es bei der Versorgung sehr selten zu Störungen kommt, ist das Ergebnis einer guten Pflege des Netzes durch die Netzgesellschaft Gütersloh. Zu den täglichen Aufgaben zählen Wartungen und Reinigungen, der Austausch von Betriebsmitteln und der Entstörungsdienst, der an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr bereit ist und bei Ausfällen sofort handelt, um Störungen so kurz wie möglich zu halten. Etwa einmal in der Woche tritt ein Problem im Bereich der Niederspannung auf, wovon dann meist nur wenige Haushalte betroffen sind. Größere Mittelspannungsstörungen gibt es nur etwa vier bis fünf Mal pro Jahr.

Dennoch ist das Netz in Bewegung: Durch die immer kleinteiligere Stromproduktion ist die Einspeisung in die Netze weniger zentral organisiert, was neue Herausforderungen mit sich bringt. Im Rahmen der Energiewende ist auch die Nutzung des Stroms in Bewegung. Vor allem der wachsende Anteil von Elektromobilität ist eine Herausforderung, die nicht mit dem aktuellen Ausbau-stand abgedeckt werden kann. Mehr Strombedarf benötigt entsprechend dickere Kabel, die erst einmal verlegt werden müssen. Wie schnell hier gehandelt werden muss, wird maßgeblich von den Abnehmern bestimmt, die eine hohe Versorgungsicherheit schon aus Gewohnheit erwarten.

Um den Weg des Stroms in die Steckdose perfekt zu machen, bedarf es dann noch eines Besuchs in das Herz des Gütersloher Stromnetzes, die Netzleitstelle. Hier wird der Puls der Stadt rund um die Uhr überwacht, bei Bedarf geschaltet und abgesichert. Der Blick auf die Monitore gibt Aufschluss über den Zustand der Anlagen – und der ist bei unserem Besuch vor Ort sehr gut.

Fotos: Matthias Kirchhoff
Text: Ben Hensdiek