Frühling im Wald - leuchtend bunte Boten

Wenn die Tage langsam länger werden und die Sonne durch die noch blätterlosen Baumkronen fällt, dann beginnt es am Waldboden bunt zu werden. Besonders auf den kalkhaltigen Böden des Teutoburger Waldes und dem Schweineberg bei Hameln gibt es zahlreiche Pflanzenarten wie den weißen Märzenbecher, den weißen und purpurnen Hohlen Lerchensporn, das blaue Leberblümchen, die violetten Wald-Veilchen, das weiße Buschwindröschen und viele weitere Frühblüher.

Eine Besonderheit findet sich am Jakobsberg bei Amshausen, der im Volksmund auch Leberblümchenberg genannt wird. In jedem Frühjahr kommt es hier zu einem besonderen Naturschauspiel, wenn für etwa 3 Wochen mehr als eine Million Blüten des Leberblümchens (Hepatica nobilis) den Waldboden mit einem blau-violetten Blütenteppichen bedecken. Eine Wanderung dorthin lohnt sich besonders bei Sonnenschein, denn bei Regenwetter und am Abend schließen sich die Blüten zum Schutz. Der lateinische Name Hepatica und auch der deutsche Trivialname Leberblümchen beziehen sich auf die Gestalt der Laubblätter. Die Laubblätter erinnern im Umriss an die Form der menschlichen Leber. Die Bezeichnung Hepatica hat ihren Ursprung in hepatos für Leber. Der Artname nobilis bedeutet so viel wie edel, vortrefflich und meint damit wohl die Heilwirkung. Das Leberblümchen ist eine beliebte Heilpflanze in der Volksheilkunde. Auch als Zauberpflanze als Schutz gegen Krankheit war das Leberblümchen beliebt. Die ersten drei Blüten, die man findet, sollen gegessen das ganze Jahr gegen Fieber schützen. 

Auch das Buschwindröschen öffnet seine Blüten bei Sonnenschein und mit einsetzender Dunkelheit schließt es sie und neigt sie zu Boden. Mit jeder Öffnung wachsen die Blütenblätter ein wenig, so dass die Blüten immer größer werden. Ende Mai, Anfang Juni zieht sich die gesamte Pflanze in den Boden zurück und erscheint erst wieder im nächsten Frühjahr. Die hübsche Pflanze ist unter verschiedenen Namen bekannt. Einige davon lauten Alte Weiber, Blitzblümchen, Hexenblume, Kaffeeblume, Schafblümchen und Weißes Hundsveilchen.

Viele Frühjahrsblüher sind nach der Bundesarten- schutzverordnung (BArtSchV) in Deutschland »besonders geschützt«. Sie dürfen weder gepflückt noch ausgegraben werden. Die einzige Jagd, die getätigt werden darf, ist die mit dem Fotoapparat. So können viele Menschen die wunderschöne Natur genießen. Versuchen Sie es auch, ein paar Orte habe ich hier genannt.

Die Zeit der frühen Blüten beginnt bereits im Februar mit den Schneeglöckchen, Veilchen und Märzenbechern und endet im Mai mit den Blüten des Bärlauchs und des Salomonssiegels. Dann schließt sich
das Kronendach der Laubbäume und es können nur noch wenige Sonnenstrahlen bis zum Waldboden vordringen. Frühblüher wie Waldmeister, Wald-Bingelkraut und Lungenkraut behalten ihre Blätter auch später im Schatten des belaubten Waldes bei. 

Die Frühblüher sind eine wichtige Nahrungsquelle für die im Wald lebenden Insekten. Aber auch wir Menschen können einige Kräuter für uns nutzen. Einige Pflanzen haben Vitamin-C-reiche Blätter, wie das Scharbockskraut. Nach der Blüte ist vom Verzehr allerdings dringend abzuraten, da sie dann das giftige Protoanemonin enthalten. Die in unserer Küche am häufigsten verwendete Pflanze ist sicherlich der Bärlauch. Streift man Ende April durch den Wald kommt einem der Geruch nach Knoblauch in die Nase. Die Blätter passen kleingehackt ausgezeichnet zu Salaten, Suppen, Saucen und Dips und finden als Gemüse Verwendung. Sie sollten vor der Blüte geerntet werden, da sie später den intensiven Geschmack verlieren. Doch Achtung beim Pflücken, Maiglöckchen und Herbstzeitlose haben ähnliche Blattformen, sie sind jedoch sehr giftig. Um die Bestände des Bärlauchs zu schonen, sollten nur ein bis zwei Blätter je Pflanze geerntet werden. Sollte es Pflückverbotshinweise geben, sind diese unbedingt zu beachten!