Was tun, wenn das Zahnfleisch blutet?

Dr. Insa Carola Kirsch: Zahnfleischbluten beim Essen oder Zähneputzen. Das können erste Anzeichen einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sein. Wenn Zahnbeläge länger auf den Zähnen verbleiben, lagern sich dort Bakterien an. Diese Bakterien produzieren Stoffwechselprodukte, welche die orale Mund-flora negativ beeinflussen. Das Zahnfleisch wird stärker durchblutet und schwillt an. Kontakt mit Essen oder Zahnbürste kann zur Blutung führen. Bei Rauchern ist der Blutungseffekt jedoch oft maskiert.

Unbehandelt entwickelt sich eine Zahnfleisch-entzündung oft zu einer Parodontitis. Parodontitis, eine Entzündung des Zahnhalteapparates, ist im Wesentlichen dafür verantwortlich, dass Zähne verloren gehen. Nicht, wie vielleicht von Ihnen angenommen, die Karies. Betroffen ist vor allem die Altersgruppe über 35 Jahre. Die Parodontitis verläuft meist chronisch und in leichten Schüben und wird in vielen Fällen vom Patienten erst dann bemerkt, wenn sich ein oder mehrere Zähne lockern. Denn der Verlauf dieser Entzündungserkrankung ist meist schmerzlos, somit ist der akute Leidensdruck der Patienten erst einmal gering. Und gerade dieser Umstand ist das Heimtückische dieser Krankheit. Unter dem Einfluss von Stoffwechselprodukten schädlicher Bakterien löst sich das Zahnfleisch von der Zahnoberfläche und es bildet sich eine Zahnfleischtasche.

Diese Zahnfleischtasche bietet optimale Voraussetzungen für weiteres Bakterien-wachstum. Die schädlichen Abbauprodukte des Bakterienstoffwechsels gelangen in das Zahnfleisch und lösen dort eine körpereigene Immunabwehr aus. Sowohl die bakteriellen Gifte als auch die Entzündungsmoleküle der Immunabwehr bauen bei anhaltender Bakterienbesiedlung den zahntragenden Faserapparat und den umgebenden Knochen ab, die Zähne lockern sich.

Was ist zu tun?

Dr. Insa Carola Kirsch: Erster Lösungsansatz ist eine gründliche Untersuchung der oralen Mundflora, als Basis für die Entwicklung einer individuellen Therapie. Wichtigstes Ziel ist die Reduzierung der negativ wirkenden Parodontitis Bakterien.

Sven Oliver Kirsch: Dazu klären wir unsere Patienten über die Ursachen der Krankheit auf und betrachten dazu individuelle Risikofaktoren, wie z. B. das Rauchen oder Diabetes. Nach einer professionellen Zahnreinigung durch unsere speziell geschulte Zahnmedizinischen Prophylaxe-Assistentinnen als hygienische Basis motivieren wir unsere Patienten zusätzlich zur Intensivierung der häuslichen Mundhygiene. Bevor die eigentliche Parodontal Therapie gestartet werden kann, sind eventuell kariöse Zähne mit Füllungen zu versorgen.

Dr. Insa Carola Kirsch: Die Parodontal Therapie wird nach einem vorgeschriebenen Initial Termin bei der Krankenkassen beantragt. Nach Genehmigung erfolgt die sogenannte Anti-Infektiöse-Therapie (AIT), meistens in zwei Sitzungen. Dabei werden unter lokaler Betäubung die bakteriellen Beläge von den Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischsaumes beziehungsweise in den Zahnfleischtaschen entfernt. Wobei es bei sehr schweren klinischen Verläufen und jungen Patientinnen und Patienten sinnvoll sein kann, die Instrumentierung der Wurzeloberflächen mit der Gabe von Antibiotika zu kombinieren.

Sven Oliver Kirsch: Die sich anschließende, bedarfsorientiert und lebenslang durchzuführende unterstützende Parodontaltherapie (UPT oder Recall) hat zum Ziel, das erreichte Behandlungsergebnis aufrechtzuerhalten. Im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen werden Zähne und Zahnfleisch kontrolliert und professionell gereinigt. Sie erfahren dabei auch, an welchen Stellen Sie Ihre Mundhygiene noch oder wieder verbessern sollten. Die Häufigkeit der Recalltermine richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Erkrankungsrisiko. Der langfristige Erfolg der Parodontalbehandlung hängt von der Mitarbeit der Patienten bei der täglichen Mundhygiene und von der regelmäßigen Betreuung durch unser zahnärztliche Praxisteam ab. Nehmen Sie die Erhaltungstherapie unbedingt wahr.


Dr. Insa Carola Kirsch: Ohne regelmäßige Nachsorge wird die Erkrankung wiederkehren und sich die Zerstörung des Zahnhalteapparates fortsetzen.