Die stille Gartenzeit – der Garten im Winter

Beim Betrachten der winterlichen Bilder fällt mir das Zitat von Karl Foerster aus Potsdam ein. »Raureif ist die Mozartmusik des Winters, gespielt bei atemloser Stille der Natur.« Damit hat er sehr poetische Worte für die frühen Morgenstunden nach einer eisig kalten Nacht gefunden, wenn die Sonne aufgeht und den gefrosteten Garten erstrahlen lässt. Hier zeigt sich ein gut gestalteter Gartenraum. Klare Konturen geben ihm jetzt ein schönes Gesicht, Details lassen sich besonders gut erkennen. 

Sehr wichtige Gestaltungselemente sind die Pflanzen. Große Bäume, die im Sommer als Schattenspender dienen, entwickeln im Winter eine besondere Raumwirkung. Sie erheben sich aus dem oft so kargen Umfeld und scheinen über den Dingen zu thronen. Pflanzen mit immergrünen Blättern oder Nadeln und prägnanten Wuchsformen bereichern die Szene. Geschnittene Hecken geben dem Garten einen Rahmen, geometrisch geformte Kugeln und Kegel aus Eibe, Liguster oder Ilex setzen sichtbare Highlights. Lang anhaftendes Laub an Gehölzen leuchtet auch im Winter mit seinen braunen Tönen. Erst im Frühjahr verliert die Rotbuche kurz vor dem neuen Austrieb ihr Laub und bietet damit lange Sichtschutz. Besonders kälteempfindliche Pflanzen werden im Winter gut geschützt z.B. mit Tannenzweigen oder mit extra dafür vorgesehenen Säcken.

Gräser sind eine der wichtigsten Gestaltungspflanzen. Nicht nur im Sommer sind sie eine Schau. Besonders im Herbst und weit in den Winter hinein bringen sie Struktur in die Beete und heben, bewusst eingesetzt, die Umgebung positiv hervor. Die Auswahl ist groß, von Riesengräsern bis zu Polsterzwerge, von straff aufrecht wachsenden bis bogig überhängenden Formen.

Auch die trockenen Blütenstände sind jetzt sehr gut sichtbar. Das gilt ebenfalls für die Samenstände und Früchte von Stauden und Gehölzen. Bei der herbstlichen Gartenarbeit sollten nicht alle Pflanzen zurückgeschnitten werden. Sie dienen oftmals auch als Nahrung für Vögel und kleine Nagetiere.

Für bunte Farben sorgen winterblühende Sträucher, Stauden und Zwiebelpflanzen. Der Winterschneeball beginnt bereits im Dezember mit seiner rosafarbenen Blüte und der Winterjasmin leuchtet strahlend gelb. Christrosen, Schneeglöckchen und Winterlinge erweitern das farbliche Spektrum. Immergrüne Stauden mit Blattfarben von Grün bis Rot bleiben den ganzen Winter über bis zum Frühjahr attraktiv. Viele Gehölze wie z.B. Ahorn, Birke und Hartriegel besitzen eine in Farbe und Textur besonders interessante Rinde. Das Farbspektrum reicht von Weiß über Grün, Gelb, Gelb-Orange und Rot bis hin zu fast Schwarz. Die Gehölze leuchten damit schon aus der Ferne.

Neben den Pflanzen sind bauliche Elemente ein wichtiges Gestaltungselement. Hier zeigt sich eine gelungene Planung, die den Raum gliedert und strukturiert. Ein Pavillon oder eine Pergola, ein Rosenbogen für die Kletterrose oder Rankhilfen im Staudenbeet, sie alle haben im Winter eine besondere Wirkung und lassen den Garten nicht leer erscheinen. Skulpturen, passend beleuchtet, können gerade in der dunklen Phase besondere Akzente setzen. Am Ende einer Sichtachse platziert sind sie auch am Tag eine Bereicherung. Ein Garten kann also durchaus im Winter sehr ansprechend wirken, wenn er gut geplant und durchdacht wurde. Versuchen Sie es auch zu Hause!