Schauspielerin Brigitte Mira: Klein, aber oho!

Frech, quirlig, aber gerade heraus - mehr als 75 Jahre lang begeisterte Brigitte Mira ein Millionenpublikum. Für viele Menschen war sie einfach nur »die Dame vom Grill«. Der Serien-Dauerbrenner in der ARD hatte sie berühmt gemacht. Doch das quirlige Multitalent mit der frechen Berliner Schnauze brillierte in den unterschiedlichsten Genres: Als Balletteuse, Soubrette, Kabarettistin und Sängerin. Dafür wurde Brigitte Mira vielfach ausgezeichnet. Legendär waren ihre Rollen in Rainer Werner Fassbinders »Angst essen Seele auf« als auch »Berlin Alexanderplatz«. Am 24. November 2002 war die damals 91-Jährige zu Gast in Gütersloh. Im Parkhotel stellte sie ihr zweites Buch »Von ganzem Herzen – Erinnerungen« vor. Eine Biografie. Ermöglicht hatte das Kurz-Gastspiel der Gütersloher Rüdiger Schulz. Drei Jahre später starb sie.

In einem großen Sessel im Foyer des Hotels hatte sie es sich gemütlich gemacht und hielt ihre neueste, druckfrische Lektüre freudestrahlend in beide Händen. »Da ist das Werk«, schmunzelte Brigitte Mira und blickte immer wieder auf das Cover. »Das gefällt mir am besten.« Sie sei eine Nachteule und manchmal deprimiert, erklärte sie. Warum? »Wenn ich mich im Spiegel anschaue, finde ich mich schrecklich.« Das sei jedoch nicht immer so gewesen. Sie scherzte: »Als ich noch jung und hübsch war, ist das anders gewesen.« Sie sei stolz auf dieses Buch, weil es mittlerweile ein Bestseller geworden ist. »Das läuft gut.«

Die in Hamburg geborene und im Rheinland aufgewachsene Brigitte Mira gilt als Berlinerin par excellence. Von ihrem Vater, einem aus Russland eingewanderten jüdischen Pianisten, erbte sie ihr musisches Talent. Bei ihm lernte sie Klavierspielen, später nahm sie Ballett- und Gesangsunterricht und debütierte mit 19 Jahren als Sängerin in der Rolle der Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut« in Köln. Ihr erstes festes Engagement trat Mira 1930 in Bremerhaven an. 1941 ging sie nach Berlin und arbeitete am Theater am Schiffbauerdamm. In den 50er Jahren folgten Rollen in Schlagerfilmen und Musikkomödien. 1972 lernte Brigitte Mira am Bochumer Schauspielhaus den Regisseur Rainer Werner Fassbinder kennen. Mit der Hauptrolle der Emmi in Fassbinders sozialkritischem Film »Angst essen Seele auf« wendete sich Miras Karriere maßgeblich. International gefeiert, erhielt sie für diese Rolle 1974 in Cannes das Filmband in Gold. Unter Fassbinder drehte sie außerdem 1980 »Berlin Alexanderplatz« und »Lili Marleen«. Jahrzehntelangen Publikumserfolg hatte sie ab 1978 als Oma Färber in der Fernsehserie »Drei Damen vom Grill«, die bis 1991 produziert wurde.

Ende 2004 erlitt die erfolgreiche Schauspielerin einen Schwächeanfall, von dem sie sich nicht mehr erholen konnte. Nach längerem Klinikaufenthalt verstarb Brigitte Mira am 8. März 2005 im Alter von 94 Jahren. Sie wurde auf dem Luisenfriedhof III am Fürstenbrunner Weg in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.