Die große Tour von Zipfel zu Zipfel

Bei der Touristik Info in Görlitz hört Gerhard Breitenbach erstmals von der »Zipfeltour«. Dort erkundigt er sich nämlich nach einer Unterkunft für die Nacht und erzählt, dass er von Ost nach West mit seinem Mountainbike radeln will. Erstmals hört er von den Zipfelorten Görlitz – Selfkant – List und Oberstdorf, die, wenn man sie mit jeweiliger Übernachtung besucht, dem Reisenden eine Ehrung zukommen lässt. So kommt er in den Besitz des »Zipfelpasses« und am nächsten Tag geht es los, denn Görlitz haben Gerhard und sein Bike zunächst per Zug erreicht.

Zunächst steuert er den tatsächlich östlichsten Punkt Deutschlands an, der Zentendorf heißt. Von da ab geht es stramm westlich. Dabei orientiert er sich an der gut vorbereiteten Karte und hält sich im Zweifel an die Sonne, die, solange sie links von ihm sichtbar ist, den Weg nach Westen weist.

Viele Wälder sowie unbefestigte Waldwege meistert er mit seinem alten, aber prima gefederten Mountainbike, ein Abenteuer. Glücklicherweise hat Gerhard Breitenbach während seiner Fahrradtouren immer konsequent Buch geführt und später eine umfangreiche Broschüre mit vielen Bildern und all den kleinen Erlebnissen unterwegs drucken lassen. Das versetzt uns in die Lage nachzulesen und nachzuempfinden, was er alles erlebt hat. Wir sind wirklich beeindruckt, die Reiseberichte sind mit viel Humor gespickt und lesen sich wunderbar.

Immer hält der mittlerweile 83-Jährige Gerhard auch ein paar technische Daten fest, z.B. zeigt sein Tacho, als er Bad Langensalza erreicht hat, eine Tagesleistung von 123,8 gefahrenen Kilometern bei einem Schnitt von 19,8 – beachtlich. Bei einem Kilometerstand von 1.105 gefahrenen Kilometern kommt er wieder in Gütersloh an und wird die »Zipfeltour« ein halbes Jahr später, diesmal von Nord nach Süd fortsetzen. Besser beschrieben: von List nach Oberstdorf, ca. 1.546 Kilometer – unglaublich, aber wahr.

Gerds – Grenzwertige – Radreise einmal Rund

Was kommt nach einer so großartigen Reise? Gerhard Breitenbach ist kein Mensch, der untätig in den Tag hineinleben kann. Nebenbei erzählt: er ist Leiter der Herzsportgruppe beim SVA Rehasport. Seit seinem eigenen, im Jahr 1996 gut überstandenen, Herzinfarkt, was der schnellen Reaktion seiner Ehefrau zu verdanken war, engagiert er sich für den Reha-Sport, um auch anderen Herz-Geschädigten Mut zu machen und durch Bewegung etwas für die Gesundheit zu tun.

Doch zurück zur nächsten Reise »Einmal rund«, die, wie der Name erahnen lässt, einmal rundum Deutschland geht, also entlang der Grenze. Es geht los in Gronau, über Niebüll – Warnemünde – Frankfurt/Oder im ersten Abschnitt. Zwei weitere Abschnitte folgen, bis es von Friedrichshafen mit dem Zug zurück nach Gütersloh geht. Rund 5.300 Kilometer umfasste diese Reise. Wieder ist sie wunderbar dokumentiert und spannend zu lesen. Soweit wir wissen, sind noch einige Exemplare vorhanden, die Gerhard Breitenbach gegen eine Spende für die Herzsportgruppe abgibt. Es lohnt sich!

Die kleinsten Städte deutschlands

Deutschland längs und quer durchfahren hat Gerhard auf seiner Zipfeltour, das Land umrundet
hat er ebenfalls – kurz gesagt: auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wurden neue Ziele gesteckt und da ihm große Städte nicht so liegen, kommt er auf die Idee, es doch einmal mit den kleinsten Städten zu versuchen. Im Internet findet er die 100 kleinsten Städte und auch jeweils die kleinsten der jeweiligen Bundesländer.

Den Titel Stadt dürfen die kleinen Orte tragen, weil sie diese Auszeichnung einmal von einem Herrscher oder einer Regierung in grauer Vorzeit verliehen bekommen haben, das erfahren wir aus der Dokumentation, die auch für diese Reisen verfasst wurden. Es beginnt mit dem kleinen Ort Arnis an der Schley (Schleswig Holstein), der absolut kleinsten Stadt Deutschlands mit gerade mal
280 Einwohnern.

Die Quartiere plant Gerhard Breitenbach nicht vor, er versucht immer, nicht zu spät am Zielort zu sein, damit er noch etwas von der Stadt sehen kann und sich in Ruhe erholen kann. Bisher hat er immer eine Schlafstätte gefunden. Oft mit Hilfe der Touristen-Informationen, ab und an hat er auch in Jugendherbergen übernachtet. Schön waren die Aufenthalte in Schloß Boitzenburg in Brandenburg/Uckermark. Eine wahrlich märchenhafte
Erinnerung.