Schauspieler Claus Biederstedt

Mit den Schwarz-Weiß-Filmen wie »Drei Männer im Schnee« (1955) mit Günther Lüders und Paul Dahlke oder »Nachtschwester Ingeborg« (1958) ist er zu einem der Stars des deutschen Nachkriegsfilms geworden. Diese beiden Kino-Streifen haben ihm zum Durchbruch als Schauspieler verholfen: Claus Biederstedt, der vor zwei Jahren im Alter von 91 Jahren in München verstorben ist. Im März 2003 ist er zu Gast in Rheda-Wiedenbrück, um Theater zu spielen. Keine Frage, das Gespräch mit ihm, das fast drei Stunden gedauert hat, ist als eines der Schönsten in Erinnerung geblieben. Im »Ratskeller« sitzt der Kettenraucher geduldig bei einer Tasse Kaffee, lacht wunderbar und freut sich auf die Fragen. Er wirkt ausgeglichen, aufmerksam, herzlich, offen und bescheiden. Claus Biederstedt hat mit den schönsten Frauen gedreht, die der Film damals zu bieten hatte. »Die haben mich aber nie interessiert.«

Wie war das eigentlich mit Romy Schneider? Stimmt es, dass sie es waren, der sie zum ersten Mal geküsst hat? Biederstedt antwortet etwas schüchtern: »Ach, Romy. Wir haben »Feuerwerk« gedreht. Das war 1954. Sie war 16, ich zehn Jahre älter. In einer Szene singe ich ein Lied und küsse sie auf den Mund - so wie es im Drehbuch steht. Plötzlich fängt Romy an zu weinen, läuft weg.« Warum hat sie denn geweint? »Es war der erste Kuss ihres Lebens.«

Claus Biederstedt kam als Sohn eines Lehrers in Stargard (Pommern) zur Welt, wurde als Gymnasiast zum Wehrdienst einberufen. Nach dem Krieg holte er in Hamburg das Abitur nach und begann ein Medizinstudium, das er jedoch bald wieder aufgab. Ab 1949 besuchte er die Schauspielschule des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. Will Quadflieg und Joseph Ofenbach waren seine Lehrer. Neben seinen Rollen in mehr als 60 Filmen lieh er als Synchronsprecher seine tiefe, rauchige Stimme Detektiv Rockford, Inspektor Columbo - und dem Polizeichef in »Casablanca«, zu dem Humphrey Bogart den berühmten Satz sagt: »Dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.« Mit seiner Frau Barbara, einer Kieferorthopädin, lebte er bis zu seinem Tod in Eichenau nahe München. In seinen letzten Jahren litt er an Zungenkrebs. »Mein Zunge ist praktisch weg. Drei Viertel mussten amputiert werden«, verriet er im Juni 2020 in einem Interview.

In Rheda-Wiedenbrück hat Biederstedt einen Ausflug gemacht und war von der Altstadt total begeistert. Einen Tag später machte er einen Abstecher nach Gütersloh, um ein wenig zu shoppen. Schade, dass er nicht mehr da ist. Ein Mensch, dem seine Berühmtheit nie zu Kopf gestiegen ist.