Tropea und die Laparischen Inseln - Süditalien
Im Mai nach Süditalien zu fahren war eine klasse Idee. Zu dieser Jahreszeit sind noch nicht so viele Reisende unterwegs und die Temperaturen für eine Norddeutsche, die Island liebt sehr angenehm. Das Ziel war Tropea, eine Kleinstadt an der Ostküste der süditalienischen Region Kalabrien. Die Mafia der ’Ndrangheta haben wir hier zum Glück nicht erlebt.
Die malerische Altstadt von Tropea liegt hoch oben auf einem Felsen direkt an der Küste des Tyrrhenischen Meeres. Die Häuser fügen sich eng an eng aneinander. Die kleinen Gassen laden zum Entdecken ein und weiten sich immer wieder zu kleinen Plätzen. Überall gibt es Bars, Restaurants und kleine Läden. Tropea ist bekannt für ihre roten Zwiebeln – die Cipolla Rossa di Tropea. Sie haben einen leicht süßlichen Geschmack und sind besonders mild und bekömmlich. Man bekommt sie hier in allen Läden, genauso wir die kleinen roten Chilischoten. Aber besonders auffällig sind die vielen Pflanzen. Überall in den Gärten der Stadt grünt und blüht es. Knallbunte Blüten leuchten mir überall entgegen. Viele der Pflanzen sind mir aus dem Botanischen Garten in Gütersloh bekannt. Mit dem Unterschied, dass sie bei uns in Westfalen in Kübeln gepflanzt sind und im Gewächshaus überwintern müssen. Hier in Tropea werden die Feigenbäume und japanischen Wollmispeln direkt in den Boden gepflanzt und Oleander sind zu langen Hecken geformt. Bei uns leider undenkbar. Noch nie gesehen habe ich die bizarren Norfolktannen mit ihrem etagenförmigen Wuchs.
Eine markante Sehenswürdigkeit ist die byzantinische Wallfahrtskirche Santa Maria dell’Isola. Sie wurde im Mittelalter auf einem der Stadt vorgelagerten Felsen erbaut, von türkisblauem Meer und weißem Sandstrand umgeben. Es lohnt sich die steilen Stufen zur Kirche hinaufzugehen. Von dort genießt man einen wunderbaren Blick auf die Häusersilhouette der Altstadt und die dahinterliegende Berglandschaft. An die Kirche schließt sich ein Klostergarten mit Kakteen und mediterranen Pflanzen an. Entlang des Hauptweges stehen links und rechts alte Olivenbäume. Zypressen, Wolfsmilchgewächse, Agaven, Kakteen, Oleander und Ginstersträucher ergänzen das Bild. Ein wunderbarer Ort um die Ruhe zu genießen. Von hier blickt man über das Meer bis zum Horizont. Bei dunstfreiem Wetter ist sogar der Stromboli sehr gut sehen.
Vom Hafen von Tropea aus geht es früh morgens zu einem Tagesausflug mit dem Schnellboot zu den Liparischen Inseln. Die Inselgruppe im Mittelmeer gehört zur Region Sizilien. Neben den sieben bewohnten Inseln gibt es noch mehrere kleinere, unbewohnte Inseln und Felsklippen. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und gehören zu einer Vulkankette, die sich vom Vesuv bis zum Ätna erstreckt. Deshalb sind hier die Strände im Gegensatz zu den weißen Stränden von Tropea schwarz. Ich fühle mich sofort nach Island versetzt. Aktuell ist der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel der einzig ständig tätige Vulkan Europas.
Alle 15 Minuten gibt es leichte Lavaeruptionen und eine weithin sichtbare Aschesäule steigt auf. Der Vulkan Grande Fossa auf der Insel Vulcano ist schlummernd und nur leicht aktiv, permanent steigt Dampf in den Himmel. Die größte der Inseln ist Lipari. Hier wohnen fast 13.000 Menschen. Auf dem Burgfelsen am Hafen liegt die Kirche San Bartolomeo. In den umliegenden Gärten finden sich ebenfalls eine Vielzahl an mediterranen Pflanzen wie Pinien, Oliven-, Oleander- und Feigenbäume, Palmen und Wolfsmilchgewächse. Hier finde ich unter anderem den karminroten Zylinderputzer, den ich aus unserem Botanischen Garten kenne. Auf Grund Ihrer Bedeutsamkeit für die fortdauernden weltweiten vulkanologischen Untersuchung wurde die Inselgruppe 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Wer das südländische Flair und die mediterrane Pflanzenwelt liebt, dem kann ich nur zu einem Besuch Kalabriens raten. Sizilien muss ähnlich schön sein und steht schon auf meiner langen Urlaubs-Wunsch-to do-Liste.