Einen Augenblick bitte
Wir möchten dazu einladen, uns einen Augenblick, im wahrsten Sinne des Wortes, zu folgen. Heute geht es bei unserem Besuch im Stadtmuseum um den Augenarzt Dr. Kurt Heinrich. Er kam nach Gütersloh, nachdem er als Oberarzt an den Universitäts-Kliniken in Frankfurt a.M. und Dresden gearbeitet hatte. Im damaligen Kreisgebiet Gütersloh war er der erste operative Belegarzt. In der Belegabteilung des St. Elisabeth Hospitals (anfangs Annaheim) führte er die Augenoperationen durch.
Auf dem Brillenkasten, der Probierbrillen mit 232 Einzelteilen beinhaltet, liegt ein Telegramm der Deutschen Reichspost, das Dr. Heinrich damals von dem ehemaligen Klinikchef Professor Gasteiger aus Dresden bekommen hatte. Dieser gratuliert darin zu seiner ersten Operation am grauen Star im Jahre 1939. Dr. Kurt Heinrich hat sich mit Leib und Seele seiner Berufung verschrieben, denn noch bis ein Jahr vor seinem Tod, er starb mit 89 Jahren, praktizierte er für die Stadt Gütersloh. Sein Sohn Friedhelm Heinrich, ebenfalls Augenarzt, vermachte kurz darauf die augenärztlichen Exponate aus der Praxis seines verstorbenen Vaters dem Heimatverein Gütersloh e.v.
Fast alle Geräte stammen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. In Stahlbehältern, die Dr. Heinrich anfertigen ließ, bewahrte er sie nachts auf, um sie vor etwaigen Luftangriffen zu schützen. Tatsächlich gelang das, nachdem 1944 das Haus in der Berliner Straße von Bomben getroffen wurde. Da ist z.B. ein Refraktometer; es diente zum Ausmessen von Sehfehlern wie Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmungen.
Ein Projektionsperimeter (Gesichtsfeldgerät) des Herstellers Carl Zeiss von 1939 – Hiermit wird aufgezeichnet, was ein Patient bei Geradeausblick in der Peripherie noch erkennen kann. Mit dem Anomaloskop lässt sich eine Rot-Grün-Störung feststellen. Das Infrarot-Bestrahlungsgerät wurde zum Bestrahlen äußerer Erkrankungen des Auges verwendet.
All diese Geräte dienten zur Gesunderhaltung der Augen und zur Ermittlung, welche Sehstärken eine Brille haben musste. Heute ist die Brille längst nicht mehr nur ein Hilfsmittel, das uns dabei hilft klar zu sehen, längst ist sie auch zu einem modischen Accessoire geworden
Nun haben wir uns einen Augenblick mehr Zeit genommen und das war gut so. Wir haben eine Menge erfahren über die Zeit, in der Dr. Kurt Heinrich hier bei uns gelebt und gearbeitet hat. Das Stadtmuseum ist immer einen Besuch wert, einfach mal hingehen! Wir vom Carl kommen wieder!