Mister Walkmann - Bernd Johannhardt

Wieder mal eine Story aus unserer schönen Stadt, die uns selbst einfach nur begeistert. Als Mister Walkman uns in seine Wohnung hineingebeten hatte, waren wir vom Carl einfach nur geflasht. Wir fühlten uns in eine andere Zeit versetzt. Eine Welt aus Highfidelity und Musikabspielgeräten, die den musikbegeisterten Menschen ihre Stars bereits in den 70er, 80er und 90er Jahren ins Wohnzimmer brachten. 

Egal ob mit einer so genannten Single, einer Maxisingle oder einer Langspielplatte aus Vinyl - zusammen mit einem Plattenspieler, einem Verstärker oder Receiver und einem Paar Lautsprecherboxen hattest Du das
Gefühl die Bands spielen bei Dir zuhause – ein unverwechselbarer Sound.

Aber es gab nicht nur die Schallplatte, sondern auch die Musikkassette. Entweder als Leerkassette, um die Musik von einer Platte aufzunehmen, oder direkt aus dem Radio mitzuschneiden und so die eigene Lieblingsmusik, wann immer man möchte, anzuhören. Heute würde man sagen – Ondemand von der persönlichen Playlist! Die vergangenen Musiktauschbörsen, wie Napster, waren damals die Schulhöfe, denn dort wurden die selbst aufgenommenen Mixed Tapes zahlreich getauscht oder vervielfältigt.

Eines der Highlights aus dieser Zeit, war die Kaufkassette. Diese bestach mit einer unglaublichen Soundqualität und war vor allem frei von irgendwelchem »Dazwischengequatsche« der DJs, während man die Musik aus dem Radio selbst aufgenommen hat. Deshalb ist für Mister Walkman aka Bernd Johannhardt, der schon immer von den alten Tonträgern fasziniert war, die Musikkassette quasi Pflichtprogramm.

Bernd erklärte uns auch, dass die Künstler ihre Songs damals sowohl als LPs und zeitgleich als Tape auf den Markt brachten, um so alle Musikgeräte und Fans gleichsam bedienen zu können. Aber auch, dass der wohl allererste »True Crime« Podcast, die »Alcatraz Cellhouse Tour«, in der ehemalige Häftlinge und Wärter des legendären Gefängnisses von ihrer dort lebenslang verbrachten Zeit erzählten, als Kassette auf den Markt kam.

Durch Freunde, Bekannte und natürlich von den Flohmärkten hat es Mister Walkman geschafft, unzählige Kaufkassetten zusammenzutragen. Mittlerweile bekommt er sogar von überallher, Musiktapes aus Nachlässen oder verlassenen Kellern angeboten. So ist eine vielfältige Sammlung zusammengekommen, welche in Deutschland wohl einzigartig sein dürfte.

Für Bernd Johannhardt ist es aber auch ganz klar - was wäre die Kassette ohne das dazugehörige Abspielgerät. Da gab es das hochwertige Tapedeck, als Teil des Klangerlebnisses einer HiFi-Anlage, von denen er über zehn Stück sein Eigen nennen darf. Und natürlich das Kofferradio für die Küche, das Kinderzimmer oder den Garten. Aber auch für unterwegs, wenn man mal ins Freibad wollte.

Mit Aufkommen der Fitnesswelle, Ende der 70er Jahre in den USA, wurden die Ansprüche allerdings größer. Während die Jungs in der Bronx noch mit Rollschuhen und einem riesigen Gettoblaster auf der Schulter die Allercoolsten waren, brachte Sony den TPS-L2, den ersten Walkman auf den Markt und revolutionierte damit alles Vorangegangene. In einer unglaublichen Geschwindigkeit entdeckten Fitnessbegeisterte die »körpergebundene Kleinanlage für hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen« für sich und der Siegeszug für den Walkman war nicht mehr aufzuhalten.

Und genau dieser erste Sony Walkman erfährt zur Zeit ein Revival, denn er spielt die Hauptrolle in dem Hollywood Block Buster Filmen der Reihe »Guardians of the Gallaxy« - und man glaubt es nicht: Bernd hat den TPS-L2 zu Hause stehen.

Als Bernd uns das erzählt, kommt er langsam ins Schwärmen, denn der Walkman ist seine große Leidenschaft. Mit dem WALKY III besitzt Bernd sogar einen der Ersten auf den Markt gebrachten Walkmans. 

Schnell ist eine Sammelleidenschaft nicht nur die Musikkassette, sondern auch für den Walkman entstanden, die dafür gesorgt hat, dass er unzählige Geräte aus den unterschiedlichsten Jahrgängen besitzt und so sogar die Entwicklung der Geräte aufzeigen kann. Die anfangs erst riesigen Walkmans konnten nur das Musiktape abspielen. Später wurden die Geräte immer kleiner und filigraner, dass sie kaum größer als die eigentlichen Kassetten waren. 

Coole Features waren später auch, Radio hören zu können. Mit dem Panasonic RQ-SX60V, war es sogar möglich den terrestrisch verbreiteten Fernsehton zu empfangen und so Fußballländerspiele oder die Fußballbundesliga per O-Ton überall mitverfolgen zu können – in den 80er
Jahren ein absolutes Must-have.

Ins Schwärmen kommt er aber auch, wenn er uns seine Sondermodelle zeigt. Wenn Du wie Bernd im Besitz des Walkmans von AIWA bist, warst Du der Held an jedem Platz unter freiem Himmel. Dieser hatte sogar transportable Lautsprecher und machte das Sounderlebnis, wie zum Beispiel auf der Decke im Freibad, für alle berauschend. Aber auch das transportable Kofferradio mit Kassettendeck im Elvis-Chevrolet Look begeisterte alle, die es erleben durften.

Natürlich ist Bernd auch immer wieder von seinen Kassettendecks begeistert, wie dem Frontlader von Pioneer, oder dem unglaublichen Kassettenwechsler von PHILIPS, welcher auf jeder Party der absolute Hammer war, denn der konnte selbstständig 6 Musiktapes hintereinander abspielen und sorgte so für bis zu 12 Stunden Musikdauerschleife. Das war damals schon fast Science-Fiction.

Als 1982 die erste CD (Compact Disk) herauskam, stand die Musikkassette quasi vor dem Aus. Den Walkman konnte man natürlich Upgraden, und so gab es diesen ab 1984 mit CD-Laufwerk. Als dann der DC-Stick und der IPod aufkamen, war der Walkman auch passé. 

Aber gut, dass es begeisterte Passionisten wie Bernd »Mr. Walkman« gibt. Er ist nicht nur Sammler und
Benutzer, sondern Restaurateur und Reparateur all seiner Walkmans und Tapedecks. Er hat sich alles selbst beigebracht und das ist nicht gerade »ohne«. Die Arbeit ist oft sehr filigran und bedarf der Fingerfertigkeit und handwerklichem Geschicks. Denn, wenn ein Walkman gerade mal so groß ist wie eine Musikkassette, ist auch kein Platz für Schrauben oder ähnliches. Hier muss gelötet und mit Spezialwerkzeig im Millimeterbereich vorsichtig gearbeitet werden. Wenn das Gerät dann wieder die Lieblingsmusik abspielt, ist die Freude natürlich groß und Lohn aller Mühen.

Mister Walkman hat im Grunde die Zukunft vorausgesehen, denn die Vinyl-Schallplatte und die Musikkassette erfahren gerade ein Mega Comeback. Während Künstler schon etwas länger ihre Songs auch auf LPs zusätzlich herausbringen, zieht jetzt das »Music Tape« nach. Ganz frisch ist »Voyage« von ABBA, das Album »Return of the Super Ape« der Band The Upsetters und das neueste Album um Kultsängerin Blondie als Kaufkassette erschienen.

Nach unserem Besuch bei Bernd, sind wir vom Carl, auf jeden Fall mehr als nur begeistert und haben auch gleich ein restauriertes Tapedeck von ihm erworben und können es gar nicht abwarten, den alten megacoolen Sound erneut erleben zu dürfen.

Übrigens, wer noch ein paar alte Schätzchen für Bernd im Keller, oder auf dem Speicher hat, der kann gerne Kontakt mit Ihm aufnehmen.